Sie staunten nicht schlecht, als ihnen unter der Leitung von E-Werk-Chef Norbert Kruschwitz dessen Vorzeige-Kraftanlage am Söllbach gezeigt wurde. Zu sehen bekam die fünfköpfige Delegation aus Afghanistan hochmodernste Technik, ähnlich einem Turbolader unter dier Motorhaube: eine große Turbine, gespickt mit vielen Pumpen und Rohren.
Laut Kruschwitz sei es ein hochmodernes Druckwasser-Kraftwerk mit knapp 300 kW Leistung. „Das Wasserkraftwerk am Söllbach ist, wenn man es mit Automobilen vergleicht, ein hochwertiges und teures Produkt der Luxusklasse. Weil es die Fähigkeiten hat, unterschiedliche Wasserangebote mit einer Turbine abzuarbeiten. Früher brauchten wir zwei Generatorensätze, um jeweils 50 Prozent Wasserkraft auszuschöpfen. Heute machen wir das mit einer Turbine, weil sich die Turbinenflügel der Wassermenge mechanisch anpassen können. Das ist eine sehr anspruchsvolle Technik, mit Messsensoren, Hydraulik und Stellwerken“.
So etwas könne man in Afghanistan nur in zugänglichen Gegenden errichten. „Ich habe der Delegation auch von solch komplizierten Anlagen abgeraten und geraten, sie nur in Einzelfällen zu bauen“, so Kruschwitz. Wenn, dann müsse man eine ganze Serie davon bauen, denn man brauche dafür auch eine Ersatzteilversorgung, um eine Wartungskette aufzubauen. Das sei im Hochgebirge von Afghanistan wohl nicht möglich.
Bedarf für Kleinkraftwerke
„Wovon die Gäste bei uns lernen können, ist das Experimentalkraftwerk der TU München am Söllbach, das am 23. Juli seiner Bestimmung übergeben wird“. Hier werde erprobt, mit einem Wasserrad in wasserreichen bergigen Terrains Low-Budget Kleinstwasser-Kraftanlagen zu bauen. „Sie sind vergleichsweise billig in der Herstellung und unkompliziert in der Wartung. Kruschwitz preist sein Projekt an:
Diese Teile kann man dann auch mit Mulis oder Yaks in die Berge tragen und dort zusammenbauen.
Doch einschränkend meinte er, dass die Stromerzeugung nur für ein paar örtliche Gehöfte von ein paar Bauern reiche. Experte Kruschwitz: „Voraussetzung dafür aber sind wieder stromsparende LED-Lampen. Luxusgüter kann man damit nicht betreiben“. Er nannte auch den Grund, warum die Afghanen ausgerechnet Wiessee aufsuchten: „Dieses spezielle Wasserrad, das auch für Entwicklungsländer geeignet wäre, gibt es nur bei uns“.
Ziel der afghanischen Delegation, angeführt vom stellvertretenden Minister für Energie, ist im Wesentlichen der Besuch der Intersolar-Messe in München. Da die meisten Städte und Orte in ihrer Heimat nicht an ein überregionales Stromnetz angebunden sind, stehen Solartechnik, Windkraft, Biomasse sowie Kleinwasser-Kraftwerke auf ihrer Agende. Bestes Anschauungsmaterial dazu bekamen sie in Bad Wiessee. Das Treffen organisiert hat die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ). Sie engagiert sich in Aufgaben der Entwicklungshilfe.
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