Im Rausch Autospiegel abgerissen?

Drei Jungs, drei Anwälte, sieben Zeugen. Es ist die zweite Hauptverhandlung für zwei Holzkirchner und einen Reichersbeurer Jugendlichen im Miesbacher Amtsgericht. Im November letzten Jahres sollen sie im betrunkenen Zustand mehrere Sachbeschädigungen begangen haben. Sie selbst schweigen zu den Vorwürfen.

Außenspiegel konnten die drei Angeklagen im betrunkenen Zustand wohl nicht sehen.
Außenspiegel konnten die drei Angeklagen im betrunkenen Zustand wohl nicht sehen / Quelle: Pixabay

Die drei jugendlichen Angeklagten, zwei Holzkirchner (19 und 20 Jahre) und ein Reichersbeurer (21) erschienen gestern im Miesbacher Amtsgericht zusammen mit ihren Anwälten. Für sie war es die zweite Hauptverhandlung. Die erste fand bereits im Mai diesen Jahres statt. Mehrere Betroffene hatten Strafanzeige gestellt.

Am 4. November gegen 20:30 Uhr und am 5. November 2015 gegen 11 Uhr sollen die drei jungen Männer auf dem Parkdeck der Holzkirchner Realschule eine Lichtleiste herausgerissen sowie einen Blitzableiter zertreten haben.

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Vandalismus wirft man dem Trio auch in der Nacht des 15. November vor. Abgerissene und zertretene Außenspiegel von insgesamt zwölf Autos, eine eingeschlagene Windschutzscheibe sowie Kratzer. Der 20 Jahre alte Holzkirchner soll zudem mit einem 21-jährigen Studenten vor einer Tölzer Diskothek im Dezember dieses Jahres in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein. Durch den Kinnhaken des 20-jährigen Holzkirchners war der Student kurz ohnmächtig. Der Holzkirchner verteidigt sich: “Ich wollte bloß eine Auseinandersetzung schlichten”.

Die Nacht des Spiegelabtretens

Da sich keiner der Angeklagten zu den Vorwürfen äußern wollte, kamen in der gestrigen –  mehr als dreistündigen – Verhandlung diverse Zeugen zu Wort. Doch keiner von ihnen hatte die Tatverdächtigen direkt gesehen.

Ein Polizeibeamter aus Holzkirchen war selbst einer der Betroffenen. Er sagte aus, dass seine Frau am Morgen des 15. Novembers ihre Geschäftsreise nicht antreten konnte, weil die Windschutzscheibe ihres BMWs eingeschlagen gewesen sei. Als er über die Polizei von den Tatverdächtigen erfuhr, habe er seinen Schaden in Höhe von 500 Euro bei einem der Angeklagten geltend gemacht. Bis Juni seien auch 400 Euro bezahlt worden, so der Polizist. Für den Mann quasi ein Schuldeingeständnis. Dann aber habe dessen Vater die Zahlung wegen „neuer Sachverhalte und Zweifel an der Schuld seines Sohnes“ ausgesetzt.

Und plötzlich macht es knack

Ein Freund der drei Tatverdächtigen, Zeuge Nummer 2, sagte aus, man sei in der besagten Nacht des 15. November gemeinsam von einer Geburtstagsfeier gekommen und wollte auf eine andere Party gehen. Weil diese aber wegen zu großer Lautstärke ausfiel, habe man das Auto in einer Seitenstraße geparkt, hätte sich noch ein Bier geholt und sei zu Fuß zu der ersten Party zurückgegangen.

Plötzlich hörte ich hinter mir ein Knacken und sah, wie einer meiner Freunde einen Autospiegel abriss.

Direkt gesehen habe er die Tat seines Freundes allerdings nicht, nur gehört. Weil er mit der Aktion nichts zu tun haben wollte, sei er dann weggelaufen und habe den Vorfall der Polizei gemeldet. Wie er denn darauf komme, dass es dann der besagte Freund gewesen sei, wollte einer der Anwälte wissen. “Er stand am nächsten zum Spiegel, als ich mich umdrehte”, antwortete dieser.

Zeugin Nr. 3 war abends mit ihrem Hund spazieren, als ihr in der Holzirchner Meilerstraße ein dunkler Mercedes auffiel, aus dem die jungen Männer ausstiegen. Sie habe beobachtet, wie sie die Kohlstattstraße hochliefen, sagt die Frau. Beim Zurückkommen hätten die jungen Männer „lautstark“ mit Cola-Flaschen hantiert. Plötzlich hörte man es klirren und die Autos seien voller Glas gewesen. Dann habe sie zwar einen komplett abgetretenen Spiegel liegen sehen, aber keinen der Tatverdächtigen.

Zeuge Nr. 4, ein Azubi aus Otterfing, entlastete dagegen die Angeklagten:

Wir haben auf der Party Bier bekommen und sind dann gegangen. Von meiner Seite aus kann ich sagen: Wir haben nichts gemacht.

Zeugin Nr. 5 hielt sich gerade in der Oberland Realschule auf und spielte Fußball, als sie “von oben etwas runterfliegen sah”, eine Art Leuchtstoffröhre. Sie sei sofort mit ihrem Freund auf das Parkdeck gelaufen und habe drei Jugendliche mit Winterjacken weglaufen sehen.

Wichtige Aussagen der Beschuldigten

Insgesamt sieben Zeugen wurden gestern verhört, elf wurden insgesamt ins Miesbacher Amtsgericht geladen. Drei waren gar nicht erst erschienen. Als Amtsgerichtsdirektor Klaus-Jürgen Schmid weitere Zeugen für 13:30 Uhr kurz vor der Mittagspause ankündigen wollte, ging ein Raunen durch die Anwaltsreihe. Davon habe man nichts gewusst, so die einhellige Aussage der Verteidiger.

„Es sind wichtige polizeiliche Aussagen der Beschuldigten“, versuchte Schmid die Anwälte umzustimmen. Doch nach einer kurzen Beratung stand fest: Die Verhandlung wird vertagt. Der nächste Termin findet am Mittwoch, 7. September um 9 Uhr, statt. Vielleicht werden dann die Umstände aus dem November des vergangenen Jahres endgültig geklärt.

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