„Jeder, der Bus fährt, fährt nicht Auto“

„Mit der Seniorenkarte haben wir etwas…, was andere Talgemeinden nicht haben“. Dieser Satz von Wiessees Gemeinderat Kurt Sareiter stimmt jetzt schon dreimal nicht mehr. Rottach zog nach. Was Gmund dazu meint…

Eine Kostenlos-Karte für Senioren – jetzt auch in Gmund / Quelle: Klaus Wiendl

Sollen wir uns die Testphase für ein Jahr Gratis-Seniorenkarte für den Linienbus 40.000 Euro kosten lassen? Dies fragten sich die Gmunder Gemeinderatsmitglieder bei der Sitzung am Dienstag. Die Gemeinde Fischbachau hatte es eingeführt. Im Tegernseer Tal haben es Bad Wiessee und Rottach-Egern gleichgetan.

Ein Jahr kostenlos Busfahren

Die Karte sollte ganzjährig kostenlose Fahrten im Geltungsbereich des RVO ermöglichen, analog der für die Urlauber kostenlosen GästeCard. Gültig sollte sie für alle Senioren, die 65 Jahre oder älter sind und ihren Hauptwohnsitz in Gmund haben. Beantragen können die Senioren die Karte im Rathaus.

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Der RVO rechnet die Kosten mit der Gemeinde ab, während die Senioren nichts für‘s Busfahren bezahlen müssen. Die Kosten werden dabei auf 40.000 Euro gedeckelt. Alle darüberhinausgehenden Kosten trägt der RVO. Es soll dabei zunächst eine Probephase von einem Jahr geben. Die genauen Bedingungen verhandelt die Gemeinde dann mit der RVO. Ob man eine Art Schutzgebühr von den Nutzern (10 bis 20 Euro) verlange, will man noch überlegen.

Besonders angetan von der Einführung war in der Diskussion Martina Ettstaller (CSU): „Ich appelliere an euch, dass wir da mitmachen, es gibt viele Senioren, die sich das Busfahren nicht leisten können.“

Gratis für Alle?

Johann Schmid (SPD) unterstützt im Prinzip auch die Idee, würde sich jedoch eine Eingrenzung wünschen: „Senioren sind nicht per se sozial bedürftig. Ich sehe da eine gewisse Gerechtigkeitslücke.“ Er würde es befürworten, aber nur für Senioren, die sich kein eigenes Auto leisten können.

Ettstaller setzte entgegen: „Senioren, die es sich leisten können, die fahren nicht Bus, sondern Mercedes.“ Man könne nicht hergehen und die Rentenhöhe von jedem ansehen und danach entscheiden, wem man die Seniorenkarte gebe und wem nicht.

Bürgermeister Alfons Besel (FWG) freute sich ausdrücklich, „dass man jetzt umdenkt.“ Man solle es als kleines Angebot sehen, das aber auch helfe. Generell passiere viel im Bereich RVO, wenn man sich z.B. Aktionen wie „7 Monate zahlen – 12 Monate fahren“ oder „Gib mir 5“ ansehe.

In kleinen Schritten zum Großen

Michael Huber (SPD) war da etwas zögerlicher in seiner Begeisterung. Er bezweifelt, wie groß der Erfolg sein wird und fragt sich wie man diesen messen könne. „Insgesamt kommt es mir wie ein Gestopsel vor. Der große Wurf fehlt.“ Man könne mit der Karte nicht mit der BOB fahren. Eine bessere Taktung fehle. Er sehe es an seinen eigenen Kindern – wenn eine Verbindung fehle, dann funkioniere es nicht.

Bevor man den einstimmigen Beschluss für die Seniorenkarte fällte, brachte Franz von Preysing (CSU) mit seinem Schluss-Plädoyer noch die Botschaft auf den Punkt: Der Antrag gehört unterstützt. Denn wenn man drauf wartet, dass das große, perfekte, Wahnsinnige passiert, dann passiert gar nix:

Jeder, der Bus fährt, fährt nicht Auto!

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