Investieren im Tal: Himmel oder Hölle?

Himmel_Hoelle

Das Almdorf, der Brennerpark oder die Egerner Höfe – das sind nur ein paar Großprojekte unter Beteiligung privater Investoren, die bereits realisiert wurden oder noch werden. Doch während sich bei einigen Vorhaben Erfolg abzeichnet, herrscht bei anderen wie dem Krankenhausgrundstück oder dem Maximilian immer noch das große Warten. Ob das Tal für Investoren der Himmel ist oder eher die Hölle, darüber gehen die Meinungen auseinander.

“Investorenparadies” oder “unattraktive Provinz”, diese beiden Bezeichnungen sind natürlich Extreme, die aber beide auf das Tal zutreffen könnten. Was ist wichtig für Investoren, woran machen sie fest ob sie ihr Geld in in ein Projekt am Tegernsee stecken oder nicht?

“Wenn es sich lohnt wird investiert”

Auf den ersten Blick scheint es ganz einfach: “Investiert wird, wenn man ein gutes Geschäfte wittert,” so Frank Zahnert, von Beruf Anwalt und Vorsitzender des Haus- und Grundbesitzervereins Tegernseer Tal.

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Entscheidend sind dabei meistens verschiedene Faktoren, wie Lage, Größe der Fläche oder das Preis-Leistungsverhältnis. Gerade aufgrund der hohen Grundstückspreise und des geringen Flächenangebotes wirke das Tal eigentlich eher abschreckend auf Investoren, so Zahnert weiter. Und auch Andreas Greither, am Tegernsee aufgewachsen und Inhaber des Tegernseer Hotels “Der Westerhof” meint, dass man woanders sicherlich sehr viel rentabler Projekte umsetzen kann.

Nichts desto trotz zeigen aber gerade die Egerner Höfe wie auch der Westerhof, dass es trotzdem auch erfolgreich geht. Andere Bereiche wie das Hotel Guggemos, das Krankenhausgrundstück in Tegernsee oder das Maximilian in Gmund liegen dagegen seit Jahren brach und verfallen zunehmend.

Das Hotel Guggemos steht schon seit einigen Jahren leer. Gespräche mit Investoren sind gescheitert
Das Hotel Guggemos steht schon seit einigen Jahren leer. Gespräche mit Investoren sind gescheitert

Natürlich muss jedes dieser Objekte und Grundstücke gesondert betrachtet werden. Mal scheitern interessierte Investoren an den Vorstellungen der Eigentümer oder der Gemeinden. Und mal ist schlicht keiner in Sicht, der sich für das Grundstück interessiert oder das Risiko eingehen will. “Grundsätzlich ist es sinnvoll, wenn ein Investor klare Vorstellungen hat, was er mit einem Grundstück machen will und diese auch gegenüber dem Eigentümer äußert”, so Frank Zahnert. Dann müsse man überlegen, ob die beiden Ansichten miteinander vereinbar seien, so der Anwalt weiter.

Ganz konkret nennt er in diesem Zusammenhang das Hotel Guggemos in Tegernsee. “Es gibt sicherlich einige, die im Guggemos gerne Wohnungen errichten würden. Doch da sind die Stadt und offenbar auch das Brauhaus dagegen.” In der Tat hält vor allem die Stadt Tegernsee an einer touristischen Nutzung fest.

“Jede Gemeinde hat verschiedene Vorgaben”

Oft sind auch die unterschiedlichen Planungsvoraussetzungen in den Gemeinden ein Problem. “In jeder Gemeinde gibt es verschiedene Vorgaben in Form von Satzungen und Flächennutzungsplänen,” macht Andreas Greither deutlich. Er selbst habe dabei aber keine schlechten Erfahrungen gemacht, so der Hotelier weiter. Auch der Rottacher Bürgermeister Franz Hafner ist beim Thema Investorenfreundlichkeit zwiegespalten und betont:

Die Gemeinden im Tal tun gerade hinsichtlich der Infrastruktur einiges dafür, um gute Voraussetzungen für Investoren zu schaffen.

Als Beispiel nennt Hafner die Seeperle in Rottach-Egern. Als Herr Greither im Jahr 2008 die Seeperle erworben habe, wäre die Gemeinde sehr gesprächsbereit gewesen, habe den Bebauungsplan zügig geändert und sei an einer einvernehmlichen Lösung interessiert gewesen, beschreibt der Bürgermeister das damalige Vorgehen. Genutzt hat diese Haltung Rottach-Egern allerdings im Fall der Seeperle bislang nichts. Das Areal stand weitere fünf Jahre leer, erst jetzt zeichnet sich eine Hotellösung ab.

Die Seeperle in Rottach-Egern steht seit Jahren leer.
Für die Seeperle in Rottach-Egern ist ein Investor gefunden

Bei aller Bereitschaft auf die Anfragen von Investoren einzugehen macht der Rottacher Rathauschef aber eines ganz deutlich: “Wir werden auch weiterhin alles dafür tun, um unser Ortsbild zu schützen”. Aus diesem Grund weise man in Rottach auch schon seit längerem keine neuen Baugebiete aus und agiere nur dort, wo es bereits bestehendes Bauland gäbe. Doch für Angela Brogsitter von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal ist dieser Punkt bereits überschritten:

Ich weiß nicht, wohin das noch führen soll. Wir haben im Tal eine reine Investorenlandschaft.

Mit Nachhaltigkeit habe das nichts mehr zu tun. Das Landschaftsbild habe bereits stark gelitten, so Brogsitter weiter. Doch egal ob Schutzgemeinschaft oder Gemeinderäte: Für die meisten ist die Grenze im Tal offenbar dann erreicht, wenn die Landschaft und das Ortsbild durch eine immer intensivere Bebauung nachhaltig Schaden nehmen. Für die Investoren wird der Tegernsee hingegen uninteressant, wenn sie Projekte aufgrund von hohen Grundstückspreisen, allzu strikten Auflagen oder nicht vorhandenen Flächen nicht mehr rentabel umsetzen können.

Gleichzeitig ist es für Investoren eher hinderlich, wenn sich Bürger mit Zeit, Wissen und einer gut gefüllten Kriegskasse gegen Veränderungen und größere Bauvorhaben zur Wehr setzen. Wenn Sie wie beim Lanserhof oder beim Gut Kaltenbrunn dagegen klagen und manchmal sogar die Millionen-Projekte zu Fall bringen.

Der Lanserhof stand bereits im Zentrum groß angelegter Proteste

Bauträger und Investoren reagieren darauf, indem sie mittlerweile vermehrt zu Informationsveranstaltungen einladen oder andere Formen der Beteiligung anbieten. Doch das alles kostet Zeit und damit Geld. Die Rentabilität sinkt und damit die Bereitschaft in potentiell kritische Gebiete wie dem Tegernseer Tal zu investieren.

Und so ist die Frage nach den Voraussetzungen für Investoren am Tegernsee nicht so einfach zu beantworten. Auch wenn Franz Hafner als Rottacher Bürgermeister davon überzeugt ist, dass man eher “investorenfreundlich” sei, so zeigt der zweite Teil seiner Antwort, wie schmal der Grad des “Entgegenkommens” oft ist. Denn das Kapital so Hafner, ist vor allem die Landschaft. “Und diese gilt es zu bewahren.”

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