Ist ein Tunnel die Lösung?

Sie sind gegen eine Nord- oder Südtrasse und fordern ein landkreisübergreifendes Konzept. Die neue Bürgerbewegung in Waakirchen will einen konsequenten Ausbau der B 13 und der B 318. Dafür gab es bei der gut besuchten Gründungsveranstaltung viel Beifall. Auch ein Tunnel ist im Gespräch.

Acht Vorstandsmitglieder der neuen Bürgerbewegung in Waakirchen.
Acht, der insgesamt neun Vorstandsmitglieder der neuen Bürgerbewegung in Waakirchen.

Die Verkehrsprobleme in Waakirchen werden seit 40 Jahren diskutiert, getan hat sich nichts. Täglich fahren über 14.000 Fahrzeuge durch den Ort, der im Verkehr erstickt. Erst mit der vordringlichen Priorität im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) komme jetzt Fahrt in die Geschichte, erklärte zur Gründung der Bürgerbewegung deren wortgewandter Sprecher Lars Hülsmann.

Über Hundert Waakirchner folgten dem Aufruf zur Gründungsveranstaltung im katholischen Pfarrsaal. Auch Bürgermeister Sepp Hartl und seine beiden Stellvertreter kamen. Interessiert folgten sie Hülsmanns umfassender Darstellung zu den Zielen der „Bürgerbewegung Entlastung der B 472“, die inzwischen 60 Mitglieder aufweist und deren neun Vorstandsmitglieder am Abend bestätigt wurden.

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Welche Chancen hat Waakirchen?

„Im BVWP, der jetzt in seine entscheidende Phase geht, werden Projekte für die nächsten 15 Jahre geplant“, klärte Hülsmann auf. Erstmals gebe es nun für die Bürger Möglichkeiten, Stellungnahmen bis zum 2. Mai zu den 1.840 Projekten in ganz Deutschland abzugeben. 330 davon kämen aus Bayern, darunter sei Waakirchen.

Ende September komme der BVWP dann in den Bundestag. Im nächsten Jahr könnte er verabschiedet werden. Umgesetzt werde er dann wohl erst in den Jahren 2025 bis 2030. Hülsmann machte auch deutlich, dass Waakirchen aus dem vordringlichen Bedarf rausfallen könnte, in den weiteren Bedarf komme oder ganz gestrichen werde, weil der Bund die 1.840 Projekte gar nicht finanzieren könne. Nur ein Teil davon werde realisiert.

„Umfahrungstrassen zerstören die Natur“

„Wir kommen nun aus der Deckung, wenn auch ein bisschen spät“, sagte Hülsmann mit Blick auf die bereits bestehende Bürgerinitiative Verkehr (BI). Die habe nur die Probleme benannt, aber keine konkrete Lösung auf den Tisch gelegt. Dies nehme er nun für die Bürgerbewegung in Anspruch. Diese sei auf Initiative von Franz Xaver März entstanden, der bereits bei der Bürgerversammlung Widerstand gegen die Umfahrungspläne angekündigt hatte. Die Waakirchner Ortsumfahrung könnte als Ost – Westtangente eine geheime Ersatz-Autobahn werden, fürchtet Lars Hülsmann.

Die Nordspange (blau) und die Südspange (rot) als Ortsumgehungen für Waakirchen.
Die Nordspange (blau) und die Südspange (rot) als Ortsumgehungen für Waakirchen.

Vor allem, wenn die Holzkirchner Südspange nicht kommt, wohl aber die Waakirchner Trasse. Da diese eine „schlechtere Scheinlösung“ sei, wolle man weder eine Süd- noch eine Nordumfahrung, denn wertvolle Natur würde für immer zerstört werden. Zudem würden unzumutbare Situationen für die landwirtschaftliche Nutzung der Restflächen geschaffen werden. Ausserdem verschiebe eine Ortsumfahrung die Probleme nur um etwa 400 Meter, von der Hauserdörfl wenig habe. Einen Tunnel zu diskutieren wäre es Wert. Hülsmann:

Wir sind dafür, doch im BVWP steht kein Tunnel.

Für eine nachträgliche Aufnahme in das Projekt stünden die Chancen schlecht. In Gmund dagegen gehe eine Umfahrung für ein Teilstück von 700 Metern nur mit einem Tunnel, sonst müsste man Häuser sprengen.

Die Bürgerbewegung sprach sich vor einem Verkehrskonzept für die Region zunächst erst einmal für eine Studie aus. Dann erst habe man eine Grundlage, worüber man rede. Bislang existiere so etwas noch nicht. Um die B 472 vor allem vom Schwerverkehr zu entlasten, brauche es ein landkreisübergreifendes Konzept, bei dem das Verkehrsaufkommen zwischen Bad Tölz, Holzkirchen und Miesbach sowie die Anbindung an die Autobahn im Vordergrund stehen, betonte Hülsmann.. Die B 13 und die B 318 müssten konsequent ausgebaut werden. Flankiert werden sollte dies von kurzfristigen Einzelmaßnahmen vor Ort.

Man verschließe sich auch nicht der Bürgerinitiative Verkehr. Aber jetzt gehe es darum, wer welche Lösung des Verkehrsproblems unterstützt. Da könne es auch zu unterschiedlichen Auffassungen kommen. Entscheidend sei jetzt, dass die Bürger bis zum 2. Mai ihre Stellungnahmen zu den drei Projekten abgeben. Dies wären die Ortsumfahrungen von Waakirchen und Holzkirchen sowie der Ausbau der B 318 nach Holzkirchen.

Bürgermeister Sepp Hartl und seine beiden Stellvertreter waren unter den Zuhörern
Bürgermeister Sepp Hartl und seine beiden Stellvertreter waren unter den Zuhörern

Sichtlich angetan von der Präsentation war Bürgermeister Sepp Hartl (FWG): „Ein sehr großes Kompliment. Es war eigentlich das, was sich der Gemeinderat schon immer gewünscht hat. Denn die Bürger müssen etwas miteinander machen. Ich freue mich, dass es eine solche Bürgerbewegung gibt“, um dann endlich miteinander nach einer guten Lösung zu suchen. Zuspruch gab es auch von Hans Hagleitner, Architekt und Stadtplaner. Er befasse sich schon seit 30 Jahren mit dem BVWP, als die ersten Initiativen aufkamen, die eine Umgehung Waakirchens forderten. „Wir brauchen eine Gesamt- und keine Insellösung“, so Hagleitner.

Es könne nicht sein, dass Waakirchen stets den Verkehr anziehe und mit einer Umgehung mehr Autos bekomme, weil man anderswo den Verkehr wegdrücke. Als Beispiel nannte Hagleitner Holzkirchen mit seinen sechs Bürgerinitiativen. Begrüßenswert sei, dass die Bürgerbewegung nun die Probleme differenzierter sehe,“ denn nicht alle Waakirchner wollten eine Umgehung, wie sich am heutigen Abend hier im Saal zeige.

Reber: „Bisher nur Lippenbekenntnisse“

Waakirchens Dritter Bürgermeister Rudi Reber (ABV) wandte sich dagegen, dass es bisher keine Lösungsvorschläge gegeben habe. Seine ABV hatte bereits zu einem runden Tisch eingeladen. Mit dem Ergebnis, „dass es nur Lippenbekenntnisse gab“, so Reber. Wenn Gmund für 50 Millionen Euro einen Tunnel bekomme, müsse man eben in Waakirchen überlegen, ob ein Tunnel nicht um den Ort geführt werden könnte. „Ich wünsche mir eine Lösung, die uns allen hilft“, hoffte Reber.

Anton Doll rechtfertigte seine „Bürgerinitiative Verkehr“ (BI). Man habe seit Jahren mit sämtlichen Mandatsträgern im Landkreis gesprochen. „Unsere BI hat einen nachhaltigen Anteil daran, dass wir heute im vordringlichen BVWP sind“. Sein Vorschlag: „wir sollten die Kräfte bündeln und nicht gegen- sondern miteinander arbeiten“. Eine Diskussion mit gegensätzlichen Auffassungen diene dazu, Ergebnisse zu finden, damit die Bürger von Waakirchen beruhigt in die Zukunft schauen können. Offenbar beruhigt gingen die Zuhörer nach einem Abend ohne hitzige Diskussionen auch nach Hause. Jetzt haben sie das Wort, zumindest bis zum 2. Mai.

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