Aus Sicht der Stadt wird dieser derzeit nicht gebraucht und ist daher überflüssig. Das Landratsamt sieht das jedoch anders und machte einen Vorschlag, den der Stadtrat erst recht nicht akzeptieren wollte.
Das Gebäude der Tegernseer Grundschule ist über 100 Jahre alt. Um das in der Hochfeldstraße gelegene Haus auch brandschutzrechtlich auf den neuesten Stand zu bringen, sind erhebliche Umbaumaßnahmen nötig. In den letzten zwei Jahren tauchte das Thema daher mehrfach auf der Tagesordnung diverser Stadtratssitzungen auf.
Wurde man im Juni 2012 noch kalt erwischt, herrscht mittlerweile Klarheit über die erforderlichen Maßnahmen. Ein zweiter Fluchtweg muss her, und auch das Treppenhaus soll an die neuen Bedingungen angepasst werden. Rund 420.000 Euro werden die Maßnahmen voraussichtlich kosten. Im März 2013 votierten die Stadtratsmitglieder zudem einstimmig für die Errichtung einer Außentreppe. Gleichzeitig soll das bestehende Treppenhaus nach den aktuellen Vorschriften des Brandschutzes neu gebaut werden.
Aufzug weiterhin ein Streitthema
Die Entscheidung, ob man bei dieser Gelegenheit auch gleich einen Aufzug in das Treppenhaus einbauen lässt, ließen die Räte damals allerdings noch offen. Ein Aufzug würde es zumindest künftig auch körperlich eingeschränkten Kindern und Lehrern ermöglichen, problemlos am Unterricht teilzunehmen.
Einziger Haken: Der Lift würde die Stadt nochmals 110.000 Euro zusätzlich kosten. Die Mehrheit des Tegernseer Stadtrates hält das allerdings für übertrieben und einen Aufzug derzeit nicht für notwendig. Schließlich gebe es aktuell keine körperlich behinderten Schüler oder Lehrer an der Schule. Aus diesem Grund votierte man bereits im Mai 2013 dagegen.
Trotzdem kam das Thema am vergangenen Dienstag erneut zur Sprache: Das Landratsamt Miesbach will das Tegernseer „Nein“ nicht akzeptieren und forderte die Stadt erneut zum Handeln auf. Für Tegernsees Bürgermeister Peter Janssen ist das nicht nachvollziehbar:
Warum jetzt sofort einen Lift einbauen, wenn dieser nicht gebraucht wird?
Der Rathauschef plädiert daher nach wie vor für eine Sanierung des Treppenhauses, die einen nachträglichen Lift-Einbau jedoch jederzeit möglich machen würde, sobald sich ein tatsächlicher Bedarf dafür ergibt. Dazu hatte sich die Stadt bereits im vergangen Jahr bereit erklärt.
Eine Rampe anstelle des Aufzugs?
Dem Landratsamt Miesbach reicht das allerdings nicht. Dort will man entweder den sofortigen Einbau eines Aufzugs oder alternativ eine Rampe an der Außenseite des Gebäudes. „Das Landratsamt hat vorgeschlagen, dass wir an der Südseite der Volksschule eine Rampe bauen, um so die Höhe der Außentreppe zu überwinden“, erklärte der Bürgermeister bei der letzten Stadtratssitzung. Zudem wird dann auch im Inneren des Gebäudes eine Rampe notwendig, um so in die oberen Stockwerke zu gelangen.
Die Stadträte sahen das kritisch: „Der Aufzug stellt im Brandfall keine wirkliche Verbesserung der Sicherheit dar, da man ihn dann eh nicht benutzen darf“, so Christine Laprell (CSU). Und auch Tegernsees Zweiter Bürgermeister Anton Staudacher bezeichnete einen Lift als derzeit unnötige Investition: „Wir sollten hier gegenüber dem Landratsamt Härte zeigen. Sie können uns jetzt nicht zwingen, einen Aufzug zu bauen“, wurde Staudacher deutlich.
„Ich bin nach wie vor dafür, sofort einen Aufzug einzubauen, da wir so auch einen Anreiz für körperlich beeinträchtigte Schüler und Lehrer schaffen, an die Tegernseer Grundschule zu kommen. Zudem ist dieser gut, falls sich ein Schüler mal verletzt“, so Andreas Obermüller (Freie Wähler). Außerdem käme ein nachträglicher Einbau die Stadt wohl deutlich teurer, merkte Obermüller an. Er sprach sich indes aber auch klar gegen eine Rampe aus: „Eine Rampe dürfte ja nur ein Gefälle von unter sechs Prozent haben, sie würde also irrsinnig lang werden. Davon würde ich Abstand nehmen.“
Tegernsee nur bedingt kompromissbereit
Am Ende entschied man sich gegen die Stimme von Andreas Obermüller, an dem bisherigen Beschluss festzuhalten und einen Aufzug erst im Bedarfsfall einzubauen. Zudem wurde im Beschluss festgestellt, dass eine Rampe das historische Gebäude unnötig verunstalten würde. Da für eine solche Lösung in den Augen der Stadt derzeit keine Notwendigkeit bestehe, lehnte man auch diese Forderung des Landratsamtes ab.
In einer Sache kam der Tegernseer Stadtrat den Verantwortlichen im Landratsamt dann allerdings doch entgegen. So erfüllte man den Wunsch, ein Behinderten-WC in der Volksschule einzubauen. Hier bietet sich aktuell eine Lösung an. „Da die Damentoiletten eh umgebaut werden, werden wir auch gleich ein behindertengerechtes WC installieren“, so Bürgermeister Janssen. Beide Maßnahmen zusammen werden die Stadt insgesamt 80.000 Euro kosten. Ohne eine geeignete Möglichkeit, in das Gebäude hereinzukommen, dürfte die Behindertentoilette, zumindest vorerst, ungenutzt bleiben.
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