Zweite Aktualisierung vom 21. März / 13:22 Uhr
Die Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft hat ein neues Aufsichtsratsmitglied bekommen. In der gestrigen Kreistagssitzung wurde Landrat Dr. Jakob Kreidl wie erwartet bestellt. Der Landkreis hält 10 Prozent an der Tegernsee-Bahn. Die beiden Kommunen Tegernsee und Gmund besitzen jeweils 45 Prozent.
Neben den beiden Bürgermeistern Peter Janssen und Georg von Preysing wurde damit das dritte Aufsichtsratsmitglied offiziell eingesetzt. Beipflichtende Worte zur 12-Millionen-Euro-Investition gab es obendrein von allen Seiten. „Wir haben drei Jahre darauf hingewirkt, jetzt haben wir die Bahnstrecke erfreulicherweise erwerben können“, zeigte sich der Landrat zufrieden.
Marinus Weindl ließ schmunzelnd durchblicken, dass der eigentliche Nabel der Welt sein eigener Heimatort sei. „Schaftlach ist da, wo die Welt an Tegernsee angebunden ist und nicht andersherum.“ Auch für Schaftlach sei die Bahn ein Stück Lebensqualität und er sei froh, dass das Projekt Tegernsee-Bahn jetzt auch in trockenen Tüchern sei.
Aktualisierung vom 15. Februar / 8:46 Uhr
Die Kaufsumme verlockt zu Rechenspielereien: eine knappe Million Euro für einen Kilometer Schiene. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn zusätzlich zu dem 12,4 Kilometern Schienenstrang zwischen Tegernsee und Schaftlach hatten Gmund und Tegernsee im Dezember auch noch wertvolle Grundstücke und die beiden Bahnhofsgebäude erhalten.
Tegernsee ließ nun in Plänen durchblicken, dass man beabsichtigt die Toiletten ins Hauptgebäude zu verlegen. Die drumherum stehenden Gebäude sollen danach abgerissen werden. Eine Tatsache, die nicht nur auf Gegenliebe stößt.
Am 5. Dezember wurde die Entscheidung, die vorliegende Kaufoption für Gebäude, Grundstücke und Schienen der Tegernseebahn ausüben zu wollen, öffentlich gemacht. Die endgültige Unterschrift unter den Kaufvertrag mit der TAG kam dann am 20. Dezember zustande. Die beiden Kommunen besitzen jeweils 45 Prozent, der Landkreis Miesbach hat 10 Prozent inne.
In einem Pressegespräch erläuterte der Tegernseer Bürgermeister Peter Janssen aber nicht nur die Vertragsdetails, sondern auch die Pläne der Stadt.
So wolle man den Bahnbetrieb weiter aufrechterhalten. Einer der Hauptgründe für den Kauf: “Damit ist es gelungen die Anbindung der Bahn nach Tegernsee langfristig zu sichern,” wie Janssen betont. Und nicht nur das: die Kapazität soll weiter erhöht werden. 25 Prozent mehr, so der Bürgermeister, könne man durch die Taktverdichtigung zu Hauptzeiten erreichen. Mehr Züge nach Tegernsee, so das Credo. Das kann mittelfristig auch den Straßenverkehr entlasten.
Gebäude werden abgerissen
Das Bahnhofsgebäude wird renoviert. Die derzeit außenliegenden Toiletten könnten laut Janssen, abgerissen werden. Seine Idee ist es die Toiletten im Bahnhofsgebäude zu integrieren. Dafür soll in einem derzeit vorhandenen zusätzlichen Warteraum die Zwischenwände abgerissen werden, sodass ein länglicher Raum entsteht, in dem dann die Toiletten eingebaut werden können.
Diese würden dann natürlich auch zwei Eingänge bekommen, sodass man sie sowohl von außen als auch von innen betreten kann. Zudem ist ebenfalls geplant die südlich gelegenen Gebäude, wie das Bahnhofsstüberl nach und nach abzureißen. Auch die dahinter liegenden Gleisanlagen sollen zurückgebaut werden. Übergangsweise könnte dadurch auch Platz entstehen für zusätzliche Stellplätze.
Eine Tatsache, die Christine Laprell (CSU) nicht besonders behagte, als man in der Stadratssitzung die Vorhabensliste für das kommende Jahr durchging. “Ich hab das noch nie gehört und es gefällt mir auch nicht besonders”, so Laprell.
Günstiger Wohnraum bleibt bestehen
Janssen bekräftigte jedoch noch einmal, dass die anderen Gebäude sämtlich nicht mehr zu gebrauchen seien. Fast alle Mitglieder des Gremiums stimmten ihm in dieser Auffassung auch zu. Somit gilt, obwohl es sich bisher rein um einen Planungsauftrag für die Gemeinde handelt, die Zustimmung für das Vorhaben als nahezu gesichert.
Die bereits bestehenden günstigen Wohnungeinheiten westlich der Gleise sollen im Übrigen vom Prinzip her weiter bestehen bleiben. Bislang wohnten dort die Angestellten der Bahn. Die genauen Pläne sind jedoch noch offen.
Ursprünglicher Artikel vom 5. Dezember
Es müssen harte Verhandlungen gewesen sein: Gmund wollte unbedingt und Tegernsee zierte sich. Doch am Ende haben sich beide Seiten zu einer Einigung durchgerungen. In nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzungen haben die beiden Kommunen dem Kauf der Tegernsee-Bahn zugestimmt.
Das Millionen-Geschäft um die 12,4 Kilometer lange Schienentrasse, zwei Bahnhöfe und Grundstücke ist aber noch nicht final besiegelt.
Erst vor einer Woche erklärte Bürgermeister Peter Janssen, dass die Stadt Tegernsee trotz der vertraglich vereinbarten Option die Tegernsee-Bahn nicht um jeden Preis kaufen werde. Bis Ende des Jahres hatten die Gemeinden Zeit zuzuschlagen, bevor die Grundstücke und Gebäude auf den freien Markt gelangt wären. Bei der gestrigen Stadtratssitzung sagte Janssen: “Wir werden uns in den nächsten Tagen entscheiden.”
Doch nun ist klar: die Kommunen wollen kaufen und sie werden kaufen.
Nach den Entscheidungen der Gremien in Tegernsee und Gmund hat heute auch der Kreisausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung zugestimmt, sich an der Kaufsumme zu beteiligen. Und so sagte Bürgermeister Peter Janssen gegenüber dem Merkur in knapper Form: „Wir haben uns durchgerungen.“
Sechs Monate Zeit für die konkrete Ausgestaltung
Mit den jüngsten Entscheidungen haben die Verantwortlichen aber nur die Grundsatzbeschlüsse getroffen. Wie die Kosten auf die drei Träger aufgeteilt werden, ist derzeit noch offen. Innerhalb von sechs Monaten soll die Frage der Finanzierung festgezurrt werden. Klar ist nur, die beiden Talgemeinden werden den größten Anteil tragen müssen.
Dafür erhalten sie aber auch die riesen Chance das strategisch wichtig Schienennetz ins Tal unter Kontrolle zu bekommen. Mindestens genauso wichtig ist die Hoheit über das eigene Ortsbild. Beide Bahnhöfe haben eine zentrale Bedeutung. In Tegernsee ist der Zustand des Gebäudes und das drumherumliegende Areal den Stadträten bereits seit langer Zeit ein Dorn im Auge. Das dürfte die Stadt am schnellsten in den Griff bekommen wollen.
Und auch in Gmund hat die Gemeinde nun die Möglichkeit den kompletten Bahnhofsbereich nach den eigenen Vorstellungen und vor allem nachhaltingen Planungen rund um das angeschlagene Zentrum umzugestalten.
Neuer Eigenbetrieb der Stadt
Ebenfalls als vorbereitende Maßnahme für den nun als sicher geltenden Kauf hat sich der Tegernseer Stadtrat auf der gestrigen Sitzung dazu entschlossen einen zweiten Eigenbetrieb zu gründen. Die Tegernseer Liegenschaftsverwaltung – oder kurz TLV – ist von der Struktur her an die TKV angelehnt. Darf jedoch Grundstücke und Gebäude ankaufen, verkaufen und verwalten.
Die neue Gesellschaft, ausgestatt mit einem Eigenkapital von 100.000 Euro, werde wie auch schon die TKV “kostendeckend, nicht gewinnorientiert” agieren. “Das hat sich sehr bewährt und ist die flexibelste Form so eine Geschichte zu regeln. Flexibler als es der Stadtrat könnte” so Bürgermeister Peter Janssen, der gleichzeitig auch an der Spitze des Eigenbetriebes steht. Wichtige Entscheidung würden zwar auch weiterhin vom Stadtrat getroffen, jedoch nur in nicht-öffentlichen Sitzungen.
Dabei wird die TLV zukünftig zur Verwaltung der neuen Liegenschaften verwendet werden. Werkleiter wird der Kämmerer der Stadt Jürgen Mienert: “Da geht es jetzt am Anfang viel um finanztechnisches. Dafür ist er der richtige.” Der Leiter dürfe Mitarbeiter einstellen oder aber welche von der Stadt mitbenutzen, erläuterte der Rathaus-Chef die Struktur der Firma.
Dabei hat das Konstrukt außerhalb der Tegernseer Kur- und Versorgungsbetriebe neben den kürzen und wie auch schon bei der TKV intransparenteren Entscheidungswegen auch steuerliche Gründe. Zwar kann die TKV gewisse Aufgaben übernehmen, aber der Erwerb von Grundstücken oder einem Streckennetz dürfte nur schwer mit dem eigentlichen Zweck des Kommunalunternehmens vereinbar sein. Mit der zweiten Gesellschaft umgeht man aber auch die mögliche Überschuldung der TKV. Spätestens mit dem von Peter Janssen ebenfalls fest eingeplanten Parkhausneubau wäre diese an ihre finanziellen Grenzen gestoßen.
Abbildung Gmunder Bahnhof: Rolf Kaul
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