Wer auf dem Tegernsee per Schiff in die anderen Ortschaften will, der sollte lieber ohne seinen Drahtesel an die Anliegestelle kommen. Denn Fahrräder werden zumindest auf den kleinen Schiffen der Flotte nicht befördert.
Eine Tatsache die Rottachs Gemeinderat Jakob Appoltshauser (SPD) unmöglich findet. Schließlich sei ein Fahrrad kaum größer als ein Kinderwagen oder ein Rollstuhl. Und die dürften auch mit.
„Ich habe es letztens erst hautnah miterlebt, wie eine Frau die gern mit dem Schiff gefahren wär, einfach abgewiesen wurde“, so Appoltshauser auf der letzten Gemeinderatssitzung.
Fahrrad nimmt so viel Platz weg wie ein Kinderwagen
Schon von weitem habe der Kontrolleur bereits der potenziellen Mitfahrerin zugerufen: „Sie nehme ich nicht mit“. Der Grund dafür sei offenbar, dass die Schiffe generell keine Fahrräder transportieren dürfen, da diese zu klein seien.
„Ich kann das ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen“, so der SPD-Gemeinderat. Schließlich nehme ein Fahrrad genauso viel Platz weg wie beispielsweise ein Kinderwagen. Und dieser dürfe schließlich mitgenommen werden.
Er habe sich dann auch gleich eingeschaltet und den verantwortlichen Mitarbeiter gefragt, ob er denn nichts von Kundenfreundlichkeit verstehe. „Aber er hat mir nur geantwortet, dass er das nicht selber entscheiden kann. Er dürfe einfach keine Fahrräder mitnehmen“, erzählt Appoltshauser.
“Nicht nachvollziehbar”
Eine Behauptung, die Walter Stürzl, Geschäftsführer der Seenschifffahrt nicht nachvollziehen kann. So würden beispielsweise auf den Schiffen “ROTTACH-EGERN” und “TEGERNSEE” selbstverständlich Fahrräder transportiert. “Im Bugbereich stehen je sechs bis acht Fahrradabstellmöglichkeiten zur Verfügung,” so Stürzl, der sich auch erstaunt darüber zeigt, dass den Verantwortlichen in Rottach der Umstand nicht bekannt sei.
Dass die kleineren Schiffe wie die “GMUND”, “KREUTH” und “WALLBERG” keine Fahrräder befördern dürften, sei im Übrigen eine Anweisung des TÜV, der dies aus Sicherheitsgründen untersagt hat, so der Geschäftsführer der Seenschifffahrt in einer Email an die Tegernseer Stimme:
Sollte der Schiffsführer entgegen den Bestimmungen dennoch Fahrräder mitnehmen, müsste er bei eventuellen Unfällen die persönliche Haftung übernehmen.
Radfahrer und öffentliche Verkehrsmittel
Für die Gemeinde ist die Schifffahrt, die sich in der Hand des Freistaates befindet, offenbar schon länger ein Ärgernis. „Wir hören immer mal wieder von solchen unschönen Ereignissen. Wir geben das natürlich weiter und versuchen da einzuwirken, aber im Endeffekt können wir nichts machen“, sagt Bürgermeister Franz Hafner.
Trotzdem werde man natürlich bei der Schifffahrt nochmal nachhaken. „Hoffentlich ändern die dann auch was“, ließ Appoltshauser verlauten und ergänzte: „Auch die Privatwirtschaft muss sich ja an unsere Leitlinien der touristischen Premiumregion halten.“
Bedenken muss man dabei allerdings, dass auch die BOB nur begrenzte Plätze für Fahrräder hat. Und auch die Busse der RVO besitzten keine Träger, auf denen eventuell noch zusätzliche Räder transportiert werden können. Für eine Region, in dem der touristische Masterplan auch auf Radler ausgerichtet ist, scheint es derzeit zumindest noch einigen Optimierungsbedarf bei den öffentlichen Verkehrsmitteln zu haben.
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