Josef Lederer packt seine Koffer

Die Fledermäuse waren Josef Lederers letzter Trumpf. Die geschützten Tierchen hätten den geplanten Abriss des Hotel Lederer in Bad Wiessee eventuell verhindern und damit Lederers Zuhause sichern können. Jetzt ziehen die Fledermäuse um. Und der gesundheitlich angeschlagene Lederer?

Josef Lederer (rechts) verlässt im nächsten Monat sein Zuhause: Das ehemalige Hotel Lederer an Wiessees Seepromenade (links). /Archivbild

Unerbittlich kämpfte Josef Lederer gegen den geplanten Abriss seines Lebenswerkes, des ehemaligen Hotel Lederer in Bad Wiessee (wir berichteten). Noch wohnt er dort selbst in einem Nebengebäude – zusammen mit einer Haushälterin und drei Ponys. Allerdings nicht mehr lange. Im nächsten Monat wird er seine „Noch-Heimat“ verlassen und „für längere Zeit“ verschwinden, wie er auf telefonische Nachfrage mitteilt.

Seine Hoffnung auf einen Baustopp für das von Familie Strüngmann angedachte Luxus-Hotel hatte er im vergangenen Jahr zunächst in Hitler und Röhm gesetzt. Dann schüttelte der 78-Jährige die geschützten Fledermäuse als letzten Trumpf aus dem Ärmel. Ein von der Gemeinde Bad Wiessee in Auftrag gegebenes Gutachten sollte daraufhin klären, ob die artenschutzrechtliche Relevanz der Tiere einen Abriss verhindern könne.

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Alles hing vom Gutachten ab

Denn „grundsätzlich darf man den Tieren nicht den Lebensraum wegnehmen“, wie Andreas Göbel, Sprecher von Athos, dem Büro der Familie Strüngmann, noch Ende November erklärte. Damit verschaffte sich Lederer etwas Zeit und verzögerte den schon für Herbst 2017 ins Auge gefassten Abriss ein weiteres Mal. Lederers Hoffnung hing also vom Gutachten ab.

Jetzt steht fest: Der Schutz der Tiere kann gewährleistet werden, indem man sie einfach umsiedelt. Für Josef Lederer bedeutet das, auch er muss sein geliebtes Hotel verlassen. Es gehe „niemanden etwas an“, sagte er zuletzt im Dezember, „ob und wann“ er ausziehe. Zitat:

Mir geht es nicht gut. Lassen Sie mich in Ruhe.

Heute klingt der gesundheitlich angeschlagene 78-Jährige am Telefon zwar etwas optimistischer, aber es ist herauszuhören, dass er des Kampfes müde geworden ist. „Ich werde bald meine Koffer packen und für längere Zeit verschwinden.“ Mit „bald“ meint er nächsten Monat. Wo er hinziehen wird, verrät er nicht, aber Bad Wiessee wird er wohl nicht verlassen. Von dem Ergebnis des Gutachtens wisse er noch nichts, sagt er.

Unabhängig davon hätte ihm Strüngmann für die Wohnungssuche Zeit eingeräumt. Von Strüngmanns Anwälten hätte es auch diverse Angebote gegeben, aber eine Wohnung habe man ihm nicht gestellt, so Lederer. Familie Strüngman würde aber einen Teil des Mobiliars übernehmen.

Inzwischen hat der 78-Jährige aufgegeben, um seinen Familienbesitz zu kämpfen. Zwar sieht er sich noch immer als Opfer einer Intrige, weil die Gemeinde den Verkauf des in die Jahre gekommenen Hotels seiner Meinung nach sabotiert habe, um ihn in den Ruin zu treiben, doch als „Nicht mehr“-Eigentümer habe er nur begrenzte Mittel, den Prozess aufzuhalten.

Wenn Sie immer der einsame Rufer in der Wüste sind, dann werden Sie irgendwann aufhören zu rufen.

Was nicht bedeuten würde, dass das irgendetwas an seiner Haltung ändere, versichert er. Nur werde man von ihm künftig nichts mehr hören. Wenn er diese Entwicklung zu früheren Zeiten geahnt hätte, dann hätte er nicht aus einer Bruchbude ein 4-Sterne-Hotel gemacht, sondern alles verkauft, zieht Lederer Bilanz. „Es hat sich nicht rentiert, in Bad Wiessee zu investieren.“

Wann nun mit dem Abriss begonnen wird, steht noch nicht genau fest. Aktuell beschäftigen sich sowohl Gemeinde als auch Athos mit der Detailplanung zum Bebauungsplan.

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