Kein Verbot für Kutschfahrten

Am Maifeiertag prallte in Fischbachau ein Auto in eine Kutsche. Daraufhin wurde von der Tierschutzorganisation PETA ein landkreisweites Fahrverbot für Kutschen gefordert. „Absoluter Unsinn“, findet Anton Maier aus Rottach-Egern.

Bei Ausflüglern beliebt, aus Sicht der Tierschutzorganisation PETA nicht mehr zeitgemäß: Kutschfahrten. / Bild: Anton Maier

Kutschfahrten auf Bayerns Straßen gehören zum guten Brauch, ob bei Hochzeiten, bei Festzügen oder auch als touristische Attraktion. Jetzt forderte die PETA, Deutschlands größte Tierrechtsorganisation, ein landkreisweites Verbot der Kutschfahrten und wandte sich mit ihrem Anliegen an Landrat Wolfgang Rzehak.

Anlass war ein Auffahrunfall zwischen einer Kutsche und einem Auto am Maifeiertag in Fischbachau. Ein 81-Jähriger übersah in einer Kurve auf der Leitzachstraße die Kutsche und prallte mit seinem Auto drauf. Alle sechs Insassen des Pferdewagens wurden dabei herausgeschleudert und verletzt, einige schwer. Die Pferde kamen nicht zu Schaden. Der Unfallverursacher blieb unverletzt.

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Rechtliche Grundlage für Verbot fehlt

„Es ist schlimm, dass dieser Unfall passiert ist“, so Landrat Wolfgang Rzehak, „aber die Ursache dafür sind weder die Pferde noch der Kutscher.“ So ein Unfall wäre auch mit jedem anderen langsam fahrenden Fahrzeug passiert. Etwa mit einem Bus, einem Traktor, einem Unimog oder vielleicht sogar einem Fahrrad. Für ein Verbot gäbe es deshalb gar keine Grundlage.

Das sieht Anton Maier aus Rottach-Egern genauso. Er ist einer von ungefähr 15 Pferdekutschenfahrten-Anbietern im Tal. Mehrmals pro Woche finden seine Fahrten sowohl im Sommer als auch im Winter rund um den Tegernsee statt. „So ein Unfall ist tragisch. Aber Kutschfahrten komplett zu verbieten wäre fatal.“

Die Forderung der Tierschutzorganisation sieht er als „absoluten Unsinn an.“ Man müsse wissen, so Maier, dass die PETA alle Festumzüge verbieten möchte. Aus deren Sicht seien Pferde auf der Straße nicht mehr zeitgemäß und Tierquälerei.

Dann dürfte man auch keine Radfahrer auf der Straße fahren lassen.

Und den Vorwurf der Tierquälerei weist Maier von sich: „Unsere Kaltblüter haben früher die ganze Arbeit auf dem Feld gemacht. Eine Kutsche hat für sie kein Gewicht. Die Pferde schwitzen nicht einmal.“

Für ihn sind die Kutschfahrten – genauso wie für viele andere Bauern – eine weitere Einnahmequelle zu seinem landwirtschaftlichen Betrieb. „Tegernsee ist ein Tourismusort. Mit unsere Fahrten haben wir ein weiteres Angebot, das bei den Ausflüglern beliebt ist.“

“A bissl gefährlich” ist es nur in Wiessee

Gefährlich sei es rund um den See nicht, wenn er mit seinem Pferdegespann auf der Straße fahre. „Wir sind Verkehrsteilnehmer wie jeder andere auch.“ Nur eben etwas langsamer. In Rottach gebe es beispielsweise gar keine Schnellstraße. In Kreuth, Waakirchen und Gmund sei es ebenso harmlos. Einzig in Bad Wiessee sei es „a bissl gefährlich.“

Auch Rzehak betonte, dass Kutschfahrten bislang noch nie Unfallschwerpunkt gewesen seien. Zwar erhebt das Miesbacher Straßenverkehrswesen keine Statistiken über Unfälle mit Tieren (außer über Wildunfälle), aber auch dort ist man der Meinung, dass ein Verbot jeglicher rechtlicher Grundlage entbehre. Der dortige Fachbereichsleiter Peter Schiffmann erklärt:

Der Unfall in Fischbachau ist zwar bedauerlich, aber nicht alle Unfälle kann man vermeiden.

Auch nach Ansicht von Schiffmann sei der Zusammenstoß nicht dadurch entstanden, weil eine Kutsche beteiligt war. Eine Kutsche sei ein „normales Straßenverkehrsfahrzeug“. Deshalb benötige sie auch keine Genehmigung.

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