Hufeisen rückt in Hochwasserzone

Beim Juni-Hochwasser 2013 stand das ehemalige Hotel-Lederer bis ins Erdgeschoß im ausufernden Tegernsee. Nun soll, wie berichtet, an gleicher Stelle das Luxus-Resort von Thomas Strüngmann entstehen. Das Problem ist erkannt – jetzt geht es an die aufwendige Umsetzung. Andere hoffen derweil, dass endlich ein Schandfleck beseitigt wird.

Beim Hochwasser 2013 stand das Leder-Areal unter Wasser
Beim Hochwasser 2013 stand das Leder-Areal unter Wasser

Viele Tegernseer Talbewohner haben das Hochwasser im Juni 2013 noch in guter Erinnerung. Es machte vor nichts Halt. Nicht nur in vielen Nobelvillen in Seeufernähe liefen Keller und Tiefgaragen voll, auch Hotels wie das Bachmair am See in der Egerner Bucht kämpften jahrelang mit den Folgen des Hochwassers. Lang galt eine Bebauung in der Hochwasserzone als No-go-Area. Dies hat sich jetzt wohl geändert, wenn man entsprechenden technischen Aufwand betreibt.

Wiessees Bauamtsleiter Helmut Köckeis kann sich noch gut erinnern, als das Hotel Überfahrt in Rottach-Egern gebaut wurde. „Die Herstellung der Tiefgarage war so kompliziert, dass sogar Taucher mit im Einsatz waren. Technisch ist alles möglich“. Die gleiche Problematik stellt sich wohl nun bei dem 210-Zimmer-Luxushotel von Thomas Strüngmann an der Seepromenade. Wie berichtet, müssen etwa 270 Stahlbetonpfähle in den schwammigen Untergrund gerammt werden, die dann allein das Hotel tragen sollen.

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„Retentionsraum für das Hochwasser“

Doch schwieriger wird es mit dem nördlichen Trakt, der weit über die Hochwasserlinie an den See heran ragt. Dies verdeutlicht ein Vergleich der Planskizzen mit der Karte der Hochwasserlinie, die weit in das bisherige Lederer-Areal reicht. Doch das Handicap ist bekannt, wie Strüngmanns Projektleiter Thomas Maier auf Nachfrage bestätigt.

„Der nördliche Trakt des geplanten Hotelgebäudes ragt zum Teil über die Linie des 100-jährigen Hochwassers. Zur Kompensation sieht die Planung vor, dem dadurch verdrängten Volumen durch Geländeanpassungen in Innenhof und nördlichen Freiflächen wieder den nötigen Platz zu schaffen, so dass in Summe dem Hochwasser kein Retentionsraum verloren geht. Dies ist mit dem Wasserwirtschaftsamt bereits vorbesprochen“.

Die Hochwasserlinie ragt in das Lederer-Areal. Das Haupthaus steht komplett in der Gefahrenzone (blaue Linie).
Die Hochwasserlinie zieht sich durch das Lederer-Areal. Das Haupthaus steht komplett in der Gefahrenzone (blaue Linie).

Der Problembereich der östlichen Tiefgarage ende an der Grenze der Innenhofterrasse. „Die östlichen Spitzen der Hotelplanung könnten bei Hochwasser ohne zu erwartenden Schaden umspült werden, das Untergeschoß ist in wasserundurchlässiger Bauweise vorgesehen“, beschreibt Maier die aufwändige Konstruktion.

TTT: Innovation belebt das Geschäft

Ob dies schon so in trockenen Tüchern ist, wird der weitere Verlauf im Bebauungsplanverfahren zeigen, an dem 20 bis 30 Behörden beteiligt seien, wie Bauamtsleiter Köckeis das weitere Procedere schildert. „Alle Bürger haben dann das Recht, ihre Einwände oder Widersprüche darzulegen. Dies muss dann vom Gemeinderat in öffentlicher Sitzung gewichtet werden“, so Köckeis. Dies schreibe das Baugesetzbuch vor, anders ginge es auch nicht.

Derweil ist man bei der Tegernseer Tal Tourismus GmbH voller Optimismus über Strüngmanns Pläne. Interims-Geschäftsführer Christian Kausch hofft, „dass nicht nur Bad Wiessee, sondern das gesamte Tegernseer Tal davon profitiert, vor allem auch in Kombination mit dem neuen Jodschwefelbad“. Man sehe jetzt, dass sich hier bereits Viele Gedanken gemacht hätten, wie sich das Konzept in die umliegende Bebauung und vor allem das Seeufer einfügen könne. Kausch weiter:

Deshalb ist es auch absolut positiv zu bewerten, dass die Promenade erweitert und Parkflächen aufgewertet werden sollen. Neue innovative Konzepte beleben das Geschäft, ziehen die Umgebung mit und führen zu neuen Innovationsschüben. Nicht zuletzt wird damit ein weiterer Schandfleck endlich beseitigt.

Dass sich in einer der besten Lagen am Tegernsee endlich was tut, darüber ist auch Robert Kühn von der Einzelhändler-Gemeinschaft Aktive Wiesseer froh. Unbestritten sei, dass hier ein Hotel im gehobenen Segment entstehen müsse. “ In Kombination mit den übrigen Hotelplanungen in Bad Wiessee wird dies den Ort voranbringen. Allerdings ist dringend darauf zu achten, dass zum einen eine nicht zu massive Bebauung und auf der anderen Seite nicht zu viele “Luxus-Chalets” als Zweitwohnungen entstehen.

Eine Konkurrenz zu den geplanten Einzelhandelsflächen sieht Kühn nicht. „Wir freuen uns auf ein dann gestiegenes Angebot für unsere Gäste und Einheimische“, beteuert Kühn. Bewusst sei ihm aber, da der Handel bereits jetzt durch die Baustellen enorm leide, dass dies in den zukünftigen Jahren der Bauphasen „sicherlich nicht besser“ werde. Er hofft daher auf eine Solidarität im Ort.

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