Erst am Freitag hatte der Merkur ein Interview mit Peter Höß als touristischem Sprecher der fünf Tal-Bürgermeister nicht abgedruckt und das öffentlich gemacht. Der Grund: nach der nachträglichen Autorisierung durch die Rathaus-Chefs sei vom Kern des Gesprächs nicht mehr viel übrig geblieben.
Die Zeitung sprach zuerst von Zensur. Eine Formulierung, die bereits am Samstag aus dem Artikel entfernt werden musste. Zum Hintergrund erklärte Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn in einem Kommentar auf der TS:
Mir wurde zunächst ein Text vorgelegt. Dazu habe ich zwei Anmerkungen zur Klarstellung gemacht. Die Endversion wurde mir sodann zur Freigabe übersandt. (…) Ich wurde zu keiner Zeit vom Merkur kontaktiert, um den Vorwurf der Zensur, sowohl online als auch print, zu verifizieren. Dies wäre ein Leichtes gewesen, da meine Nummern bekannt sind. Ich verwahre mich daher in aller Form gegen den Vorwurf der Zensur.
Doch dabei blieb es am Wochenende nicht. In einem aktuellen Beitrag verlangt Peter Höß eine förmliche Gegendarstellung in der Zeitung. Höß betont: „Die Behauptung, dass die Bürgermeister Änderungen vorgenommen hätten, ist unzutreffend. Solche Änderungen hat es zu keiner Zeit gegeben“.
Selber keine Zensur vorgenommen
Gegen den Vorwurf der Zensur wehren sich neben Höß und Hagn auch Josef Bierschneider (Kreuth), Christian Köck (Rottach-Egern) und Georg von Preysing (Gmund). So schreibt Bierschneider:
Wir hatten keine Kenntnis vom ursprünglichen Text des Interviews, sondern uns lag nur eine Version vor, die anscheinend schon bearbeitet war und die wir letztendlich freigegeben haben. Wir selber haben keine Zensur vorgenommen.
Vielmehr hätten die Bürgermeister gar nicht den Originaltext vorgelegt bekommen, sondern schon die bereits deutlich veränderte Fassung. Höß und seine Mit-Chefs schieben die Verantwortung dabei auf eine TTT-Mitarbeiterin und einen Dienstleister. Eine Pressesprecherin hatte aufgrund arbeitsrechtlicher Bedenken bereits vor dem Interview gebeten, die Fragen zu bekommen. Dazu kam die nachträgliche Autorisierung, die unter anderem durch eine Anwältin vorgenommen werden sollte.
Ineffizient oder führungslos?
Wer am Ende die Antworten des Interviews so unkenntlich gemacht hat, dass der Merkur es nicht mehr drucken wollte, weiß keiner so richtig. Laut der Pressesprecherin könne das nur die Anwältin gewesen sein. Diese habe man vor der Fixierung der schriftlichen Antworten offenbar doch nicht zu Rate gezogen. Ein Fehler, der sich nun rächt. Denn die Geschichte wird so immer hahnebüchener. Bei Betroffenen aber auch Außenstehenden bleibt ein schales Gefühl zurück.
Und es reift vor allem eine Erkenntnis: wenn Gesellschafter und Touristiker schon einen Rauswurf nicht “unfallfrei” behandeln können, wie wollen sie dann die strategischen Herausforderungen stemmen, vor dem der Tegernsee als Tourismuregion steht? Eine Organisation, in der die rechte Hand nicht weiß, was die linke tut, ist im besten Fall ineffizient, im schlimmsten Fall führungslos. Der aktuelle Fall zeigt das Dilemma der TTT und ihrer Gesellschafter.
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