HVO – Zaubertrank für ein klimaneutrales Tal?

DB-Cargo hat auf den Biokraftstoff HVO umgestellt. Der Stoff treibt Güterloks an, die vorher mit Diesel durch das Land ratterten. Wie sieht es mit innovativen Treibstoffen im Tegernseer Tal aus?

Mei so schee. Soll so bleiben? Geht nur gemeinsam. Foto: Stefan Schweihofer

Tankdeckel auf, HVO rein, und los geht’s. Der Kraftstoff aus Pflanzenrohstoffen, Schlachtabfällen und Klärschlamm braucht wenig bis keine Vorbereitung. Er lässt sich mit Diesel mischen oder in Reinform in den Tank gießen. Die Motoren brauchen keine Vorbereitung für den klimaneutralen Tank-Tiger. Sogar Palmöl ist raus, weil der Kraftstoff in Europa hergestellt werden kann. Das hat auch die Bundesregierung verstanden und den Zaubertrank im März HVO100 zugelassen. Theoretisch könnte man ihn also auch an Tankstellen bekommen. Aber der Reihe nach …

HVO

HVO wird durch die katalytische Hydrierung von Pflanzenölen oder tierischen Fetten hergestellt. Dabei werden Triglyceride, die Hauptbestandteile von Fetten und Ölen, in Anwesenheit von Wasserstoff in gesättigte Kohlenwasserstoffe umgewandelt. Im Vergleich zu herkömmlichem Diesel reduziert HVO die Treibhausgasemissionen um bis zu 90 Prozent. Die genaue Ersparnis hängt von den verwendeten Rohstoffen und der Produktionsmethode ab. HVO kann als direkter Ersatz für herkömmlichen Diesel in Fahrzeugen verwendet werden, ohne dass Motormodifikationen erforderlich sind. Es verbrennt sauberer und reduziert so die Emission von Schadstoffen und Partikeln.
Da HVO aus einer Vielzahl von erneuerbaren Rohstoffen hergestellt werden kann, darunter Pflanzenreste und tierische Abfälle, bietet er eine nachhaltige und umweltfreundliche Treibstoffalternative.

Tegernseer Flotte

Ein Blick auf die Rauchschwaden der MS Rottach-Egern könnte trügerisch sein. Bereits 2019 hat die Bayerische Seen-Schifffahrt (BSS), die auch die Flotten auf dem Königssee, dem Ammersee und dem Starnberger See betreibt, umgestellt. Hier wird Gas-to-Liquid (GTL) verbrannt. Michael Grießer, Geschäftsführer der BSS, erzählt uns, dass sie im Vorfeld sehr viele Gespräche geführt haben. Dass es mehr um Überzeugungsarbeit, als um die Technik gegangen sein, weil man letztlich nur kleinere Teile in den Motoren auswechseln musste. Dann konnten sie das GTL einfach auf den alten Diesel schütten – sogar ohne die Tanks zu reinigen.

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Der Verbrauch sei dadurch etwas höher, etwa 10 Prozent, schätzt Grießer. Zudem verweist er auch darauf, dass sie schon seit 1909 elektrische Schiffe in ihren Flotten haben. Diesen Sommer ist sogar ein neues E-Schiff an den Kai in Starnberg gegangen: “Es läuft gut”; eine Umrüstung auf HVO macht damit für die BSS keinen Sinn.

Bayerische Regionalbahn

Die Bayerische Regionalbahn (BRB) gehört zum französischen TransDEV-Konzern. Die zwar viele Klimaideen auf ihrer Webseite beschreiben, die aber mehr in Richtung treibstoffsparende Fahrweise als in Richtung Diesel-Ersatz gehen. Dass im Tal mehr über die Elektrifizierung als über Biokraftstoffe diskutiert wird, mag daran liegen, dass die Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft 1998 ihren Fahrbetrieb einstellen musste. Die TBG stellt nur die Infrastruktur zur Verfügung, sprich, sie vermietet ihre Schienen-Strecken. Sie kann also nicht hergehen, den Tankdeckel aufschrauben und HVO in die BRB-Loks füllen.

Die Busse – Regio Bus Bayern

28 Dieselbusse fahren um den See herum. Dazu kommen 13 Busse von privaten Unternehmen, die im Auftrag der RVO fahren. Sie befördern täglich rund 6.000 Fahrgäste, das schreibt uns eine Presssprecherin der Deutschen Bahn (DB). Weil, die Busse gehören zur Deutschen Bahn. Da läge es doch nahe, auch hier HVO abzufüllen? Doch die Antwort lautet, dass momentan keiner der Busse mit dem neuen Stoff fährt. Stattdessen gibt es einen blumigen Link, der verspricht, dass die DB bis 2040 ganz ohne Diesel auskommen will.  

Die Zukunft ist gestern

Übrigens: Trotz der Erfolgsgeschichten mit HVO betont die Deutsche Bahn, dass es dabei nur um eine Übergangslösung gehe. Das langfristige Ziel? Elektrifizierung mit 100 Prozent Ökostrom.

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