Im Tal der Schriftsteller und Poeten

Das Tegerseer Tal ist seit Jahrhunderten ein beliebter Zufluchtort für berühmte Schriftsteller und Künstler, einige bedeutende Literaten des 20. Jahrhunderts wohnten hier.

Die Tegernseer Stimme hat sich auf Spurensuche von Thomas Mann, Ludwig Thoma und Ludwig Ganghofer begeben und den literarischen Geist des Tals näher betrachtet.

Bereits zu Zeiten der Benediktinermönche fanden sich berühmte Dichter, wie die Mönche Froumund und Werinher von Tegernsee sowie Walther von der Vogelweide, am Tegernsee ein. Letzterer beklagte sich damals darüber, dass ihm die Mönche bei seinem Besuch 1215 „wazzer“ statt Wein vorsetzten.

Wildbad Kreuth – Lieblingsort der Manns

Ein anderes “Wasser” sorgte 1803 für einen neuen Aufschwung. Gemeint ist der Gesundbrunnen „Zum heiligen Kreuz“ mit seinen heilenden Kräften im sogenannten „Wildbad“ bei Kreuth.

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Bayerns erster König Max I. Joseph hatte dort eine “Molken- und Bad-Anstalt“ errichten lassen, die ab 1830 den lebhaften Zuspruch des europäischen Hochadels und anderer besser gestellter Bürger fand.

So suchte auch das Senatorenehepaar Mann aus Lübeck um 1880 erstmal Erholung in Wildbad Kreuth. Dieser Ort wurde schnell zum Lieblingsaufenthalt der Eltern des später weltberühmten Schriftstellers Thomas Mann, wie der damals Fünfjährige später berichtete.

Quelle: ak-ansichtskarten.de

Die Gemeinde Kreuth wurde daher auch in Thomas Manns Familienroman “Die Buddenbrooks“, für den er 1929 einen Nobelpreis erhielt, mehrfach erwähnt. Auch Thomas Mann fand unterdessen zunehmend Gefallen an der Landschaft am Tegernseee, zwischen 1899 und 1927 sind zahlreiche Aufenthalte Manns am Tegernsee dokumentiert.

Der Tegernsee als Erholungs- und Inspirationsquelle

Im Zuge einer gemeinamen Fahrt von Tegernsee nach Valepp schilderte Mann seinem guten Freund Kurt Martens seine Erfahrungen als Fahnenjunker in einem Husarenregiment. Literarisches Ergebnis dieser Fahrt war die Studie “Ein Glück”, die 1904 in der Literaturzeitschrift “Die neue Rundschau” publiziert wurde.

Auch sein Aufenthalt im Sommer 1918 in einem Ferienhaus am Ringsee ist Thomas Mann besonders in Erinnerung geblieben. Dort arbeitete er an der Novelle „Herr und Hund“. Seinen Aufenthalt zu dieser Zeit beschrieb er folgendermaßen:

Wir waren zwei Monate am Tegernsee, genauer gesagt in Abwinkl an der stillen Seite des Sees, hatten viel Regenwetter, sind aber doch dankbar für einige neue Erfahrungen. Ich genoss das Wasser, das Rudern, den Badestrand etc. beinahe so sehr wie die Kinder und war, komisch zu sagen, das erste Mal in meinem Leben auf dem Gipfel eines höheren Berges, dem Hirschberg mit kollosalem Fernblick bei Sonnenaufgang in die tiefsten Alpen.

Ende Mai 1927 fand sich Mann schließlich erneut am Tegernsee ein. Er trauerte in Wildbad Kreuth um seine Schwester Julia, die kurz zuvor am 9. Mai Selbstmord begangen hatte. Darüber hinaus stellte er auch den ersten Abschnitt der Roman Tetralogie “Joseph und seine Brüder” fertig.

Bei soviel Affinität zum Tegernsee war es wohl Schicksal das auch seine letzte große Liebe der Kellner Franz Westermeier vom Tegernsee stammte. Mann lernte den damals 20-jährigen im Jahr 1950 in einem Hotel in Zürich kennen und lieben.

Am Tegernsee ist man sich der Bedeutung Thomas Manns auch heute noch bewusst. Auf Antrieb einer privaten Initiative steht seit Herbst 2001 in Gmund das erste ganzfigurige Thomas-Mann-Denkmal der Welt. Der Herr mit Hut aus Bronze hält lächelnd dem Hund vor ihm ein Stöckchen hin.

Auch Thoma und Ganghofer waren am Tegernsee

Thomas Mann war aber bei weitem nicht der einzige bedeutende Schritssteller der Neuzeit, der sich am Tegernsee niedergelassen hat. Auch Leo Slezak, Ludwig Ganghofer und Ludwig Thoma hielten sich regelmäßig hier auf. Daher gibt es auch in der Rottacher Seepromenade Bronzefiguren die an diese drei berühmten Seeanwohner erinnern.

Ludwig Thoma, der politische Satiriker am Münchener „Simplicissimus“, hatte sich schon 1902 in Finsterwald bei Gmund auf einem Bauernhof angesiedelt. Fünf Jahre später konnte er sich von seinem Freund Ignaz Taschner sein eigenes Haus „auf der Tuften“ bauen lassen und es im Frühjahr 1908 mit seiner Frau Marion beziehen.

Doch die gebürtige Philippinin fühlte sich in den Räumlichkeiten bestückt mit Gewehren und Hirschgeweihen trotz eines für sie eingerichteten Biedermeierzimmers nicht wohl und verlies den Tegernsee.

Im Ersten Weltkrieg zog sich Thoma in literarische Gegenwelten zurück und schrieb die in oberbayerischer Mundart gehaltene „Heilige Nacht“ sowie seine „Erinnerungen“. Bei Volksmusikantentreffen in Thoma-Haus wird diese Tradition bis heute fortgesetzt.

Thomas antisemitische Hetzartikel der frühen Nachkriegszeit im „Miesbacher Anzeiger“ sind dagegen dort kein Thema mehr. Nach seinem Tod am 21. Januar 1921 fand er in Rottach-Egern seine letzte Ruhestätte.

Ludwig Ganghofer unterdessen hatte erst kurz vor seinem Tod im Juli 1920 sein Haus mit dem Namen “Villa Maria” in der Schwaighofstraße in Tegernsee bezogen und war ansonsten ein regelmäßiger Besucher des Tegernseer Tals.

Doch das Gedenken an den so überaus erfolgreichen Verfasser von Hochland-Romanen und Jagdgeschichten hält am Tegernsee bis heute unverdrossen an. Neben der Bronzestatue erinnert eine Gedenktafel an seinem damaligen Haus an den berühmten ehemaligen Bewohner.

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