Hotelbetten um jeden Preis

Das geplante Volkshotel in der Perronsstaße in Tegernsee-Süd hat der Tegernseer Stadtrat bereits im März abgesegnet. Dennoch bleibt es ein Dauerthema. Bis der endgültige Bebauungsplan aufgestellt ist, müssen weitere Fragen geklärt werden.

Dabei wollte man in der letzten Sitzung nur über ein paar kleinere Änderungen in der Fassadengestaltung beraten. Es entwickelte sich allerdings eine lebhafte Diskussion über Sinn und Nutzen des Projekts für die Stadt.

So sah das Modell des geplanten Hotels bislang aus

Die Idee lautet: Vier-Sterne-Komfort zum Preis von Zwei-Sterne-Komfort. In 135 Zimmern und 40 Suiten will die a-ja-Hotelgruppe von Aida-Gründer Horst Rahe dieses Versprechen auf dem ehemaligen HypoVereinsbank-Gelände in Tegernsee Süd einlösen. Ein günstiges Familienhotel mit einem durchschnittlichen Zimmerpreis von 39 Euro soll entstehen. Alle Extraleistungen wie Sauna und Wellness müssten dazugebucht werden

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Unter Tegernsees Niveau?

Ende März segnete der Stadtrat die Grundidee bereits ab und sprach sich dafür aus, in den kommenden Monaten einen Bebauungsplan auszuarbeiten. „Es wird noch mehrere Durchgänge für die Details geben“, so Bürgermeister Peter Janssen. Nichtsdestotrotz waren damals nicht alle Stadträte von dem Konzept und der in ihren Augen massiven Bebauung begeistert. So betonte Thomas Mandl schon im März:

Die a-ja-Gruppe wurde erst im letzten Jahr gegründet und hat bislang noch keine Erfahrung mit dem Betreiben eines Hotels. Auch die Idee der 39-Euro-Zimmer sehe ich kritisch. Schaut man sich die Zimmer auf der Homepage an, ist das niemals Vier-Sterne-Niveau. Ich sehe hier die Gefahr, dass die Zimmer als Fertigteil eingebaut werden.

Bei der Sitzung am Dienstagabend ging es dann eigentlich nur um kleinere Änderungen in der Gestaltung der Fassade. Im bisherigen Modell ist ein Hotel mit 3.200 Quadratmetern Nutzfläche vorgesehen. Mit einer Holzfassade soll es sich in die örtliche Bebauung einfügen. Auf Fensterläden und Balkone wollte der Betreiber aber bislang verzichten. Das stieß einigen Stadträten jedoch schon in der Vergangenheit sauer auf.

Jetzt soll die Fassade doch mit Balkonen ausgestattet werden
Jetzt soll die Fassade doch mit Balkonen ausgestattet werden

Aus diesem Grund hat der Investor mittlerweile seine Meinung geändert und setzt nun doch auf Balkone. Zudem wurde auch die Länge des Gebäudes von 84 auf 79 Meter verkürzt, und aus drei Quergiebeln wurden zwei gemacht. Eigentlich hätte man im Stadtrat also zufrieden sein können.

Gegen den Hotelbettenschwund

Trotzdem entbrannte erneut eine intensive Diskussion darüber, ob man ein Hotel mit einem solchen Konzept überhaupt haben möchte. Und so betonte Stadtrat Thomas Mandl erneut, dass für ihn die Bebauung an dieser Stelle immer noch zu massiv sei.

Zudem stellte er klar, dass das Hotel in dieser Form zwischen null und vier Sternen anzusiedeln sei und er einen solchen wahllosen „Vielfraßtourismus“ nicht unterstützen könne. Mandl stellte daher die grundsätzliche Frage, ob man so ein „Billigkonzept“ in Tegernsee überhaupt haben will. Bei einigen seiner Stadtrat Kollegen stieß er damit aber auf Unverständnis. So erwiderte Anton Staudacher (CSU):

Du bist gegen alles. Das Almdorf, ein Hotel am Guggemos und gegen dieses Projekt. Wie soll Tegernsee den stetigen Rückgang der Gästebettenzahlen denn sonst auffangen?

Dass die Stadt seit Jahren kontinuierlich Hotelbetten verliert, betonte auch Bürgermeister Peter Janssen. „Jedes Jahr haben wir 30 Betten weniger.“ Im vergangenen Jahr waren es nur noch 1.349 Betten. Ein Rückgang von knapp 20 Prozent in zehn Jahren.

„Ich finde es wichtig, dass in Tegernsee auch in Zukunft verschiedene Hotelsegmente vertreten sind. Das Almdorf wird hochpreisig, das a ja-Hotel eben günstiger. Wir dürfen nicht zu elitär daherkommen“, so Michael Bourjau (Freie Wähler). Am Ende stimmte der Stadtrat schließlich mit 14:1 für das neue Fassadenmodell und die weitere Fortschreibung des Bebauungsplans.

Sondersitzung soll letzte Details klären

Die noch offenen Fragen sollen nun in einer Sondersitzung des Stadtrates am kommenden Dienstag geklärt werden. „Der Bebauungsplan ist in Vorbereitung. Die dafür notwendigen Gutachten sind in Auftrag gegeben“, erklärte Janssen. Dabei handelt es sich um notwendige Analysen. Unter anderem wird gerade ein Umweltgutachten über die benötigten Ausgleichsflächen für den Bau der Anlage erarbeitet.

Zudem sind ein Lärmgutachten und eine Einschätzung über die Auswirkungen auf den Verkehr nötig: Aufgrund der zukünftig steigenden Anzahl an Autos könnte an der Einfahrt zur Perronstraße eine Abbiegerspur notwendig werden. „All diese Fragen müssen im Vorfeld sorgfältig geklärt werden“, betonte der Bürgermeister vor rund drei Wochen. Erst dann kann auch ein gültiger Bebauungsplan aufgestellt werden.

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