Kein Wasser, keine Golfer

Eigentlich sollte im August der erste Abschlag erfolgen. Doch dafür fehlt es in Piesenkam an allem, vor allem an der Bewässerung. Deshalb steht das Thema auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Kommt die beantragte Leitung, fehlt allerdings der Feuerwehr weiteres Löschwasser. Ein Dauerbrenner, urteilt deren Kommandant.

Noch fehlt die Unterführung zur Begehung der Anlage
Noch fehlt die Unterführung zur Begehung der Anlage

Am Dienstag geht es im Waakirchner Rathaus wohl um das drängendste Problem der KG Golfplatz Tegernsee: Um die fehlende Wasserzufuhr zum Bewässern der Anlage. Schon im April erkannte Bürgermeister Sepp Hartl (FWG) gegenüber der Tegernseer Stimme das Fiasko für den 18-Loch-Platz auf 90 ha Fläche: „In Piesenkam haben wir ein Problem mit dem Oberflächenwasser. Noch läuft es nicht wie vorgesehen in die Teiche”, erklärte er. Und daran hat sich nichts geändert.

Auch vier Monate später macht der Golfplatz nicht den Eindruck, als wäre er demnächst bespielbar. Keinesfalls im August, wie Hartl im April noch prophezeite, auch nicht als Mini-Golf-Anlage mit maximal neun Löchern und kleiner Platzrunde. Begrünt sind allein ein paar Greens. Ansonsten sind noch einige Fairways auszumachen, sonst nichts. Vorhanden sind weder das Starthaus, noch die geplante Straßenunterführung.

Anzeige

Ein Provisorium: die Bewässerung des Golfplatzes
Ein Provisorium: die Bewässerung des Golfplatzes

Alles gleicht bislang einer Baustelle. Ähnlich sieht dies auch Gemeinderat Rudi Reber (ABü): „Erstaunlich ist, was jeder andere Unternehmer machen würde, das Projekt so schnell als möglich voranzutreiben. Das passiert in Piesenkam nicht. Den Ausgaben stehen keinerlei Einnahmen gegenüber. Deshalb werde ich aus dem ganzen Vorhaben nicht schlau“.

Aufklärung könnte die Ratssitzung am Dienstag bringen, wenn es um die bislang nicht vorhandene Wasserversorgung des Golfplatzes geht. Dies hätte den Planern eigentlich schon vor Jahren auffallen können, heißt es in Piesenkam, dass ein Golfplatz bewässert werden muss.

So behilft man sich seit geraumer Zeit damit, dass ein Landwirt aus Schaftlach täglich mehrmals Tankfüllungen mit jeweils 6.000 Litern in den ausgebaggerten Wasserteich fließen lässt. Von dort pumpt ein Traktor über Schläuche das Wasser in das Bewässerungssystem. Ein kostenträchtiges wie zeitraubendes Unterfangen.

Feuerwehr sorgt sich um den Brandschutz

Abhilfe soll nun die beantragte Leitung zum Golfplatz bringen, die wohl im Gemeinderat zu erheblicher Diskussion führen dürfte. Auch Norbert Kerkel (FWG) ist skeptisch, er sieht vor allem ökologische Probleme: „So eine ganze Anlage mit unserem guten Trinkwasser zu bewässern, da frage ich mich schon, ob dies wirklich sinnvoll ist. Auch mit Blick auf die Kosten, die der Bauwerber, der Golfplatz, allerdings tragen muss“.

Rudi Reber dagegen glaubt, dass der Antrag „durchgeht“ und die Wasserleitung kommt. Dann könnte es für die Feuerwehr in Piesenkam im Brandfall noch enger werden. Denn die Leitung von Schaftlach mit ihrem zu geringen Querschnitt werde schon seit Jahrzehnten angemahnt, so Kommandant Matthias Strein.

Die ungenügende Wasserversorgung nach Piesenkam hat schon mein Vorgänger bei jeder Hauptversammlung in den vergangenen 18 Jahren bemängelt. Wir werden Jahr für Jahr vertröstet, aber das Thema Wasserzufuhr wird nicht angepackt.

Denn bei einem größeren Brand hätten seine Mannen nicht genügend Wasser, da nur ein Löschweiher zur Verfügung stehe. „Bei einem Großbrand brauchen wir dann einen Pendelverkehr mit Löschwasser“, beklagt Strein. Offenbar ist dieses Dilemma noch nicht bis zum Rathauschef vorgedrungen, denn Hartl teilt auf Anfrage zum knappen Löschwasser nur kurz mit, er könne es nicht beurteilen, da ihm das Problem nicht bekannt sei.

Am Dienstag könnte der Bürgermeister von seinem Gemeinderat Reber dazu aufgeklärt werden: „Als ein Haus 2013 brannte, wurde es ziemlich eng mit dem Löschwasser“. Dass es bald zu einer ausreichenden Wasserversorgung für Piesenkam kommen könnte, glaubt auch Reber nicht: „Wir werden wahrscheinlich erst im nächsten Jahrzehnt eine neue Wasserleitung von Schaftlach nach Piesenkam bauen“. Dies „ist richtig und beabsichtig“, so Hartl, „aber erst muss die Hauptleitung vom Tiefbrunnen nach Schaftlach erneuert werden“. Hartl denkt, dass dies in den nächsten zwei bis drei Jahren geschehen könnte.

Hartls Prestigeobjekt

Vorrang habe für Hartl zunächst sein Prestigeobjekt: der Golfplatz, ist vielerorts in der Gemeinde zu hören. Obwohl sich das Projekt seit Jahren hinzieht, glaubt der einstige technische Leiter beim Golfplatz Isarwinkel-Bad Tölz, dass er damit in Konkurrenz zu den Golfplätzen in Bad Wiessee, Valley oder dem örtlichen Margarethenhof treten könnte.

Derweil hängt schon am ehemaligen Schafstall für mögliche Interessenten die Preisliste für nächstes Jahr aus. Eine Spielberechtigung für zehn Jahre kostet einmalig knapp 3.000 Euro. Hinzu kommt ein Jahresbeitrag von 990 Euro. Bleibt abzuwarten, wer sich so langfristig binden will, wenn der Start schon so holprig beginnt.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner