Jugendherberge in Kreuth:
“Jugendherbergen sind ein sozialer Treffpunkt”

Bildung ist mehr als Schulunterricht, auch die Jugendherbergen in Bayern verstehen sich als Ort des Lernens. In Kreuth / Scharling versucht geht es auch um das Miteinander in der Klasse und um Mobbing. Interview mit Christoph Altmann, der die Jugendherberge in Stellvertretung leitet.

Mitten im Grünen und mit Bergblick liegt die Jugendherberge in Scharling. / Foto: DJH Kreuth

Welche Herausforderungen sieht die Jugendherberge in Kreuth und wie erfolgt die Einbindung der Region und der Landwirtschaft? Christoph Altmann, stellvertretender Leiter der Jugendherberge Kreuth, gewährt Einblicke:

Warum sind Jugendherbergen auch ein Ort des Lernens?

Altmann: Wir als Jugendherberge arbeiten eng mit Schulen zusammen und greifen verschiedene Themen des Unterrichts bei uns auf. Wir setzen gemäß dem Lehrplan verschiedene Punkte in unseren entwickelten Bausteinen um und sind somit curricular angebunden (Anmerkung der Redaktion: Teil des Lehrplans). Als Beispiele hierfür: „Bauernhofbesuch mit anschließender Führung in der Naturkäserei“ (Thema für den Heimat- und Sachunterricht).

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Ganz in der Nähe der Jugendherberge Kreuth liegt der Bauernhof von Steffi Winkler. Auf dem Sapplhof werden je nach Jahreszeit folgende Themen vermittelt: “Nur von glücklichen Kühen gibt es gesunde Milch”, “Vom Huhn zum Ei”, “Kräutergarten mit Dufterlebnis” oder “Laufstallbesichtigung mit Milchkühen”. Die Kinder lernen einen Bauernhof ganzheitlich kennen. Wo und wie leben Kühe, Kälber, Hühner, Gockel? Was brauchen die Tiere, um gesund und glücklich aufwachsen zu können? Sie dürfen Hühner streicheln, Tiere anfassen. Jedes Kind bekommt je nach Jahreszeit ein Produkt vom Bauernhof zur Verköstigung.

Jugendherbergen sind auch ein sozialer Treffpunkt, in welchen unser Slogan „Gemeinschaft erleben“ gelebt wird. Christoph Altmann, stellvertretende Leitung der Jugendherberge Kreuth

Nicht selten kommt es vor, dass Klassen aus verschiedenen Schulen sich bei uns aufeinander treffen. Das Kennenlernen und das Miteinander wird während des ganzen Aufenthaltes erlebt und tagtäglich umgesetzt. Hierzu gibt es auch von unserer Seite Bausteine, die dieses Thema aufgreifen: „Wir sind Klasse“ (Soziale Bildung – Klassengemeinschaft stärken). In enger Zusammenarbeit mit „Synergie Soziale Bildung“ entwickelten wir einen Baustein, welcher genau diese Themen behandeln. Hierzu ein kleiner Auszug der Inhalte: “Aus Einzelnen wird ein Team“, “Mobbing-Prophylaxe“, “Sich als Klasse finden“.

Außerhalb unseres Angebotes der Bausteine, bieten wir auch eine Grundlage, um Schulen zu ermöglichen, eigene Projekte umzusetzen. Hierfür bieten Jugendherbergen die Räumlichkeiten, Unterkunft und Verpflegung um diese zu realisieren. Beispiele hierfür wären z. B. Chöre, bzw. musische Gruppen, Theater-Gruppen oder auch Seminargruppen.

Wie viele Klassen kommen im Schnitt pro Woche zu Ihnen in die Jugendherberge? Wie lange bleiben die Klassen durchschnittlich? 

Altmann: In der Regel finden bei uns drei bis vier Schulkassen Platz (124 Betten). Diese bleiben meist vom Montag bis Freitag.

Was ist momentan eine Herausforderung für Sie? 

Altmann: Wie in der Gastronomie üblich, ist die Personalplanung ein großes Thema. Das betrifft Angestellte im Haus, aber auch externe Teamer, welche Bausteine umsetzen. Da wir uns in eine nachhaltige Richtung entwickeln, sind Schlagwörter wie Regionalität, Bio, Umweltschutz unsere Philosophie. Die Herausforderungen hierbei sind, wirtschaftlich eine Balance zu finden, um Schulen jeder Art ein bezahlbares Paket zu schnüren und dabei ein nachhaltiges Unternehmen mit fair entlohnten Mitarbeitern darzustellen. Das wird immer mehr zu einer Gratwanderung.

Was brauchen Sie, um gute außerschulische Bildung bereitzustellen?

Altmann: Aus unserer Sicht, ist das wichtigste, ausreichende Arbeitszeit zu schaffen, um eine Entwicklung zu realisieren. Oft wird es sehr eng, neue Programme zu entwickeln, zu testen und dann anzubieten. Neben dem täglichen Geschäft, wie Hausreinigung, erarbeiten von Speiseangeboten, etc. liegt es an uns, ansprechende Programme auszuarbeiten. Aber auch Teamer, die sich bereiterklären, regelmäßige Exkurse mit Schulklassen durchzuführen, sind essenziell. Leider sind diese aus unserer Erfahrung schwer zu bekommen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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