Grüne Wiese oder soziales Gewissen?

Die Lebenshilfe Miesbach hilft Behinderten dabei, ihren Alltag zu meistern. Der Verein will seine Einrichtung „Haus Bambi“ neu bauen, ist auf der Suche nach einem Grundstück. Dabei hat man ein Auge auf ein Wiesseer Grundstück geworfen. Doch die Gemeinde lehnt den Bau ab. Ein fader Beigeschmack bleibt.

Auf diesem Grundstück in der Söllbachtalstraße hätte das Haus Bambi entstehen sollen.
Auf diesem Grundstück in der Söllbachtalstraße hätte das Haus Bambi entstehen sollen.

Achtzehn behinderte Kinder und drei Betreuer wohnen derzeit im Haus Bambi in Neuhaus. Doch die Einrichtung platzt aus allen Nähten. Die Therapieräume sind deutlich zu klein. Die Lebenshilfe will ein neues Haus Bambi bauen und ist auf der Suche nach geeigneten Grundstücken. „Wir suchen händeringend”, betont Inga Kockerols heute. Als Favorit galt eine Wiese in der Söllbachtalstraße in Bad Wiessee. Doch die Gemeinde hat etwas dagegen.

Wiessee lehnt Bebauung ab

Gestern Abend befasste sich der Wiesseer Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung mit dem Bau-Wunsch der Lebenshilfe. Vertreter der Lebenshilfe waren in der Sitzung, schilderten ihr Anliegen und dessen Dringlichkeit. Doch seit heute morgen herrscht Ernüchterung. „Bürgermeister Peter Höß hat mir heute mitgeteilt, dass wir auf dem Grundstück nicht bauen dürfen. Das ist sehr bedauerlich“, betont Geschäftsführerin Inga Kockerols. Die Gemeinde hat das Vorhaben vor allem aus ortsplanerischen Gründen abgelehnt. Dazu Geschäftsleiter Michael Herrmann:

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Das ist ein sehr schwieriges Thema. Das Projekt Haus Bambi ist grundsätzlich zu begrüßen. Die Wiese ist aber nun einmal Grünland. Der Gemeinderat hat sich bereits vergangenes Jahr gegen eine weitere Vernichtung von Grünland ausgesprochen.

In einem aufwändigen Verfahren hatte Bad Wiessee in den vergangenen Jahren seinen Flächennutzungsplan überarbeitet und verschiedene Flächen als Grünland und für eine Bebauung ungeeignet ausgewiesen. Das Landratsamt hatte die Endfassung des Plans im vergangenen Jahr abgesegnet. Davon betroffen war auch das Grundstück in der Söllbachtalstraße.

Gemeinde wollte Grundstück selbst kaufen

So spuckte man dem derzeitigen Eigentümer gehörig in die Suppe. Das rund 14.000 Quadratmeter große Grundstück gehört der Bad Wiessee-Söllbachtalstraße GbR, einer Vereinigung aus 27 Anteilseignern. Sie hatten die Wiese bereits 1997 gekauft, wollten diese entwickeln und verkaufen. Damals sei von der Gemeinde signalisiert worden, dass die Fläche grundsätzlich bebaubar wäre. Einziges Problem seien fehlende Einwohnergleichwerte, sagt Ernst Ebenbeck, Geschäftsführer der Söllbachtalstraße GbR.

Noch vergangenes Jahr hatte die Gemeinde selbst ein Kaufangebot für die Wiese in Höhe von 75 Euro pro Quadratmeter abgegeben. „Nicht um dort zu bauen, sondern um die Wiese als Ausgleichsfläche ausweisen zu können“, erklärt der Leiter des Bauamtes Helmut Köckeis vor wenigen Tagen auf Nachfrage. Doch Ebenbeck und die Söllbachtalstraße Gbr lehnten das Angebot als „zu niedrig“ ab. Die Lebenshilfe wollte nun 6.000 Quadratmeter der Fläche für etwa 118 Euro je Quadratmeter erwerben. Dazu Ebenbeck:

Auch das wäre ein Verlustgeschäft gewesen. Aus sozialen Gesichtspunkten hätten wir einen Bau der Lebenshilfe dort allerdings unterstützt.

Doch jetzt ist der Deal vom Tisch. Ebenbeck will nun Rücksprache mit den anderen Gesellschaftern halten. „Ich denke, wir werden an dem Grundstück nun weiter festhalten. Irgendwann kommt ein neuer Gemeinderat und dann vielleicht eine neue Chance”, so Ebenbeck. So lange kann die Lebenshilfe indes nicht warten. Bereits im Mai 2014 wurde der derzeitige Grund des Haus Bambi in Neuhaus an einen Privatmann verkauft.

Bis Januar 2016 kann die Lebenshife das Gebäude entweder als Mieter nutzen, oder ein Angebot für den Rückkauf abgeben. „Ein Neubau an Ort und Stelle kommt allerdings nicht in Frage. Dann müssten die Kinder für einige Zeit in Container ausweichen, so Inga Kockerols. Für einen Anbau ist das Grundstück indes zu klein.

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