Sie sitzen im Bauausschuss von Bad Wiessee und verfolgen gespannt, wie es ihrem Vorhaben ergeht. Die Eigentümerin vom „Landhaus am Stein“, Simone Schnorr und ihr Mann Victor, wollen ihr 19-Zimmer-Hotel Im Sapplfeld um einen Neubau auf dem Nachbargrundstück erweitern. Das verwaiste Mehrfamilienhaus hat allerdings eine andere Adresse, es steht In der Wihr 3.
Vor drei Jahren verstarb deren Eigentümerin. Zu ihr hatte das Hoteliers-Ehepaar Schnorr nach eigenen Angaben einen guten Draht. So kam es, dass sie noch zu Lebzeiten von der Witwe das Vorkaufsrecht für das Grundstück bekamen. „Obwohl da auch Bauträger dran waren, die viel mehr bezahlt hätten“, erzählt Simone Schnorr. Nun planen sie dort nach dem Abriss des schon sehr in die Jahre gekommenen Hauses – der Putz bröckelt, die Fensterläden hängen schief – den Neubau eines Gäste- und Personalwohnhauses mit Tiefgarage.
Auf dem Nachbargrundstück sollen die bestehenden Garagen aufgestockt werden. So lautet der Antrag auf Vorbescheid, den Bauamtsleiter Helmut Köckeis zitiert. Ein Novum sind nicht so sehr die sechs zusätzliche Gästezimmer, sondern die sechs Wohnungen fürs Personal. „Es sollen Appartements in einer Größe von jeweils 40 Quadratmetern werden“, erklärt Victor Schnorr gegenüber der TS, „denn ohne Zimmer bekommt man kein adäquates Personal mehr“. Definitiv sollen später daraus auch keine Ferienwohnungen werden, versichern die Hoteliers.
Das Problem: die Abstände zu den Nachbarn
„An den Neubau soll auch die Tiefgarage bis zur Grundstücksgrenze angegliedert werden“, erklärt Köckeis das Vorhaben. Daneben sollen am Gebäudekomplex des Landhotels die Garagen um geplante Seminarräume aufgestockt werden. Die dritte Garage davon soll künftig die Einfahrt zur Tiefgarage mit 15 Stellplätzen sein. Fünf weitere soll es oderirdisch geben. „Dies würde auch zur bestehenden Stellplatzsituation beitragen“.
Mit dem Antrag auf Vorbescheid soll laut Köckeis eruiert werden, ob das Vorhaben in Größe und Höhe mit 6,87 Metern genehmigungsfähig ist, auch mit Blick auf Stellplätze und Abstandsflächensatzung. Diese greife hier, weil in zwei Punkten die Abstände nicht eingehalten würden.
Das sind zwar keine wesentlichen Überschreitungen. In einem Fall geht es um 50 Zentimeter, im anderen könnte durch die Aufstockung über den Garagen der Abstand zum Nachbarn mit den vorgeschriebenen sechs Metern nicht ganz erreicht werden.
Diesem Umstand komme aber zugute, dass beide Grundstücke verschmolzen werden sollen. Daher warb Köckeis um eine Ausnahme von der Abstandsflächensatzung. Geplant ist zudem auch eine unterirdische Verbindung aller drei Gebäude, „um die gewerbliche Nutzung effektiver gestalten zu können“. Da es hier erst um einen Vorbescheid gehe, lägen noch keine konkreten Aussagen zur Baugestaltung vor.
Bauausschuss vertraut Hoteliers
„Es handelt sich hier um die Optimierung eines langjährig bestehenden touristischen Betriebes“, so Bürgermeister Peter Höß (FWG). Da man hier Personalwohnungen schaffen will, sei man für die Zukunft gut aufgestellt. „Wenn so ein Objekt auf den Markt kommt, haben meistens die Bauträger die Finger im Spiel, um daraus Eigentumswohnungen zu machen“, berichtet Höß aus Erfahrung. „Solche Häuser brauchen wir in dieser Größenordnung“, empfiehlt Kurt Sareiter (CSU) die Planungen, denn auch er sieht eine „touristische Bereicherung“, trotz der beiden Abstandsabweichungen.
Für Markus Trinkl (FWG) ist das Landhaus am Stein „ein Zugpferd. Wir können froh sein, dass wir Leute haben, die immer noch in Gästezimmer investieren“. Den halben Meter Abweichung beim Abstand könne man verkraften. Zudem vertraue er darauf, „dass Frau Schnorr die Gestaltung passend mache“. Robert Huber (SPD) wünscht sich eine Symmetrie von abgeschrägtem Dach und Balkonen bei der Aufstockung über den Garagen. Ansonsten findet er es ein „schönes Signal“, wenn die Grundstücke verschmolzen statt verkauft werden.
Und auch für Bernd Kuntze-Fechner (SPD) sind die Neubaupläne eine Verbesserung. Daher plädiert er gleichfalls für eine Ausnahme bei der Abstandsregelung, auch im Hinblick auf die Grundstücksverschmelzung. Deshalb sollte diese Zusammenlegung der Flurnummern im Beschluss erscheinen. So kam es dann auch. Einstimmig genehmigte der Bauausschuss den Antrag auf Vorbescheid. Sichtlich zufrieden verlassen die Hotelbetreiber Schnorr das Rathaus.
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