Interessenkonflikt Tagestourismus

Staus auf den Straßen, überfüllte Züge und lange Wartezeiten an den Skiliften – das ist die Folge der vielen Tagesausflügler, die den Tegernsee am Wochenende überfluten.

Wie berichtet ist der enorme Zuwachs allerdings kein Optimalzustand. Auch stellen die Touristiker sich nun die Frage, ob der Tagestourismus im Tal künftig eingeschränkt werden sollte.

Will man am Wochenende an den Tegernsee, sollte man sich auf lange Staus gefasst machen
Will man am Wochenende an den Tegernsee, sollte man sich auf lange Staus gefasst machen.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie vom Institut für Fremdenverkehr und der TTT zeigt es schwarz auf weiß: Die Aufenthaltstage der Naherholungsgäste im Tal sind im vergangenen Jahr auf 3,4 Millionen gestiegen.

Anzeige

Die Vermarktung des Tagestourismus’ sei ein schwieriges Segment, so Georg Overs von der TTT. Die Gründe, warum dieser Bereich als kritisch angesehen wird, ist der niedrige Umsatz, die schwierige Verkehrslage und die Beeinträchtigung der Lebensqualität der Talbewohner. Harald Gmeiner, Geschäftsführer der ATS, erklärt heute gegenüber der TS:

Die Probleme liegen vor allem in der Infrastruktur. Bei schönem Wetter strömen die Leute in Scharen ins Tegernseer Tal.

Überfüllte Züge und Busse sowie Stau auf den Straßen sind die Folgen. Das ist vor allem für Einheimische sehr belastend. Auch wenn man keine konkreten Maßnahmen gegen die Tagestouristen vorhabe, etwas für deren Zuwachs tue man auch nicht, so Gmeiner. Von allen Naherholungstouristen im gesamten Landkreis Miesbach besuchen laut den Zahlen der Touristiker knapp 50 Prozent die Region Tegernsee. Die Kapazität auf den Straßen und auf den Schienen ist somit besonders am Wochenende ausgereizt.

“Der Verkehr auf der Schiene muss besser werden”

Hartmut Romanski, Vorsitzender der Steuerungsgruppe Mobilität ist der gleichen Meinung: Wenn man noch mehr Tagesurlauber ins Tal bringen wolle, müsse man zuerst die Reichweite und Leistungskapazität des Schienenverkehrs erweitern. Solange dieses langfristige Projekt nicht umgesetzt sei, sei eine Steigerung der Tagesurlauber nicht erwünscht. Sicher ist sich Romanski jedenfalls über den Umfang der Herausforderung:

Das sind dicke Bretter, die man Bohren muss.

In vielen Branchen sind die Tagesgäste jedoch überlebenswichtig. Die Gastronomie und sportliche Einrichtungen profitieren von deren Konsumverhalten. So berichtet Antonia Asenstorfer, Leiterin der Marketingabteilung der Alpenbahnen Spitzingsee, Brauneck- und Wallbergbahn, die Tagestouristen seien beispielsweise für den Skibetrieb im Winter unverzichtbar.

Eine Gästebefragung im Skigebiet Spitzingsee Tegernsee ergab, dass 70 Prozent der Besucher Tagesgäste sind. Und auch Gastronomen und der Einzelhandel dürften es deutlich zu spüren bekommen, wenn die Zahl der Ausflügler abnimmt. Man kann somit in diesem Fall von einem klassischen Interessenkonflikt sprechen, der schnellstmöglich Lösungen braucht. Nur welche, das ist derzeit noch völlig offen.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner