“Hundertprozentigen Schutz gibt es nicht”

34 Einbrüche gab es 2013 am Tegernsee. Im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 100 Prozent. Die jüngsten Vorfälle in Rottach-Egern und Waakirchen zeigen, dass sich dieser Trend offenbar fortsetzt.

Viele Talbewohner denken nun über mehr Schutz nach. Experten der Kriminalpolizei, aber auch private Sicherheitsanbieter geben Tipps, wie man sich vor den Gefahren schützen kann. Und werden immer öfter aus dem Tegernseer Tal angefragt.

Raubüberfälle, wie jüngst in der Rottacher Dr.-Scheid-Straße, sind im Tal glücklicherweise immer noch eine Seltenheit.
Raubüberfälle, wie jüngst in der Rottacher Dr.-Scheid-Straße, sind im Tal glücklicherweise immer noch eine Seltenheit.

Erst der brutale Raubüberfall in der Rottacher Dr.-Scheid-Straße, und kurz darauf ein Einbruch in Waakirchen. Aufgrund der jüngsten Geschehnisse, aber auch der Entwicklung des vergangenen Jahres, wenden sich nun immer mehr besorgte Bürger an die zuständigen Beratungsstellen und an private Sicherheitsfirmen. So erklärt Kriminaloberkommissar Peter Körner von der Beratungsstelle der Miesbacher Kriminalpolizei:

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Wir haben im November und Dezember einen deutlichen Anstieg an Beratungen zu verzeichnen.

Nehmen die zuständigen Experten landkreisweit normalerweise im Jahr rund 200 Beratungstermine wahr, waren es allein im November und Dezember 50 solcher Treffen mit besorgten Bürgern, die sich vor Ort zum Stand der Sicherheit ihrer Wohnungen und Häuser beraten ließen. Eine Beratung über das Telefon sei, so Körner, dagegen wenig sinnvoll, da man das Objekt kennen müsse, um die Bewohner auch sinnvoll beraten zu können.

Schwachstellen gibt es fast immer

Körner vereinbart auf Anfrage Termine und schaut sich dann gemeinsam mit seinem Expertenteam die Häuser und Wohnungen an. Schwachstellen, die als „Einladung“ für potenzielle Einbrecher dienen könnten, werden so ausfindig gemacht. „In 95 Prozent der Fälle finden wir immer was“, betont Körner, der aber auch deutlich macht, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt.

Grundsätzlich rät der Kriminal-Oberkommissar dazu, es Einbrechern so schwer wie möglich zu machen. Dabei helfen schon kleine Maßnahmen, wie das Vermeiden von gekippten Fenstern oder absperrbare Fenstergriffe mit einen sogenannten Zieh- und Bohrschutz.

Peter Körner von der Beratungsstelle der Miesbacher Kriminalpolizei. Bild: Kriminalpolizei Miesbach
Peter Körner von der Miesbacher Kripo berät besorgte Bürger auch im Tal / Bild: Kripo Miesbach

Auch Bewegungsmelder und Licht seien gängige Abschreckungsmittel für Einbrecher, wie der Kripo-Mann erklärt:

Die meisten Täter nehmen sich nicht mehr als eine Minute Zeit, um in ein Objekt reinzukommen. Scheitern sie oder werden durch einen Bewegungsmelder gestört, brechen sie den Einbruchsversuch meistens ab.

Wem die beschriebenen Abschreckungsmittel noch nicht reichen, der kann auf eine Videoüberwachung oder gar Infrarot-Lichtschranken setzen. Das macht sich dann allerdings auch im Preis bemerkbar.

Sicherheit durch private Unternehmen

Doch derzeit sind offenbar immer mehr Bewohner im Tegernseer Tal gewillt, für ihre Sicherheit auch richtig Geld in die Hand zu nehmen. Das berichtet Harald Kastner von der Sicherheitsfirma Tegernseer Objekt Schutz. Kastner ist seit 1979 in diesem Geschäft tätig und mit seiner Firma in Gmund ansässig. Er zählt mehrere Hundert Geschäfts- und Privatleute im Umkreis von rund 25 Kilometern zu seinen Kunden.

Neben dem klassischen Objektschutz und der Überwachung von Anwesen berät die TOS diese auch in grundlegenden Sicherheitsfragen. Dabei appelliert Kastner immer wieder auch an die Eigenverantwortung seiner Kunden. „Es kommt jeden Monat rund fünfmal vor, dass wir bei unseren nächtlichen Kontrollfahrten auf nicht verschlossene Türen treffen“, so der Gmunder.

Für jeden Einbrecher sei das ein gefundenes Fressen. Im Rahmen des nächtlichen Streifendienstes werden dabei die Objekte der Kunden, die diese Leistung gebucht haben, abgefahren und überprüft. „Wir verfahren hier bewusst unregelmäßig. Häufigkeit, Anzahl und Wiederholungen variieren, da wir Einbrechern keine Zeitfenster eröffnen wollen“, erklärt er die Vorgehensweise. Auch tagsüber bietet sein Sicherheitsdienst den Streifendienst auf Wunsch an. „Das sei alles eine Kostenfrage, ein solcher Zeitaufwand habe einfach seinen Preis“, betont Kastner.

Alarmanlage als logischer Schritt?

In seinen Augen sind aber auch Häuser, die über eine Alarmanlage verfügen, gut vor ungebetenen Eindringlingen geschützt. „Die Einbrüche in alarmgesicherte Häuser hier im Tal liegen im Promillebereich“, ist sich Kastner sicher. Mit endgültigen Zahlen lässt sich diese Feststellung jedoch nicht belegen. Dennoch ist auch Kastner sich der deutlich gestiegenen Einbruchszahlen im Tegernseer Tal bewusst und sieht sich seit einiger Zeit, ebenso wie andere Sicherheitsanbieter, einer steigenden Nachfrage ausgesetzt.

Das bestätigt auch Thomas Gmeineder vom gleichnamigen Gmunder Schlüsseldienst. Auch Gmeineder bietet eine Sicherheitsberatung an. „Die Nachfrage ist in der letzten Zeit extrem gestiegen. Wir führen derzeit täglich rund vier solcher Sicherheitsberatungen durch“, so der Junior-Chef. Muss die Polizei am Tegernsee auch zukünftig in regelmäßigen Abständen neuen Einbrüchen auf den Grund gehen, dürfte die Nachfrage nach den privaten Sicherheitsdienstleistern und auch der Andrang auf die polizeilichen Beratungsstellen weiter hoch bleiben. Ein Ende der „Einbruchswelle“ scheint derzeit jedenfalls nicht in Sicht. 

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