Ich lehne AstraZeneca ab – was dann?

Noch immer ist das Vakzin von AstraZeneca umstritten. Impfungen laufen in einigen deutschen Städten schleppend, viele lehnen den Impfstoff ab. Doch was genau passiert eigentlich, wenn ich mich nicht mit AstraZeneca impfen lassen will? Das Team des Impfzentrums Hausham will nun für Klarheit sorgen.

Was passiert mit der Dosis, sollte jemand den AstraZeneca-Impfstoff ablehnen? / Quelle: Archiv/Landratsamt

Seitdem das Vakzin von AstraZeneca in Deutschland verfügbar ist, werden immer wieder Kritik und Beschwerden über unangenehme Nebenwirkungen laut. Viele Virologen und Institute halten die Bedenken für unbegründet und doch wächst die Sorge innerhalb der Bevölkerung – auch hier bei uns in der Region, wie Landratsamt-Pressesprecherin Sophie Stadler bestätigt:

Auch die Menschen im Landkreis Miesbach sind teilweise verunsichert, was den Impfstoff der Firma AstraZeneca betrifft.

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Das Impfteam erhalte immer wieder einige Anfragen zum Impfstoff, „jedoch sind die Dosen bisher kein Ladenhüter.“ Lediglich 70 der bislang angebotenen Dosen von AstraZeneca wurden nicht angenommen. „Für diese wurden kurzfristig Abnehmer gemäß der Priorisierung des Bundes gefunden. Es wurden keine Dosen weggeworfen“, betont Stadler.

Seit dem Wochenende standen dem Impfzentrum erstmals 400 Dosen von AstraZeneca zur Verfügung, die alle bereits verwendet wurden. Zusätzlich wurden 500 Dosen von Moderna und 1.100 Dosen von BioNTech geliefert. „Alle Dosen werden für die täglich zirka 300 bis 420 Erst- und Zweitimpfungen im Impfzentrum in Hausham verwendet“, heißt es weiter.

Daran sieht man, ob man mit AstraZeneca geimpft wird

Weil der AstraZeneca-Impfstoff nur für Menschen bis 65 Jahren empfohlen werde, sei die Wahrscheinlichkeit allerdings sehr groß, dass priorisierte Impfwillige unter 65 Jahren vorerst nur das Produkt von AstraZeneca angeboten bekommen. Stadler betont noch einmal: „Aussuchen kann man sich das Produkt nicht.“

Es gebe jedoch einen „Trick“, wie man bei der Einladung zu einem Impftermin schon überprüfen kann, ob AstraZeneca verwendet werde: „Man erhält beim Terminvorschlag bereits zwei Termine, nämlich für Erst- und Zweitimpfung. Bei BioNTech und Moderna ist der Zweittermin drei bis vier Wochen nach dem Ersttermin. Bei AstraZeneca ist er neun Wochen nach dem Ersttermin.“

Wer den Impfstoff von AstraZeneca also auf keinen Fall möchte, kann den Terminvorschlag von Vornherein ablehnen. Man bekommt dann einen neuen Termin angeboten. „Dieser ist jedoch derzeit mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wieder mit AstraZeneca“, so die Sprecherin. Ein Zeithorizont, wann andere Impfstoffe angeboten werden, sei noch nicht abzusehen. Es kann auch nicht verbindlich zugesagt werden, wann ein neuer Termin angeboten wird.

Personen mit niedrigerer Priorisierung können vorgezogen werden

Laut Stadler sei es auch möglich, die Impfung noch am Impftermin selbst abzulehnen, nachdem man sich durch einen Arzt im Zentrum über den jeweiligen Impfstoff hat aufklären lassen. Es ist allerdings ausgeschlossen, den Impfstoff kurzfristig vor Ort zu „tauschen“, da jede Dosis fallgenau über die Software verteilt wird.

„Klar muss sein: Die übrigen Dosen müssen dann sehr schnell an die nächsten Impfwilligen vergeben werden, die der Algorithmus aus den Registrierten auswählt.“ Möglicherweise rutschen dann auch Personen nach, die eigentlich erst in der nächsten Priorisierungsgruppe berücksichtigt werden würden.

Die Regierung erlaubt, dass Impfwillige aus der niedrigeren Priorisierungsgruppe vorgezogen werden, wenn der Impfstoff sonst übrigbleibt oder weggeworfen werden müsste.

Das Impfzentrum empfiehlt daher, dass auch schon Impfwillige der nächsten Priorisierungsgruppe sich bereits jetzt auf dem Portal www.impfzentren.bayern anmelden. „Die Entscheidung der Gesundheitsministerkonferenz, Erzieher sowie Beschäftigte an Grund- und Förderschulen in Priorisierungsgruppe zwei statt bisher drei zu impfen, ändert daran nichts“, so Stadler.

Als nächster Schritt muss die Impfverordnung des Bundes geändert werden, dann muss die zentrale Software entsprechend programmiert werden, damit anschließend den auf www.impfzentren.bayern registrierten Erziehern und Lehrern Termine angeboten werden können. „Da es sich bei der Berufsgruppe höchstwahrscheinlich um Personen unter 65 Jahren handelt, ist davon auszugehen, dass hauptsächlich AstraZeneca-Impfstoff angeboten wird.“

So schätzt der Leiter des Impfzentrums den Impfstoff ein

Dr. Thomas Straßmüller, der ärztliche Leiter des Impfzentrums in Hausham, berichtet zum Impfstoff von AstraZeneca: „AstraZeneca ist im Vergleich mit anderen uns lange bekannten Impfstoffen ein sehr guter Impfstoff. Der Schutz vor schweren Verläufen ist in sehr hohem Maße gegeben.“ Studien haben laut Straßmüller ergeben, dass der Schutz von AstraZeneca prozentual sogar höher ist als zum Beispiel der von BioNTech.

Stand heute gehen die Virologen davon aus, dass der Impfstoff auch die Krankheitsverläufe der Virusmutationen abmildert. Der AstraZeneca-Impfstoff soll insbesondere vor schweren Krankheitsverläufen schützen und die Wahrscheinlichkeit eines Klinikaufenthalts deutlich reduzieren.

Wer trotzdem Bedenken habe, sich mit dem AstraZeneca-Impfstoff falsch zu entscheiden, könnte sich nach einer Impfung mit AstraZeneca auch mit einem weiteren Impfstoff gegen Covid-19 impfen lassen. „Aus medizinischer Sicht spricht nichts dagegen“, erklärt Straßmüller abschließend. Insgesamt wurden bisher 5.461 Personen mindestens einmal gegen das Virus geimpft. 1.961 davon waren Landkreisbürger über 80 Jahren.

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