Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis. Oder kauft sich externen Rat. Um das Geschäftsleben wieder in Gang zu bringen, hat die Stadt Tegernsee eine Beratungsfirma engagiert. Sie soll die aktuelle Situation analysieren und den Geschäften vor Ort beratend zur Seite stehen.
Bürgermeister Peter Janssen sieht große Chancen für einen Erfolg. Anders Maria Heiß, die Vorsitzende des Unternehmerverbandes. Sie glaubt, dass die Stadt das Problem von der falschen Seite angeht. Eine neue Initiative mit dem Namen “Tegernseer Gschäftsleit” geht dagegen gezwungenermaßen ganz eigene Wege.
Ein Laden nach dem anderen schließt in der Tegernseer Innenstadt. Auch Neuansiedlungen sind schnell wieder weg. Es fehlen die Kunden. Und ein kaufkräftiges Klientel wie in Rottach-Egern, sucht man rund um den Rathausplatz vergebens. Ein Umstand, den auch die Stadt Tegernsee verändern möchte.
Bereits seit dem Sommer des vergangenen Jahres gibt es immer wieder Treffen zwischen der Beratungsfirma CIMA, die die Stadt bereits bei der Lidl-Ansiedlung unterstützt hat und den Geschäftsleuten. Das Ziel: die Kunden in die derzeit brachliegende Innenstadt Tegernsees zurück zu locken.
Bereits erste Vorschläge unterbreitet
Bürgermeister Peter Janssens Vorstellung ist, dass die Berater von der CIMA zusammen mit der ansässigen Geschäftswelt die derzeitige Situation analysieren und darauf basierend Verbesserungsvorschläge machen sollen. „Das ist ähnlich wie bei der Energieberatung“, erklärt der Tegernseer Rathauschef.
Die Kosten in Höhe von rund 10.000 Euro für die erste Beratungsphase trägt dabei die Stadt. Laut Janssen sei man aber bereit, auch weitere finanzielle Mittel für das Projekt zur Verfügung zu stellen. Tatsächlich haben die Berater, so der Bürgermeister, bereits erste Vorschläge unterbreitet. So könnten beispielsweise Vorträge helfen, die kostenlos für die Geschäftsleute angeboten werden sollen.
Janssen hat bislang nur positive Rückmeldungen erhalten: „Die Geschäftsleute arbeiten positiv und engagiert mit“, so der Rathaus-Chef. Insgesamt sehe er großen Chance für einen nachhaltigen Erfolg.
“Es fehlen die Kunden”
Anderer Meinung ist dagegen Maria Heiß, die Vorsitzende der Tegernseer Gewerbetreibenden. „Ich halte nicht viel von den Leuten die uns sagen wollen, was bei uns fehlt. Das wissen wir nämlich schon selber“, so Heiß.
Das eigentliche Problem, da ist sich Heiß sicher, werde bei der Analyse ausgeklammert. Es liege nicht an der mangelnden Attraktivität der Geschäfte, sondern vielmehr fehle es an kauffreudigen Kunden.
Geschäftsleute reagieren immer auf das, was aktuell gewünscht werde. So lange keine Kundschaft im Ort ist, die ein gewisses Angebot fordert, wird auch keines entstehen. Als Lösung fordert Heiß eine Investition in neue Hotelbetten, die auch wieder etwas betuchtere Leute in die Stadt locken könnten. „Nur diese Klientel hat auch das nötige Kleingeld übrig, um im Urlaub noch nebenher etwas ausgeben zu können“, weiß Heiß. Die derzeitigen Urlauber würden sich kaum mal in eines der Tegernseer Geschäfte verirren.
“Wir wurden nicht gefragt”
Eine Aussage, die auch Peter-Friedrich Sieben, Marketingleiter bei der Kreissparkasse, unterschreiben würde. Für Sieben steht fest: “Die Innenstadt muss belebt werden.” Zusammen mit der Tegernseer Optikerin Barbara Balk und vielen anderen Mitstreitern hatte Er im November vergangenes Jahr eine Initiative mit dem Aktionsnamen “Tegernseer Gschäftsleit” gegründet. Rund 40 Geschäftsleute waren dann auch bei einer der ersten Zusammenkünfte im Ludwig-Thoma-Saal dabei.
Dabei kam unter anderem einiges an Unmut gegenüber der Tegernseer Verwaltung auf den Tisch. So wurden nur wenige Tegernseer Geschäfte überhaupt gefragt, ob sie denn beim Schlossmarkt teilnehmen möchten. Und auch an der Befragung der CIMA hätten nur wenige teilgenommen. “Bisher fühlen sich viele nicht richtig eingebunden,” so Siebens Einschätzung.
Dabei sehen die “Gschäftsleit” die Situation zwar als schwierig, aber nicht unlösbar an. Beschilderung, besseres Parkleitsystem und ein Einkaufsführer für Tegernsee wären schnell umgesetzt. Alleine die bessere “Führung” potentieller Kunden zur Tiefgarage unterhalb der Kreissparkasse würde helfen. “Das ist es etwas, wo die Stadt ran muss,” so Sieben
Doch auch unter den Ladenbesitzern mangelt es nicht an Ideen und am Tatendrang. So hatte die Initiative kurzfristig eine gemeinsame Adventsaktion mit dem Namen “Rote Socken mitbringen!” auf die Beine gestellt.
Nur am Miteinander zwischen den Institutionen hapert es noch ein wenig, wie Sieben betont: “Wir alle wollen was bewegen. Und wir begrüßen es, dass die Stadt den Bedarf zwischenzeitig erkannt hat. Jede Aktion, die am Ende auch der Innenstadt dient, ist gut.”
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