Verena Heiler-Loth ist stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU im Gemeinderat und die einzige Frau unter neun Parteikollegen. Sie lässt wissen, dass sie sich in der Holzkirchner Stimme nicht äußern werde. Sie habe keinerlei „Ambitionen, nach Aufmerksamkeit zu heischen.“ Dazu scheut Heiler-Loth die anonymisierte Kommentarfunktion mit „damit einhergehenden Unverschämtheiten einiger weniger, aber dafür umso fleißiger schreibenden Bürger“.
Die zweite Bürgermeisterin und SPD-Fraktionsvorsitzende, Elisabeth Dasch (Jahrgang 1960) hat weniger Berührungsängste: „In der Politik darf man kein Mäuslein sein!“ Nicht nur Fachkompetenz, sondern auch selbstbewusste Körpersprache, volle Stimme und volksnahes Auftreten unterstützten die Arbeit in der Öffentlichkeit. Die Juristin hält sich zudem an die konservativen Dresscodes.
Statt zum Dirndl greift sie im Zweifel eher zum androgynen Trachten-Jackett. Andererseits zeigt sie sich von weiblichen Stärken in der Politik überzeugt. Frauen würden viele Prozesse „mit mehr Diplomatie, sozialer und emotionaler Intelligenz“ begleiteten.
Im Holzkirchner Gemeinderat ist die SPD mit drei Frauen und zwei Männern vertreten. Die Juristin sagt dazu:
Ich wünsche mir auf kommunalpolitischer Ebene, dass sich viele Frauen ein Amt zutrauen. Wir sind zwar schon relativ weit, aber wir haben noch längst keine Gleichberechtigung.
Insbesondere die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Politik könne ein schwieriges Unterfangen sein. Lange Sitzungen am Abend und Ausschüsse am Nachmittag forderten Kraft, entschädigten aber auch mit Ergebnissen „wenn man für ein Thema brennt.“
Zentrales Thema Kinderbetreuung
Der FW-Fraktionsschefin Birgit Eibl (Jahrgang 1970) ist das Thema Gleichstellung persönlich wichtig. Als Anwältin und allein erziehende Mutter habe sie zu Beginn ihres Berufslebens Schwierigkeiten gehabt, Fuß zu fassen. Nicht nur von männlichen Kollegen sei der Gegenwind gekommen. Auch Mandanten hätten ihr bestimmte Dinge nicht zugetraut.
Ausreichende Kinderbetreuung sei das zentrale Thema für die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und auch Politik. „Daher setze ich mich verstärkt für erweiterte und flexiblere Betreuungsmöglichkeiten vor Ort ein.“ Ein Schritt in diese Richtung sei das kommende Angebot des „Kinderlandes Weyarn“. Ungelöst sei allerdings noch das Problem der Freistellung von angestellten Arbeitnehmerinnen für ein politisches Amt.
Auch ihre fünf männlichen Fraktionskollegen im Gemeinderat würden die Gleichberechtigung unterstützen. „Dumme Bemerkungen über Äußerlichkeiten gehen beispielsweise gar nicht“, sagt Eibl. Sie setzt auf „selbstbewusstes Auftreten, Ausstrahlung und Authentizität.“
„Kaffeekochen, Semmeln schmieren oder Protokoll schreiben“
Den stellvertretenden Fraktionsvorsitz der Grünen vertritt Ulrike Küster (Jahrgang 1964). In ihrer Fraktion ist die Geschlechterverteilung im Gemeinderat 2:2 ausgeglichen.: „Es freut mich, dass auch der Wähler die Entscheidung so getroffen hat.“
Zwar werden die Wahllisten der Grünen generell im so genannten Reißverschluss-Verfahren besetzt (Frauen auf den ungeraden Plätzen). Doch das bayerische Wahlrecht erlaubt ja, Stimmen zu häufeln oder über Parteigrenzen hinweg zu vergeben.
Auf typische Geschlechterrollen in der Politik will sich Küster nicht festlegen lassen. Jede Frau könne sich wehren, wenn ihr „Kaffeekochen, Semmeln schmieren oder Protokoll schreiben“ angedient werde. Letztlich gehe es bei Entscheidungen auch nicht um geschlechtsspezifische Eigenschaften, sondern nur darum: „Wie übe ich mein Amt aus?“ Politik sei keine Männerdomäne:
Stimme und Inhalt zählen gleich. Auch Männer treffen emotionale Entscheidungen. Man darf sich nur nicht einschüchtern lassen.
Ihren Dresscode wählt Küster stimmungs- und situationsbezogen, „weniger auf Außenwirkung bedacht“. Dabei trage sie durchaus Highheels oder zur Einweihung einer Schule auch mal Dirndl: „Ich fühle mich damit festlich, weiblich, in der Tradition verwurzelt. Und man sollte die Tracht nicht der CSU überlassen.“ Ihr Programm zum Weltfrauentag: „Sicher nichts mit Politik.“
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