Kein Strom für Radler

Wer als Biker nicht vorsorgt, steht in Wiessee ohne Saft da. Im Gemeinderat wurde die Errichtung einer „Radl-Dock-Station“ verschoben. Zwar boomen E-Bikes rasant, doch am Tegernsee gibt es ein noch differenziertes Bild.

Ladestation an der Herzoglichen Fischzucht in Kreuth / Quelle: Tegernseer Tal Tourismus GmbH

Wer einer Outdoor-Homepage über Ladestationen in der „gesamten Alpenregion Tegernsee-Schliersee“ vertraut, sieht sich bald mit der Realität zumindest im Tal konfrontiert. Die angepriesene Ausstattung „aller Tourist-Informationen“, unterstützt durch „das E-Werk-Tegernsee“ sucht man vergebens. „Problemlos können während einer Radtour in einer der vielen Tourist-Informationen die Ladekabel in einer 220-V- Steckdose angesteckt und der Akku geladen werden“, so Outdooractive. Fakt ist, dass die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) zwar Bike-Touren-Vorschläge macht, aber kaum auf Ladestationen verweisen kann.

Doch laut Rottachs Bürgermeister Christian Köck gibt es eine hinter seinem Rathaus, deren Zuspruch aber besser sein könnte. Das Handicap dabei seien die verschiedenen Vorgaben der Hersteller für ihre Akkus, die „kompatibel“ sein müssten. „Die in der Szene gut drin sind, haben inzwischen Adapter“. Er sehe kein Erfordernis, so Köck, dass Rottach Ladestationen „vollumfänglich zur Verfügung stellen müsste“. Inzwischen würden auch viele Gastronomen Akku-Ladungen bieten. In Kreuth kann die Gemeinde mit einer Ladestation an der Riedlerbrücke aufwarten.

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Lindenplatz als Rastplatz für E-Biker?

Da man das Problem auch in Bad Wiessee erkennt hat, war es Thema im Gemeinderat. Man wolle als Gemeinde ja schließlich „radlerfreundlicher“ werden, so Geschäftsleiter Hilmar Danzinger bei der Vorlage seines Sachstandsberichts. Es sollte „ein Netz von E-Bike-Ladestationen um den See erreicht werden“, da die Nachfrage deutlich steige. Danzinger hatte es auf die Radler abgesehen, die „Kaffee trinken, Verweilen und die Landschaft genießen. Die hätten wir gerne bei uns“.

Nach Ansicht der Verwaltung sei der Lindenplatz der richtige Standpunkt, dort zwischen dem Schiffs-Kunstwerk und Sport Estner. „Da, wo in der Weihnachtszeit der Christbaum steht“, fragte Jupp Brenner (Wiesseer Block). Fraktionskollege Fritz Niedermaier fand es zwar „sehr lobenswert“, dass sich die Verwaltung für die Radfahrer so „engagiere“. Er erinnerte aber an den einstimmigen Beschluss der letzten Sitzung, dass man zunächst erst ein Radler-Gesamtkonzept für Wiessee und das Tal entwickeln wollte.

10 Anschlüsse für E-Biker gibt es auf der Neureuth / Quelle: Thomas Gigl

Deshalb komme dieser Vorschlag einer Ladestation jetzt zum falschen Zeitpunkt, zumal auch der Standort fraglich sei. Denn ideal wäre ein Parkplatz für mehrere Fahrräder. „Jetzt ist es ein Schnellschuss“. Niedermaier hoffte auch auf Sponsoren, „die da etwas beisteuern“. Das Thema sollte man zurückstellen, bis sich der Arbeitskreis „fahrradfreundliche Kommune“ in den nächsten Monaten gefunden habe.

„Unglücklicher Standort“

Eine Idee, die auch Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) aufgriff. „Jetzt kommt sowieso die stade Zeit“. Zumal Höß bezweifelte, dass „der neu gestaltete Lindenplatz mit einer Ladestation schöner werde“. Bis zum Rest der Wahlperiode im März würde man schon eine Lösung finden. Die „Radl-Dock-Station“ bereits jetzt umzusetzen, ist für Florian Sareiter (CSU) kein „großer Nachteil“, denn sie würden keinen großen Aufwand erfordern. Bernd Kuntze-Fechner (SPD) fand zwar die Initiative der Verwaltung gut, doch man sollte sie in das Gesamtkonzept integrieren. Denn die Frage tauche auf, wohin mit den Rädern, „wenn wir die Seepromenade sperren“. Er war dagegen, jetzt „isoliert“ etwas auf den Lindenplatz zu stellen. „Im Augenblick gibt es Vordringlicheres“.

Kurt Sareiter (CSU) störte sich am Optischen: „Das ist nicht besonders schön“. Auf die „Schnelle“ sollte man sich nicht für die Ladestation entscheiden, „vielleicht gibt es dafür auch noch andere Standorte“. Auch Georg Erlacher (CSU) hielt den Standort vor dem Sportgeschäft für „unglücklich“. Er schlug stattdessen die gemeindliche Wiese gegenüber der Apotheke bei der Liftfasssäule neben dem Café Krupp vor, beim Weg zur Seepromenade. „Das wäre eine Alternative“. Birgit Trinkl (Wiesseer Block) fragte nach den Kosten des Konzepts, das sie „nicht torpedieren“ wolle.  „Zwischen 6.000 und 17.000 Euro, ob mit oder ohne Solarladung“, so Danzinger. Wenn man die Ladestation am Dourdanplatz errichten wolle, müsse auch der beschilderte Radweg vorbeiführen. Danzinger: „Sonst machts keinen Sinn“.

Noch kein E-Biker-Paradies

Markus Trinkl (Wiesseer Block) warb dafür, dass der Arbeitskreis das „Thema vorrangig anpackt“. Da man die Ladestation ohnehin erst im Frühjahr verwirklichen wolle, habe man ja noch „genügend Luft“, so der Kompromissvorschlag von Höß. Daher wurde kein Beschluss gefasst. Wiedervorlage in ein paar Monaten.

Währenddessen sind im Tal auf private Initiativen schon Ladestationen entstanden, die öffentlich zugänglich sind. In Tegernsee beispielsweise am Berggasthof Neureuth mit zehn Steckdosen, in Kreuth an der Naturkäserei Tegernseer Land und der Herzoglichen Fischzucht in Wildbad Kreuth. Auch auf der Schwarzentenn-Alm kann man nachladen. Insgesamt sei aber das Thema noch ausbaufähig, sagen Touristiker.

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