Der Müll, die Stadt und der Hagn

Er läuft regelmäßig über. Drum herum liegt überall Dreck – Amazon-Verpackungen, große Kartonagen, sogar Kinderspielzeug. Die Stadt Tegernsee sucht noch immer nach einer Lösung für den Müllcontainer an der Klosterwachtstraße. Dabei stammt 70 Prozent des Mülls nicht mal von Tegernseern. Nun soll der Container eingesperrt werden.

So sah der Altpapiercontainer an der Klosterwachtstraße am 4. Mai 2020 aus / Quelle: Bauhof Tegernsee

Bereits Anfang Mai beschäftigte sich der Tegernseer Stadtrat mit dem Müllcontainer an der Klosterwachtstraße. Der Grund: Der Behälter läuft regelmäßig über. Die Leute schmeißen ihren Müll einfach achtlos drumherum. Verpackungen von ganzen Couch-Garnituren werden nicht zerkleinert, sondern einfach daneben gestellt.

„Nach Rücksprache mit der VIVO wurde bestätigt, dass derzeit an vielen Container-Standorten Probleme auftreten“, so Geschäftsleiter Hans Staudacher. Dies sei der aktuellen Situation durch die Corona-Pandemie geschuldet. Der Betrieb wurde an vielen Wertstoffhöfen eingeschränkt, es wird immer mehr online bestellt und somit mehr Müll produziert. Zudem nutzen viele die Zeit zu Hause für Entrümpelungen.

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Eine Überwachungskamera hat nicht geholfen. Nur einige Verwarnungen und ein Bußgeld wurden verhängt. So sind Mitarbeiter des Bauhofs teilweise Stunden damit beschäftigt, den Müll wieder aufzuräumen. Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) war genervt. „Es ist nicht die Aufgabe des Bauhofs, hinter den Leuten herzuräumen.“ Er wollte den Container abschaffen. Doch seine Stadträte baten um eine andere Lösung.

70 Prozent des Mülls von Nicht-Tegernseern

Bei der gestrigen Stadtratssitzung im Quirinal wurde deshalb erneut über das Müllproblem diskutiert. Der Knackpunkt: Der Container wird zwar zwei mal pro Woche von der VIVO geleert – immer montags und freitags, da sich vor allem am Wochenende viel Müll ansammelt. Öfter geht allerdings nicht. Damit ist der Vorschlag von Marcus Staudacher (Grüne) vom Tisch (wir berichteten).

Wie der Leiter des Bauhofs Anian Hölzl erklärt, habe man in den vergangenen Wochen eruiert, wer dort seinen Müll entsorgt. „Wir haben festgestellt, dass 60 bis 70 Prozent des Mülls von Leuten aus anderen Tal-Gemeinden, teils auch aus Schliersee oder sogar aus München und Freising stammt.“ Der Container werde täglich von der Müllabfuhr kontrolliert und der oben auf dem Container liegende Müll entfernt.

Klar ist: Eine Lösung muss her. Viele Stadträte hoffen langfristig auf einen eigenen Wertstoffhof für Tegernsee. „Über kurz oder lang müssen wir uns mit dem Bauhof zusammensetzen und nochmal über einen Wertstoffhof diskutieren“, wünschte sich unter anderem Thomas Mandl (SPD). Bürgermeister Hagn stellte allerdings klar: „Wir haben keine geeigneten Flächen.“

Müllcontainer bisher 24/7 zugänglich

Dass der Müllcontainer direkt an den Bauhof verlegt wird, ist ebenfalls nicht möglich – zu wenig Platz. Vorgeschlagen wurde deshalb, einen Zaun um den Container zu errichten. Bisher ist dieser 24 Stunden, sieben Tage die Woche zugänglich. Sogar um drei Uhr morgens werde dort Müll entsorgt. Mit einem Zaun, den Bauhofmitarbeiter morgens auf- und abends zusperren, könnte man das eindämmen.

Leiter des Bauhofs Anian Hölzl hat bereits Rücksprache mit Kollegen aus Schliersee gehalten. Dort werde immer wieder Müll vor dem Zaun abgestellt, „das wird auch in Tegernsee zu vermuten sein.“ Das würde dann zwar ebenfalls wieder Arbeit für den Bauhof bedeuten, so könnte aber immerhin die richtige Entsorgung des Altpapiers gewährleistet werden.

Letztlich einigte sich der Tegernseer Stadtrat darauf, einen beweglichen Zaun für knapp 900 Euro aufzustellen. Die VIVO würde sich an den Kosten beteiligen. Die Hoffnung besteht, dass sich die Situation mit dem größeren Müllaufkommen durch die Corona-Krise wieder relativiert, sobald die Wertstoffhöfe in anderen Gemeinden wieder normal geöffnet haben. „Nach der Sommerpause befassen wir uns dann nochmal mit dem Thema, dann wissen wir, wie es sich entwickelt hat“, so Hagn abschließend.

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