Janssen-Steg: Diese Tatsachen könnten ihn zu Fall bringen – Teil 2

Ende vergangener Woche ist die Stadt Tegernsee dem geplanten Bau des Seestegs zwischen August Macke Anlage und Länd ein deutliches Stück näher gekommen. Eine Klage aus Denkmalschutzgründen lehnte der Münchner Verwaltungsgerichtshof ab. Doch der Bau des Steges könnte noch aus ganz anderen Gründen problematisch werden.

Nach dem ersten Teil gestern, befassen wir uns heute unter anderem mit einer “Schenkung”, die mindestens 200.000 Euro kosten wird.

Wie schädlich ist der Steg für die Wasserqualität?

Entgegen der Auffassung vieler Außenstehender wird auch der neue Seeufersteg nicht nur aus Holz, sondern zu einem ganz erheblichen Anteil aus Stahl bestehen. Damit dieser nicht rostet werden die Stahlteile verzinkt. Zink ist allerdings ein Schwermetall, das ab einer bestimmten Konzentration große Schäden für das Ökosystem hervorrufen kann.

Auch der neue Steg besteht zu einem großen Teil aus Stahl
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Aus diesem Grund schreibt der Gesetzgeber vor, dass Besitzer von Hütten am See die über ein verzinktes Blechdach verfügen, das Regenwasser nur bis zu einer Dachfläche von 50 Quadratmetern unbehandelt in den See leiten dürfen. Ist die Fläche größer als 50 Quadratmeter, muss der Hausbesitzer das Regenwasser vorbehandeln – eine klare Vorgabe des Landratsamtes. Der geplante Steg über eine Länge von 200 Metern würde eine verzinkte Fläche von über 600 Quadratmetern aufweisen. Das Zink wird demnach Schritt für Schritt in den See gespült werden und die eigentlich klar definierten Grenzwerte deutlich übersteigen.

Entnommene Proben von der bereits bestehenden Steganlage zeigen, dass diese Argumentation durchaus ernst zu nehmen ist. Dort wurden deutlich erhöhte Blei-, Kupfer- und Zinkwerte festgestellt, die über Jahre hinweg in zu hoher Konzentration in den See gelangt sind und weiter gelangen. Das Wasserwirtschaftsamt sieht dennoch auf Nachfrage keinerlei Veranlassung neue Proben zu entnehmen und diese in ihre bereits bestehende Genehmigung einfließen zu lassen. Auch hier sind Ökologen alarmiert und prüfen rechtliche Schritte.

Eine Schenkung auf Kosten der Steuerzahler?

Doch neben den ökologischen Bedenken gibt es offenbar auch Abmachungen, die die Stadt Tegernsee mit privaten Anliegern getroffen hat, die zumindest Fragen aufwerfen. Die Rede ist von einem Bootsverleih im direkten Verlauf des geplanten Stegs. Um das Vorhaben zu ermöglichen brauchte die Stadt das Einverständnis des dortigen Besitzers. So wurde ein nicht-öffentlicher Vertrag geschlossen, wonach der Bootshafen abgerissen und einige Meter weiter nördlich wieder aufgebaut werden soll.

Da von Seiten des Grundstücksbesitzers offenbar besonders geschickt verhandelt wurde, wird dieser “Ersatzbau” nun doppelt so groß ausfallen und bis zu 24 Meter in den See hinein ragen. Die Kosten für den neuen Bootshafen in Höhe von rund 200.000 Euro will die Stadt Tegernsee tragen.

Doch nicht nur das, auch den weiteren Unterhalt dieser “Schenkung” wird die Stadt großzügig für immer übernehmen. Die Gesamtkosten sind somit nur schwer abzuschätzen. Ein durchaus bemerkenswertes Vorgehen, wie einige Steggegner und Steuerzahler finden. Auch hier ist somit weiteres Potential für eine rechtliche Auseinandersetzung gegeben.

Bürgerbegehren

Wolfgang Reininger kündigte bereits vor zwei Wochen im Gespräch mit der Tegernseer Stimme an, dass er auch ein Bürgerbegehren gegen den Steg anstrengen würde. Und auch Stadtrat Andreas Obermüller, bekannt als Gegner des Stegvorhaben, ist für die Durchführung einer solchen Bürgerabstimmung über das Projekt. “Ich möchte die Tegernseer ausdrücklich dazu ermutigen, solch ein Bürgerbegehren anzustrengen”, sagt der Stadtrat.

Dabei bietet er seine Mithilfe an. Als Initiator möchte Obermüller zwar nicht fungieren, aber als Berater für die rechtlichen Schwierigkeiten stehe er zur Verfügung. Zudem werde er das Ansinnen auch politisch vertreten, wenn das gewünscht wird.

Konfrontiert mit der Aussage Reiningers, eventuell ein Bürgerbegehren in die Wege zu leiten, gibt sich Bürgermeister Janssen unbeeindruckt:

Es wurde ja bereits früher einmal eine Postkartenaktion durchgeführt, die sich ebenfalls gegen den Steg richtete und wohl die Stimmungslage testen sollte. Wie ich gehört habe, war die Resonanz darauf sehr gering. Deswegen gehe ich davon aus, dass ein Bürgerentscheid nicht negativ ausfallen würde.

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