Wie berichtet, ist der Berg unterhalb des auf 1.246 Metern gelegenen Berggasthofs Neureuth in Bewegung. Man könnte auch sagen, „der Berg kommt“. Gefahr droht von einem großen Riss quer durch den Hang, gleich oberhalb der ersten Kurve der Forststraße. Da Gefahr im Verzug ist, gab es gestern ein Krisengespräch im Rathaus mit Bürgermeister Johannes Hagn und Wirt Thomas Gigl, welche Alternativen es zur Versorgung der Neureuth gebe.
Denn nach wie vor ist sie über den Westerhofweg und von Gmund aus erreichbar, aber eben nicht für den Transport von Material und Personal. Es ist laut Hagn nicht nur für ihn eine „Katastrophe“, da die Stadt Verpächter ist, auch für die Wirtsleute, deren Existenz gefährdet sei. Nicht im Interesse der Stadt sei es, wenn der Pächter in Konkurs gehe, sollte die Sperrung des Winterwegs noch bis ins Frühjahr andauern.
„Oberaufreger“
Auch wenn es für den Rathauschef nun der erste „Oberaufreger“ dieses Jahres sei, wie er beim Neujahrsempfang der Stadt am Freitagabend erklärte, so müsse aus Sicherheitsgründen die Auffahrt zunächst gesperrt bleiben, „wenn auch nur der Hauch einer Gefahr besteht“. Hagn erinnerte an die tödlichen Katastrophen in Bad Reichenhall und Schneizlreuth, bei denen die Bürgermeister in Haftung genommen und verurteilt wurden. „Da ist ihnen niemand zur Seite gestanden“.
Die Aufgabe eines neuen Stadtrats sei daher, bei künftigen Fällen dieser Art gewappnet zu sein, „wie man mit solchen Situationen umgeht“. Denn die Neureuth sei für Stadt und Wanderer ein „wichtiges Thema“. Schließlich bewerbe man im Tal den sanften Tourismus. Dieser sei aber ohne Bau einer solchen Forststraße „nicht möglich“. Wenn da oben was passiere, könne die Neureuth mit dem Hubschrauber erreicht werden, wenn der Gasthof aber brenne, ist er für eine Feuerwehr ohne Forststraße nicht erreichbar. „Dann muss ich sie abbrennen lassen“.
300 Tonnen Berghang drücken
Inzwischen wurde der Hang mit Wasserbausteinen abgesichert. Das würde aber nicht bedeuten, dass der labile Hang damit sicher ist. Denn das Verhältnis seien 60 Tonnen Steine gegen 300 Tonnen Berghang. Dies würde schon erklären, dass der Steilhang noch nicht sicher ist. Ob die Straße nun wieder befahrbar ist, würde ein Geologe unter der Prämisse prüfen, ob sich „der Berg bewegt hat“. Nach den Niederschlägen am Wochenende werde sich zeigen, „wie sich der Berg verhält und wie es weitergeht“.
Hagn zufolge sei bei dem Gespräch auch ein Hubschraubereinsatz zur Materialbelieferung erörtert worden. Wer die Kosten für solch einen Einsatz übernimmt, müsse noch intern in einem Ausschuss der Stadt geklärt werden. „Primär ist es wichtig, Wege zur Bewirtschaftung der Neureuth zu finden“, so Hagn. Verhandelt habe er auch mit seinem Amtskollegen Alfons Besel in Gmund. Denn auch von dort führe von der Gasse eine Forststraße „fast bis ganz rauf“. Über sie wäre mit Unimogs eine Belieferung und die Auffahrt des Personals möglich.
Bedrohung der Existenz
Das Hauptproblem aber ist für Hagn die Klärung der Kosten für die Hangsicherungsmaßnahmen, denn 80 Prozent des Bergrückens gehören der Stadt. „Experten“ müssten auch die Verdienstausfälle der Wirtsleute regeln. Mit dieser Problematik soll sich nun der Finanzausschuss befassen. Hagns „persönliches Ziel“ wäre es, wenn alles nach Plan verliefe, dass die Neureuth „nächstes Wochenende wieder geöffnet ist“.
Auf mehr Glück hofft Wirt Gigl. Wenn der Geologe sein Einverständnis gebe, „können wir am Dienstag wieder fahren“. Dennoch halte er dies für „unwahrscheinlich“. Als Worst Case bliebe laut Gigl die Warenversorgung mittels Unimog über den Westerhofweg. Darüber müsse aber noch mit Feuerwehr und Bauhof geredet werden. Derweil begnügt sich Gigl mit strammen Fußmärschen zu seinem Gasthaus. „Zuletzt habe ich 26 Minuten für den Aufstieg gebraucht“.
TV-Tipp: Die Rundschau des BR sendet heute um 18:30 Uhr einen Bericht über die Ereignisse an der Neureuth.
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