Huber kritisiert Wähler und Konkurrenz

Am vergangenen Freitag stand bei der SPD die Aufarbeitung der Wahlergebnisse an. Es herrscht Ratlosigkeit in der Partei. Man fragt sich, warum man von den Affären um Landrat Jakob Kreidl nicht profitieren konnte.

Die Enttäuschung sitzt insbesondere beim gescheiterten Landratskandidaten Robert Huber immer noch tief. „Es ist genug. Alles mache ich nicht mit“, so der Wiesseer Vize-Bürgermeister. Er kritisiert dabei besonders die fehlenden Inhalte bei seinen Konkurrenten.

Von links:  Christine Negele, Robert Huber und Martin Walch.
Von links: Christine Negele, Robert Huber und Martin Walch.

Eine konkrete Analyse der Ergebnisse mit anschließender Diskussion kündigte die Kreisvorsitzende Christine Negele gleich zu Beginn ihres Vortrags am Freitagabend in Wiessee an. Dafür stellte sie zunächst einmal fest, dass das schwache Ergebnis Teil eines bayernweiten Trends sei, in dem die SPD nun schon seit 1994 stecke.

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Tegernseer Tal rettet SPD

„Mit einem Verlust von 23,8 Prozent an Zustimmung seit 1994 sind wir in dieser Tabelle nicht die schlechtesten“, so Negele. Aus Sicht der Kreis-SPD besonders besorgniserregend sei jedoch, dass sie vor allem in ihren ehemaligen Hochburgen Miesbach, Holzkirchen und Hausham starke Einbrüche hinnehmen mussten.

„Die Zustimmung aus der Bevölkerung verlagert sich immer mehr ins Tegernseer Tal“, erklärt die Kreisvorsitzende. „Hier haben wir uns mittlerweile stabilisiert“, sagt auch Kreisvorstand Martin Walch aus Kreuth. Aus Sicht Negeles hänge dies aber vor allem damit zusammen, dass mit Walch in Kreuth, Thomas Mandl in Tegernsee und Robert Huber in Bad Wiessee drei prominente Zugpferde am Tegernsee zu Hause sind.

Huber kritisiert Rzehaks Politik

Dennoch müsse man sich die Frage stellen, warum man aus den Affären um Landrat Jakob Kreidl „überhaupt nicht profitiert“ habe, hieß es aus den Reihen des Vorstands. Landratskandidat Robert Huber warnte jedoch davor, das Ergebnis des ersten grünen Landrats als Beispiel zu nehmen.

Es ist ja nicht so, als würde man hier erzgrüne Politik betreiben. Wenn ich die Aussagen Rzehaks zum Sudelfeld höre: „Da kann man wohl nichts mehr machen.“ Ja, danke schön, das ist für mich keine grüne Politik.

Noch immer zeigt sich Huber tief enttäuscht von seinem Abschneiden bei der Kommunalwahl. Er habe seit einem Jahr eine Menge Anstrengungen in die Kandidatur gesteckt, sein Privatleben komplett zurückgefahren. Dennoch reichte es nur für 18 Prozent. „Kann man die Leute heutzutage denn nur noch im Stile einer Bildzeitung erreichen?“, fragt Huber seine Parteikollegen.

An der Bekanntheit könne es nicht gelegen haben, meint Huber. Er habe prüfen lassen, wie er und seine Gegenkandidaten in den vergangenen Jahren dargestellt wurden. „Dabei wurde ich weitaus öfter erwähnt als die Herren Rzehak und Kerkel. Und das durchaus positiv“, so Huber. Dennoch habe der Wähler sich für diese beiden entschieden. Offenbar, so der indirekte Vorwurf Hubers an seine Konkurrenten, da man sich im Wahlkampf auf Parolen statt auf Inhalte konzentriert habe:

Wir haben uns bewusst für einen Wahlkampf mit Inhalten ausgesprochen. Wenn man die Leute so nicht mehr erreicht, sondern nur mit Wahlslogans im Stile von: „Ich bin ehrlich, fleißig und korrekt“, dann sollen sie sehen, was sie dafür kriegen. Ich stehe dafür jedenfalls nicht zur Verfügung.

Aus diesem Grund habe er auch sein Kreistags-Mandat nicht angetreten, da er auch einen gewissen Anspruch an sich selbst habe. Negeles Analyse zielte in eine ähnliche Richtung. Zwar hätten die Themen gestimmt, man habe damit aber nicht die Emotionen der Wähler wecken können. Den vereinzelt geäußerten Vorwurf, man habe sich nicht früh genug auf Kreidl eingeschossen, wiegelte sie jedoch ab.

Neuer Vorsitzender gesucht

Doch wie soll es nun weitergehen mit der SPD? Man einigte sich darauf, nun zunächst eine Klausurtagung vorzubereiten, in der die Themen der nächsten Jahre besprochen werden sollen. Zudem will sich die SPD verjüngen. „Wir müssen mehr junge Leute in den Kreistag bekommen. Die hatten bei dieser Wahl keine Chance“, fordert beispielsweise Walch. Daher soll nun eine Strategie her, wie man die potenziellen Kandidaten schon früh in der Bevölkerung bekannt macht, und nicht erst kurz vor der Wahl.

Wer die SPD allerdings in diese schwierige Zukunft führen wird, ist derzeit offen. Negele kündigte bereits an, bei der nächsten Wahl zur Vorsitzenden nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Dies will sie jedoch nicht als Reaktion auf das Wahlergebnis verstanden wissen. „Ich halte mich nur an mein Wort von vor zwei Jahren“, so Negele zu dem Thema.

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