Durch das Nein des Schlierseer Gemeinderats ist die Fusion der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) und der Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS) zu einer gemeinsamen landkreisweiten Vereinigung vom Tisch. Damit ist das wichtigste Ziel des Masterplans Tourismus für die kommenden Jahre gestorben. Die Verantwortlichen im Landkreis und im Tal suchen nun nach einer Lösung, um aus dem Scheitern wenigstens etwas Konstruktives hervorzubringen.
So ist die Idee entstanden, die Standortmarketing Gesellschaft des Landkreises (SMG) enger mit der bisherigen Tourismusorganisation für den Raum Schlierach-Leitzachtal (ATS e.V.) zusammenzuführen. „Diesen Gedanken gibt es. Er wurde allerdings noch nicht bis ins letzte Detail diskutiert“, erklärte Martin Pemler, Leiter der Verwaltung im Landratsamt Miesbach, bereits am Mittwoch auf Nachfrage der TS.
Aus aktuellem Anlass trafen sich gestern auch die Landkreis-Bürgermeister im Rahmen ihrer turnusmäßigen Dienstbesprechung mit Landrat Wolfgang Rzehak und den Geschäftsführern von ATS und SMG, Harald Gmeiner und Alexander Schmid. Harald Gmeiner erklärte:
Es gibt hier bestimmte Schnittmengen der Aufgabenbereiche, die es zu nutzen gilt. Auch aus Effizienzgründen macht es durchaus Sinn.
Mit der Ausarbeitung des Konzepts wurden die beiden Geschäftsführer in Abstimmung mit der Steuerungsgruppe Tourismus heute beauftragt. Das Konzept soll bis Ende 2015 den Gemeinden und dem Kreistag vorgestellt werden. SMG und ATS sind beide Organisationen des Landkreises und arbeiten bereits jetzt in einigen Bereichen eng zusammen.
Finanzielle Zwänge als eine Triebfeder
Die Standortmarketing Gesellschaft für den Landkreis Miesbach wurde im Jahr 2007 als 100-prozentige Tochter des Landkreises gegründet. Standortsicherung, Förderung und Neuansiedelung – das sind die drei Säulen der SMG. Am Tegernsee waren die Wirtschaftsförderer beispielsweise an der Investorensuche für das Maximilian beteiligt. Die ATS kümmerte sich bisher hingegen vor allem um die touristische Vermarktung der Region Schlierach-Leitzachtal.
Neben der Idee Schnittmengen zu nutzen, spielt auch der finanzielle Aspekt eine Rolle. Bei der Gründung 2007 stellte die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee der SMG eine Anschubfinanzierung zur Verfügung und stattete die Gesellschaft bis 2012 mit jährlich rund einer Viertelmillion Euro aus. Im Zuge der Neustrukturierung wurden zum 1. Januar 2013 insgesamt drei Gesellschafter integriert. Der Landkreis Miesbach, die Sparkasse und der neu gegründete Unternehmerverband.
Seit 2013 wird die SMG demnach von allen drei Gesellschaftern mit je 100.000 Euro im Jahr versorgt. Nun will die Sparkasse die Unterstützung deutlich zurückfahren. „Wir werden diese Art von Förderung nicht aufrechterhalten können“, kündigte der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, Martin Mihalovits, an. Es sei nicht die Aufgabe der Sparkasse, sondern des Landkreises und der Unternehmer, die SMG zu unterstützen. Eine Übernahme von einem Drittel der Kosten sei für die Sparkasse nicht mehr zeitgemäß, so Mihalovits auf Nachfrage.
Die Sparkasse wird sich demnach nicht vollkommen aus der Unterstützung der SMG zurückziehen, sondern als Mitglied des Unternehmerverbandes auch künftig einen gewissen Beitrag leisten. Wie hoch dieser ausfallen wird, ist bislang noch unklar. Die Sparkasse ist dann nur noch eines von rund 102 Mitgliedern des Unternehmerverbandes.
Im Endeffekt müsste der Landkreis dann wohl den Anteil auffangen, den die Sparkasse bisher leistet, und fast 100.000 Euro zusätzlich zur Finanzierung der SMG beitragen. Angesichts der angespannten Haushaltslage wird das allerdings schwierig. Den Landkreis plagen momentan Schulden in Höhe von über 130 Millionen Euro.
ATS bekommt bislang 850.000 Euro im Jahr
Auch die ATS wurde bislang mit jährlich 850.000 Euro vom Landkreis finanziert. Da das große Ziel, die Fusion von TTT und ATS zu einer großen landkreisweiten Tourismusorganisation, aber gescheitert ist, sind die Verantwortlichen nach internen Informationen nun aber nicht mehr bereit, diese Summe aufzuwenden. Auch deshalb wird überlegt, die ATS und die SMG enger zu verknüpfen, um so Kosten zu sparen.
„Bis zur zweiten Jahreshälfte 2015 soll ein Konzept erarbeitet werden, wie eine landkreisweite Tourismusorganisation zukunftsfähig zu strukturieren ist, so dass eine dauerhafte Finanzierung unter deutlicher Reduzierung des derzeitigen Landkreisanteils von 850.000 Euro im Jahr gewährleistet ist“, heißt es in einer Meldung, die das Landratsamt Miesbach heute Abend veröffentlicht hat.
Dies sei erforderlich, um vor dem Hintergrund des derzeit sehr hohen Schuldenstandes die dauerhafte Leistungsfähigkeit des Landkreises zu erhalten, so der Leiter der Verwaltung, Martin Pemler, weiter. Fest steht allerdings: Die bereits zugesicherten 850.000 Euro pro Jahr werden auch in den Jahren 2015 und 2016 vom Landkreis an die ATS fließen.
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