Es war die Touristikfachfrau Anastasia Stadler (CSU), die am Ende der Sitzung die Erhöhung der Kurtaxe in Bad Wiessee um 65 Prozent ins Spiel brachte. Was bedeutet dies für Rottach-Egern, fragte sie am Ratstisch, „wie gehen wir damit um?“ Diese Problematik sollte doch mit den Talgemeinden und der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) konstruktiv angegangen und gemeinsam gelöst werden. Die Kurtaxe sei der kleinste gemeinsame Nenner, der die TTT-Gesellschafter einen sollte. Im Jahr 2012 sei eine Lösung mit 2 Euro als Kurbeitrag gefunden worden. „Diese aber wurde mit dem Beschluss aus Wiessee mit den Füßen getreten“.
Für Bürgermeister Christian Köck (CSU) kommt der Vorgang am Westufer „absolut zur Unzeit“, nachdem man die letzten Jahre mit Peter Höß, der jetzt im Krankenstand ist, sehr gut zusammengearbeitet habe. Robert Huber als sein Vertreter versuche sich gerade „auf irgendeine Art und Weise in Szene zu setzen, die nicht sehr angemessen ist“. In der Bürgermeisterrunde, in der das Thema ausführlich besprochen worden sei, wären die Kollegen seiner Meinung gewesen, „dass Wiessees Vorgehen dem Talgedanken sehr schadet“. Der schlimmste Verstoß sei für ihn, so Köck, dass man dies ohne Rücksprache mit dem örtlichen Verkehrsverein „über die Bühne gebracht hat“.
Rottach „schießt nicht aus der Hüfte“
Die Absicht der Erhöhung sei ihm kurz vor dem Beschluss in Wiessee bekannt geworden. Man habe Geschäftsleiter Hilmar Danzinger auch gebeten, den Alleingang nochmals zu überdenken und sich nur für eine Empfehlung auszusprechen. Diese sollte dann mit allen Gremien der Talgemeinden erörtert werden. „Doch dieser Vorschlag wurde leider in den Wind geschlagen und mit Mehrheit durchgedrückt“. Laut Köck hätte Kollege Huber ursprünglich sogar von 2 auf 4,20 Euro erhöhen wollen. Er habe dies mit den finanziellen Gegebenheiten der Gemeinde begründet. Doch dann habe sich die Wiesseer Verwaltung auf 3,30 Euro geeinigt, ähnlich wie in Bad Reichenhall.
Seinen Rottacher Verkehrsverein hätte er damit beruhigen können, so Köck, „wir brauchen nicht aus der Hüfte schießen“. Sein Rathaus werde dies in Ruhe angehen und den richtigen Zeitpunkt abwarten, „die Form sollte vor allem für kleinere Betriebe verträglich sein“. In Absprache mit Höß habe er schon vor Jahren über eine moderate Erhöhung gesprochen, die dem Leistungsangebot entspreche. Nun aber habe Wiessee bemerkt, welche hohe Wellen das Thema schlägt. Schnell habe Kollege Huber die Begriffe „Hysterie und mangelnde Solidarität“ strapaziert.
„Standortnachteil“ für Wiessee
Köck will zunächst einmal abwarten, „was in Wiessee passiert“. Vorstellen könne er sich eine Gegenoffensive der Vermieter, um den Beschluss noch „zu Fall zu bringen“. Über den Alleingang sollte sich Wiessee nochmals Gedanken machen, „denn wir brauchen uns die nächsten Jahre noch gegenseitig“. Doch dies sei „kein guter Start“ für eine Zusammenarbeit gewesen. Jetzt drohe Wiessee mit der Erhöhung ein „Standortnachteil“, da dort noch „Vieles in der Mache und nicht fertig“ sei. Erst wenn dieses Leistungsangebot bestehe, sei eine Erhöhung gerechtfertigt.
Auch Kausch in der Kritik
Verfehlt findet Köck daher, „aus einem vorauseilenden Gehorsam diesen Beschluss zu fassen, um Geld zu generieren“. Für Klaus Fresenius (FWG) hat die TTT als Mediator versagt. Die Befürwortung von „Alleingängen könne nicht das Ziel dieser Dachorganisation“ sein. „Eine klarere Aussage wäre hier sicher hilfreicher gewesen“, entgegnete Köck. Er bedauere, dass sich die Verantwortlichen in Wiessee nicht vorher Gedanken über die Konsequenzen gemacht hätten. „Wenn in Wiessee das Dach brennt“, müsse man sich dort eben Gedanken über eine Erhöhung machen, meinte Vize-Bürgermeister Josef Lang (CSU). Und vom TTT-Geschäftsführer Christian Kausch erwarte er sich einen „größeren Weitblick“.
„Sprecht ihr euch in der Bürgermeister-Dienstbesprechnung nicht ab“, fragte Thomas Tomaschek (Grüne), „das durfte nicht passieren“. Schon vor zwei Jahren sei mit Höß vereinbart worden, sich bei einer Erhöhung „gleichzuschalten“. Vergebens, „denn „ungeschickter wie jetzt kann man es nicht machen“. Für ihn und seine Kollegen sei Hubers Alleingang „ein Stoß vor den Kopf gewesen“. Die Freiheiten, die sich Huber nehme, „können es nicht sein“. Bestätigt fühlt sich Alexandra Wurmser (CSU) bei ihrer kritischen Einschätzung über Christian Kausch: „Er ist Buchhalter aber kein TTT-Geschäftsführer. Er tritt das gemeinsam Erreichte mit Füßen“.
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