Vor zwei Wochen hat die TS-Redaktion die Leser dazu aufgerufen, über die Aufsteiger und Aufreger des Jahres 2014 abzustimmen. Die Redaktion hatte jeweils zehn Kandidaten zur Auswahl gestellt. Über 1.200 Leser haben sich an der Abstimmung beteiligt. Heute Platz 4 der Aufreger: Das Verkehrsproblem.
Problem: Durchgangsverkehr
Das Thema Verkehr hat wohl auch in diesem Jahr so manchen Autofahrer einige Nerven gekostet. Die Lösungsvorschläge sind vielseitig. Trotzdem ist ein allumfassender Ansatz zur Verbesserung der Verkehrslage nicht in Sicht. Betrachtet man die Zahlen der amtlichen Verkehrszählungen, die alle fünf Jahre erhoben werden, dann sind Stau und Verkehrschaos nicht verwunderlich. Seit Beginn der Messungen in den 80er-Jahren sei die Verkehrsdichte nach und nach immer höher geworden, sagt Eva Weber vom Staatlichen Straßenbauamt Rosenheim.
So fahren beispielsweise auf der B472 durch Waakirchen täglich rund 14.000 Autos, darunter circa 1.000 Lastwagen. Wie man diesen Verkehrsstrom beheben möchte, darüber diskutierten im Herbst der Waakirchner Gemeinderat und Anwohner – mit mäßigem Erfolg.
Die Bürgerinitiative um Gerhard Voit setzt alle Hoffnungen darauf, dass Waakirchen in die höchste Dringlichkeitsstufe des sogenannten Bundesverkehrswegeplans (BVWP) aufsteigt. Damit hätte die Gemeinde gute Chancen auf eine Ortsumgehung oder eine andere Lösung zur Verkehrsberuhigung.
Gute Ideen – mangelnde Umsetzung
Auch zahlreichen Talbewohnern ist das Verkehrsproblem ein Dorn im Auge. Der Ziel- und Quellverkehr gerade an sommerlichen Wochenenden stellt Einheimische und Touristen auf eine Geduldsprobe. Damit sind vor allem Tagesurlauber gemeint, die ins Tal wollen – zum Wandern oder Skifahren.
Neben vielen verschiedenen Lösungsansätzen kam auch die Idee elektronischer Verkehrsleitsysteme auf. Außerdem könnte ein effektives Verkehrs- und Informationsmanagement dabei helfen, den Verkehrsfluss besser zu kanalisieren. Trotz vermehrter Tafeln und Hinweisschilder für Autofahrer verweist Verkehrsexpertin Weber auf einen wichtigen Aspekt: „Die Information muss in kurzer Zeit lesbar und unterbewusst schnell aufgenommen werden können.“
Es ist fraglich, ob ein Wald aus Verkehrsschildern der Autoflut wirklich Abhilfe schaffen kann. Vielmehr könnten die Verantwortlichen dafür sorgen, dass der ÖPNV-Fahrplan kundenfreundlicher wird oder Car-Sharing-Modelle entwickelt werden, um die Einzelfahrten zu reduzieren. So erklärt Patrick Ansbacher von Baum Consult:
Wir wollen bis 2030 ein flächendeckendes Car-Sharing-Angebot installiert haben. Und auch in kleinen Gemeinden soll der Bürger so auf ein Fahrzeug im Umkreis von weniger als einem Kilometer zugreifen können.
Es bleibt auch abzuwarten, wie sich die Verkehrslage im Tegernseer Tal mit der geplanten Einführung der Autobahnmaut entwickeln wird. Feststeht: Die Maut kommt. Doch ob dann neben den Autobahnen bald auch die Bundes- und Landstraßen gebührenpflichtig sind, ist derzeit völlig offen. Die Konsequenzen für das Tal sind nicht absehbar. Und kurzfristige Lösungen für das Verkehrsproblem dürften auch 2015 nicht so schnell zu finden sein.
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