Integration: angeboten und angenommen

Auch wenn oftmals negative Schlagzeilen aus der Tegernseer Asylunterkunft in den Medien zu lesen sind: Generell finde dort ein durchaus friedliches Zusammenleben statt, so heißt es aus dem Helferkreis. Dabei versuchen die Freiwilligen durch einen strukturierten Alltag für Beschäftigung zu sorgen – oft mit Erfolg.

Die Angebote des Helferkreises werden gut angenommen. V.l.n.r.: Francis Omerion, Eddy Biyogho (Verein Mensch zu Mensch), Friederike Enders und Ursula Janssen (Helferkreis).
Die Angebote des Helferkreises werden gut angenommen. V.l.n.r.: Francis Omerion, Eddy Biyogho (Verein Mensch zu Mensch), Friederike Enders und Ursula Janssen (Helferkreis).

Eine junge Frau sitzt mit ihren Kindern auf einer Bank. Ein Security-Mitarbeiter hält ein sechs Monate altes Baby im Arm. Der Afrikaner Francis Omerion erzählt von seinem Ministrantendienst in der Kirche Sankt Quirinus in Tegernsee.

Diese Eindrücke aus der Tegernseer Asylunterkunft zeigen, dass nicht nur Streit und Aggression, sondern dass auch ein friedliches Zusammenleben in der Tegernseer Turnhalle möglich sind.

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Situation immer noch angespannt

Kurz vor Weihnachten waren die Container in Warngau bezugsfertig. Damit konnten 47 Asylbewerber von Tegernsee umgesiedelt werden. Doch die Halle in Tegernsee ist schon wieder voll. 201 Menschen in einem Raum, Stockbett an Stockbett, ohne Trennwände, ohne Privatsphäre.

Friederike Enders ist Sprecherin des Tegernseer Helferkreises und bereits seit über einem Jahr ehrenamtlich tätig. Sie erklärt:

Bis auf wenige Ausnahmen sind die Bewohner freundlich, hilfs- und anpassungsbereit. Es sind immer nur einige wenige, die Schwierigkeiten verursachen.

In Anbetracht der Lebens- und Wohnumstände hätten die Polizeibeamten aber sogar mit mehr Auffälligkeiten gerechnet, so Enders weiter. Als eine von zwölf Sprachlehrern gibt sie Deutschkurse. Die Anfängerkurse seien meist gut besucht. 40 bis 50 Asylbewerber pro Klasse lernen in der Turnhalle die Sprache im neuen Heimatland.

„Zwei Mal täglich finden die Sprachkurse statt.“ Enders berichtet auch von einem Flüchtling, der das Gelernte aus dem Sprachkurs auch an seine Landsleute in der Turnhalle weitergegeben hat. Gegenseitige Hilfe und Lernbereitschaft seien keine Seltenheit, meint Enders.

Umfangreiches Freizeitangebot sorgt für Abwechslung

Der Helferkreis ist in sieben Spalten gegliedert: Willkommenseinweisung, Kleidung, Gesundheit, Sprache, Jobvermittlung, Fahrdienste sowie Behördengänge und Freizeit. Von drei Helfern wird dabei ein regelmäßiges Freizeitangebot angeboten. Hat ein Bewohner Interesse sich in einem Verein einzubringen, sind die Helfer zur Stelle. Eine Kooperation mit dem Fitnessstudio Medius wurde bereits eingerichtet. Hier können geeignete Asylbewerber, dank eines privaten Sponsors, auch im Winter das Sportangebot wahrnehmen.

Weiterhin bieten die Ehrenamtlichen Spiele für die Kinder und Wanderausflüge für den Rest an. „Der Rodeltrip musste leider abgesagt werden, weil kein Schnee liegt. Aber dafür sind wir gestern in die Spielarena in Bad Wiessee gegangen“, berichtet Enders.

Betreiber Sepp Niedermayer bietet nicht nur den Tegernseer Flüchtlingen, sondern auch den Jugendlichen aus Bad Wiessee die Möglichkeit, die Halle kostenlos zu nutzen. Er erklärt: „Als Sportlehrer weiß ich, wie wichtig Sport ist, um Frust und Aggression abzubauen.“

Auseinandersetzungen sind – positiv Zeichen auch

Die Zwischenfälle scheinen also nicht auf ein mangelndes Freizeitangebot zurückzuführen zu sein. Die Gründe seien vielmehr der beschränkte Lebensraum, das Zusammenleben verschiedener Religionsmitglieder und das Aufeinandersitzen von drei Generationen, heißt es vom Helferkreis. Trotz aller Probleme spricht Enders dennoch von einer gelungenen Integration, die in Tegernsee stattfindet:

Keiner unserer Helfer hat jemals negative Erfahrungen im Umgang mit den Asylbewerbern gemacht.

Um noch weitere Angebote mit aufzunehmen, sucht der Helferkreis nach geeigneten Räumlichkeiten. Sport- oder Gesundheitskurse, wie beispielsweise Yoga, könnten auf diese Weise über den Winter ins Programm aufgenommen werden.

Wer den Helferkreis unterstützen möchte, sei herzlich willkommen. Interessierte können sich per Mail an helferkreis-tegernsee@web.de wenden. Wie viel Zeit man investieren möchte, könne jeder selbst bestimmen. „Wir freuen uns über jede Unterstützung“, so Enders. Doch eine Herausforderung bleibt nach wie vor: „Wir müssen unser Erziehungspotenzial vergrößern und die pädagogischen Maßnahmen weiter verstärken“.

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