Im Kleinstadtrevier

Nicht nur für “polizeinarrische” Holzkirchner Buben bot der Tag der offenen Tür der neuen Polizeiinspektion am HEP-Kreisel einen interessanten Blick hinter die Kulissen. Die Beamten machten keinen Hehl aus ihrer Freude über das gelungene Dienstgebäude – schöngeredet wurde jedoch nichts.

Während draußen verschiedene Verkehrswacht-Parcours gemeistert werden konnten, Kinder Geschwindigkeitsmessungen durchführen durften oder sich vom alten Bundesgrenzschutz-Bulli bis zum Helikopter gar nicht am Fuhrpark sattsehen wollten, stand vor allem der Alltag der Holzkirchner Gendarmen in der neuen Inspektion im Mittelpunkt.

Bürgernah und beredt führten die Beamten jeweils ein Dutzend Besucher in alle Winkel des Baus – von der Dienststellenleitung über den erkennungsdienstlichen Bereich bis zum Versammlungsraum für große Lagebesprechungungen.

Besonderes Interesse galt auch den beiden Haftzellen, die praktischerweise zum Tag der offenen Tür leer- und offen standen. Für Polizeihauptkommisar Donhauser keineswegs selbstverständlich:

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Man meint es nicht, aber die beiden Zellen sind öfters belegt als frei.

 

In der alten Wache an der Frühlingstraße waren es auch zwei Haftzellen – uns drängt sich die Frage auf, ob der Neubau nicht in erster Linie größer sein musste. Donhauser widerspricht:

 

Nicht zwangsläufig. Es gibt zwar bei den Büros schon noch bauliche Spielräume, gegebenenfalls mehr Mitarbeiter unterzubringen, aber das ist momentan nicht akut. Der große Fortschritt für uns und auch für die Bürger ist, dass es ein heller, moderner und intelligent realisierter Ort für die tägliche Polizeiarbeit ist.

 

Die Dienststelle ist in 4 Schichten rund um die Uhr besetzt. 30 Beamte zählt die Holzkirchner Inspektion des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd insgesamt. Viele Beamte äußern sich während der Führungen indirekt, aber dennoch unmißverständlich: Das ist zu wenig. Vor allem draußen, auf Streife, im Einsatz, in der Fallbearbeitung stößt man schnell an Kapazitätsgrenzen. Die Strukturreform um die neuen Präsidien habe vor allem den höheren polizeilichen Verwaltungsebenen genützt – im Feld, im Alltag in den Flächeninspektionen wie dem Holzkirchner merke man davon herzlich wenig.

Hinzu kommen demographische Bauchschmerzen: Auch aus unserer Wache scheiden in den nächsten Jahren viele Beamte aus Altersründen aus – Nachwuchs hingegen ist rar gesät. Es ist Boomzeit – zu verlockend scheinen den Schulabgängern die Angebote aus der Wirtschaft. Bessere Bezahlung, vermeintlich weniger Risiko, keine Schichtarbeit.

Selbst ist die Polizei

Daher stand dieser Tag der offenen Tür auch für die Veranstaltung eines Arbeitgebers, der sich bemühte, transparent und attraktiv zu sein. Vielleicht gelingt es. So erstaunlich es klingen mag – vielleicht gelingt der Polizei durchs Twittern, durch’s nah, echt und menschlich sein, durch stinknormale Bürgerfeste wie das heutige, eben das, wozu die teure Strukturreform vor einigen Jahren nicht allzu viel beigetragen hat: Polizeinarrische Buben (und Mädchen) irgendwann übers Blaulicht hinaus für einen Beruf zu begeistern, dessen Ausübung maßgeblich dazu beiträgt, dass wir alle hier in einem Rechtsstaat recht vernünftig leben dürfen.

A propos menschlich: Es gab einen “Rauschbrillen-Parcours” –  Mit einer Art Skibrille mit psychedelisch verformten, verzerrten und magenumdrehenden Linseneffekten erzeugenden Gläsern wurde eine stark alkoholisierte Wahrnehmung imitiert. Mit selbiger gestraft, galt es in Anwesenheit eines Polizeibeamten einen Parcours zu meistern. Und alle anwesenden Väter so: “Einwandfrei. Ganz normal. Wie immer halt.”

Ein paar Eindrücke von den vielfältigen Stationen am Tag der offenen Tür:

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