Ergänzung vom 24. Januar / 07:57 Uhr
Nun beschäftigt der Hauskauf eines russischen Milliardärs auch die Mitglieder des Rottacher Gemeinderats. Hubert Hörterer (FWG) wollte sich auf der vergangenen Sitzung über die Rechtslage informieren und sprach in dem Zusammenhang von einem „Oligarchen-Fieber“.
Doch Kämmerer Gerhard Hofmann konnte seine Bedenken ausräumen. Auch russische Milliardäre müssen Steuern zahlen.
Als Anfang des Monats herauskam, dass sich ein russischer Oligarch auf einem zwischen der Popperwiese und dem Seehotel Überfahrt gelegenen Grundstück ein Haus gekauft hatte, war die Aufregung in Rottach groß.
Keine offizielle Bestätigung
Man befürchtete eine regelrechte Invasion von betuchten Russen, die in Rottach einfallen wollten. Zur weiteren Verunsicherung trug dann auch noch bei, dass die Identität des Käufers ungeklärt war. Zwar ist besagter Käufer unseren Informationen nach Alisher Usmanov, offiziell bestätigen möchte man seitens der Gemeinde diese Meldung aber nicht.
Laut Aussagen von Bürgermeister Franz Hafner aus einem ganz einfachen Grund: Man kenne den Namen des neuen Besitzers selber nicht. „Ich möchte noch einmal betonen, ich weiß nicht, wer der Käufer ist. Die Umbaumaßnahmen wurden von einer Gesellschaft beantragt“, so Hafner.
Hörterer hakt nach
In dem Zusammenhang wollte Hörterer dann wissen, ob es möglich sei, dass eine Gesellschaft hier ein Haus besitzt und deswegen jemand dort wohnen könnte ohne in Rottach gemeldet zu sein. Außerdem interessierte ihn, ob der Gemeinde Schwierigkeiten entstehen könnten, wenn sie den Namen des Käufers weitergeben würden.
Letzteres konnte Hafner bestätigen. Es bestehe für jeden Bürger die Möglichkeit aus datenschutzrechtlichen Gründen eine Auskunftssperre zu beantragen. Dafür gebe es in Rottach auch schon einige Beispiele.
Zur Sache der Meldung in der Gemeinde erklärte Kämmerer Gerhard Hofmann, dass Personen, die ein Haus nur ein oder zwei Mal im Jahr nutzen von der Meldung befreit wären. „Das entbindet aber natürlich nicht von der Zahlung der Zweitwohnsitzsteuer“, so Hofmann.
Somit waren die Bedenken Hörterers zunächst einmal ausgeräumt. Ob das Thema noch einmal im Gemeinderat zur Sprache kommt, hängt wohl in erster Linie davon ab, ob das von ihm als „Oligarchenfieber“ bezeichnete Phänomen weiter um sich greift.
Ursprünglicher Artikel vom 14 Januar mit der Überschrift: Ist ER der unbekannte Milliardär?
Der Tegernsee bekommt immer häufiger Besuch aus dem Osten – genauer aus Russland. Für die einen ein rotes Tuch, für andere veritable Geldgeber.
Nach Kitzbühel haben die Russen das Tegernseer Tal für sich entdeckt. Die Tochter des ehemaligen Sowjetchefs und Nobelpreisträgers Michail Gorbatschow, Irina Virganskaya, hat bereits in Rottach-Egern ein schönes Domizil erworben. Nun folgt der Geldadel.
Die große, im Umbau befindliche Villa, in unmittelbarer Nähe zum See, ist ein Hingucker. Wer in den letzten Monaten zwischen dem Hotel Überfahrt und der Popperwiese promenierte, staunte über das mächtige Anwesen am Schorn, das mit großem Aufwand renoviert wurde. Bereits vor einiger Zeit scheint es dem Vernehmen nach ein russischer Milliardär gekauft haben.
Der Mann, laut Forbes-Reichenliste unter den Top 50 der reichsten Menschen der Welt, will so unsere Informationen das Haus als Feriendomizil nutzen. Bereits vor der Umbauphase soll er immer wieder in einem Rottacher Nobelhotel eine ganze Etage für sich und seinen weitreichenden Clan gemietet haben.
Ende November hat der von ihm beauftragte ortsansässige Architekt die über 100 an der Renovierung beteiligten Handwerker und Fachkräfte zu einem üppigen Richtfest in das Bräustüberl eingeladen. Sein Geld hat der Oligarch mit diversen Industrie-Beteiligungen gemacht und soll Putin nahe stehen. Laut russischen Quellen beläuft sich sein Vermögen auf über 19 Milliarden Dollar. Doch ist das erst der Anfang?
Politik abwartend
Seit Wochen wabert im Tal das Gerücht, sogar der berühmteste Russen-Millionär Roman Abramowitsch, Eigentümer des englischen Fußballclubs Chelsea, sucht ein “Austragshäuserl” am Tegernsee. Mehr als ein Gerücht ist es wohl nicht. Entgegen ihres sonstigen eher prächtigen Auftretens, bevorzugt der russische Geldadel die Diskretion.
Auch die Politik hält sich bedeckt. Offizielle Aussagen sind nur schwer zu bekommen. Man stehe dem ganzen aber aufgeschlossen gegenüber, hört man hinter vorgehaltener Hand. “Solange die Neubürger nicht denken, sie könnten sich mit ihrem Geld alles erlauben, ist eigentlich alles in Ordnung,” so ein Vertreter auf Nachfrage.
Noch sind die Immobilienkäufe Einzelfälle. Aber das Beispiel Kitzbühel in Österreich zeigt auf prominente Weise, wie ein massiver Zuzug Hysterie auslösen kann. Jedes Jahr kommen dort 40.000 Russen zu Apres Ski und Edelkauf. Das wurde manchem Einheimischen schnell zuviel. Man forderte 2005 eine 10 Prozent Quote für Russen. Empörung und Gekreische von Politikern und Einzelhändlern ließ diesen Gedanken schnell ins berechtige Abseits geraten.
Russische Bürger sind nicht die ersten Migranten mit Vermögenshintergrund im Tal. Seit Jahren lassen sich reiche Araber in Wiesseer Privatkliniken behandeln. Großzügig verteilen sie bei Sternsinger-Besuchen Geldgeschenke zur Freude der singenden Kinder. Überhaupt haben sich die Besucher aus dem Mittleren Osten ins sonst so trachtenbewusste Ortsbild von Bad Wiessee gut eingefügt.
Mag sein, dass die bekannte bayerische Gelassenheit auch hier hilft. Wie genau sich der Zuzug aus dem Osten auf Immobilienpreise und Einzelhandel auswirken wird, werden wir in den nächsten Monaten beobachten und natürlich berichten.
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