Den Zustand der Tölzer Straße in Gmund könnte man durchaus als sanierungsbedürftig bezeichnen – durch Schlaglöcher und andere Straßenschäden rumpeln die Autos die Ortsdurchfahrt hinunter. Der Gemeinde Gmund ist das bewusst: Es soll sich in diesem Jahr etwas ändern. Auf der gestrigen Gemeinderatssitzung stellte das Bauamt Rosenheim wie auch die Gemeinde Baupläne für den Vollausbau der Tölzer Straße vor.
Bei den Planungen ist jedoch nicht nur die Straßensanierung inbegriffen, sondern unter anderem auch eine Erweiterung des Gehwegs, neue Straßenbeleuchtung, Wasserkanäle und Kabelverlegungen von Telefon und Internet. Obwohl bei den Bauarbeiten dann verschiedene Bereiche und entsprechende Behörden arbeiten, hat die Gemeinde eine Gesamt-Planung gefordert, „damit das auch Hand und Fuß hat“, so Bürgermeister Georg von Preysing.
Da es sich nicht nur um eine Sanierung, sondern auch um eine Erweiterung handelt, muss sowohl die Gemeinde als auch das Bauamt Rosenheim teilweise auf Grundstücke zugreifen. Daher befindet sich Preysing seit einigen Wochen in Gesprächen mit Anwohnern: „Sie haben Verständnis, aber eben auch berechtigte Fragen.“ Es soll zusätzlich eine große Anliegerbesprechung am 4. April im Neureuthersaal stattfinden.
Gemeinde rechnet mit Beschwerden
Die Maßnahmen erstrecken sich über 750 Meter der Tölzer Straße – von der Wiesseer Straße Richtung Finsterwald bis zum Bahnübergang. Ab da wurde die Straße vor dem Bau der Realschule bereits erneuert, sodass dort keine Arbeiten mehr anfallen. Das Projekt wird voraussichtlich in zwei bis drei Bauabschnitte eingeteilt, um eine komplette Sperrung der Ortsdurchfahrt zu verhindern. Außerdem müssten Anwohner und Geschäftsinhaber weiterhin ihre Häuser erreichen können.
Auch mögliche Umfahrungen wurden für die einzelnen Bauabschnitte vorgestellt. Genaueres könne jedoch erst kurz vor Beginn beschlossen werden. Unter anderem war der Vorschlag für den zweiten Bauabschnitt die Bichlmaierstraße als Einbahnstraße Richtung Finsterwald zu markieren, sodass der restliche Verkehr über Kaltenbrunn geleitet würde. Doch die Gemeinde rechne trotzdem mit “Beschwerden und Einschränkungen” der Anwohner und der Geschäftsinhaber.
Mehr Platz für Autofahrer und Fußgänger
Explizit soll die Straße auf eine durchgängige Breite von 6,50 Meter erweitert werden, der Gehsteig soll mit zwei Metern künftig mehr Platz für Fußgänger bieten. „Derzeit nutzen vor allem viele Schüler den Weg vom Bahnhof zur Realschule“ und auch Eltern von Kindergartenkindern laufen täglich die Tölzer Straße mit ihren Kinderwägen entlang. Das Verbreitern des Bürgersteigs erfolgt zur Talseite, die der Straße zur Hangseite.
Laut einer Verkehrszählung des Jahres 2014 würden täglich 5050 Pkw die Ortsdurchfahrt nutzen. Das hinterließ entsprechende Schäden. Da sich sowohl in der Straße als auch im Gehweg Kanalrohre und verschiedene Kabel befinden, müsse man die Straße 70 Zentimeter tief aufreißen und den Teer entfernen. Danach würde die Straße neu gebaut werden – inklusive Wasserkanalsystem und Kabel. So könne die Höhe der Straße beibehalten werden und es gebe keinen Höhenunterschied zu den Zufahrtsstraßen. Das Straßengefälle von knapp 9 Prozent bleibt.
Die Baumaßnahmen beinhalten insgesamt eine Sanierung und Erweiterung der Straße, einen Vollausbau des Gehsteigs, einen Neubau des Straßenentwässerungskanals, neue Straßenbeleuchtung, Verlegung von neuen Kanalrohren für Abwasser und Wasserversorgung, Schmutz- und Regenwasserkanäle und Glasfaserausbau sowie Kabelverlegungen.
Keine Möglichkeit gefährliche Straßenmündung
Für den Oberflächenwasserkanal stellt der Zweckverband derzeit noch Berechnungen an. Das Regenwasser soll künftig vom Abwasser getrennt werden. Außerdem hätte die Straße ein sogenanntes Dachprofil, sodass das Wasser nach links und rechts von der Fahrbahn abfließt und durch eine Rinne in das Kanalsystem weitergeleitet wird.
Auch ein Antrag des Elternbeirats der Realschule Gmund wird bei den Bauarbeiten berücksichtigt: Bei der Bichlmaierstraße soll für die Schüler eine behindertengerechte Straßenüberquerung eingerichtet werden. Die Grundstücksverhandlungen mit den Anwohnern laufen, „sie haben eine positive Tendenz.“ Ähnlich wie die „Sprungschanze“ am Bahnübergang ist dieser Übergang zusätzlich als Verkehrsbremse gedacht.
Der Gemeinderat diskutierte auch über die Einfahrt von der Wiesseer Straße in die Tölzer Straße. Sie sei unübersichtlich und es gebe immer wieder Unfälle. Doch Preysing erklärte, dass dort kein anderes Konzept möglich wäre. Man müsse das angrenzende Grundstück samt Gebäude entfernen, um zum Beispiel eine Kreuzung zu errichten. „Doch selbst wenn das Grundstück weg wäre ist das Gefälle für Busse zu steil – die hocken da auf.“
Bis 2017 alles fertig?
Bei schnellen Entscheidungen und guten Bedingungen könne man mit den Bauarbeiten frühstens in der Jahresmitte beginnen. 2017 sollen dann der zweite und dritte Bauabschnitt folgen. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf rund 2,3 Millionen Euro, 935.000 Euro trägt die Gemeinde. Neben den Kosten für den Ausbau der Bürgersteige soll die Gemeinde außerdem die Straßenbeleuchtung, 50 Prozent des Grunderwerbs und anteilige Kosten für den Regenwasserkanal übernehmen. Diese Baunebenkosten will Preysing innerhalb der Verhandlungen um die Ausbauvereinbarung noch verhandeln. Für den ersten Abschnitt wurden knapp 400.000 Euro eingeplant.
Die nächsten Schritte beinhalten neben der Ausbauvereinbarung die weitere Abstimmung der Entwurfsplanung mit den Beteiligten und der Bauabschnitte mit dem Landratsamt und auch die Ausschreibung der Maßnahme sowie die Vergabe. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, dass die Sanierung der Tölzer Straße und die Erweiterung des Gehwegs noch 2016 beginnen sollen. Außerdem waren sich die Beteiligten einig, die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts noch in diesem Jahr als Ziel zu setzen.
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