Kiss & Ride gegen Verkehrschaos

Vergangene Woche wurde das neue Konzept für das Privatgymnasium in Holzkirchen präsentiert. Geplant ist ein Ort der Begegnung. Der Schulhof soll einem Amphitheater gleichen. Eine sogenannte “Kiss and Ride” Lösung soll das Verkehrsproblem beheben.

DIe Verkehrssituation am Privatgymnasium soll besser werden

Prof. Peter Schuck hat Erfahrung im Bau großer Dienstleistungszentren. So konzipierte er schon vor 25 Jahren das international renommierte Kinderzentrum von Professor Helbrügge in München. Sein Baukonzept ist am Unterrichtsmodell der Schule orientiert, das anstelle von Frontalunterricht ein begegnungsintensives, kommunikationsoffenes Unterrichten favorisiert.

Wichtig sei in diesem Zusammenhang die natürliche Belichtung in allen Ebenen. Der Schulhof sei zugleich als „Amphitheater“ nutzbar. Eine Treppenanlage soll vom neuen Gebäude hinabführen, das zugleich den bisher nach dieser Richtung offenen Schulhof abschließt. Die Schallemission wird dann deutlich geringer sein.

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Diejenigen Schüler, die in Containern unterrichtet werden, können schon nach Abschluss des ersten Bauabschnitts einziehen. Der soll noch vor Schulbeginn im kommenden Jahr beginnen. Danach soll der zweite Bauabschnitt starten.

Doch das Hauptinteresse der Ratsversammlung richtete sich weniger auf diese Details, sondern auf das Holen und Bringen der Schüler. Hierfür hatte Schuck aber noch keine Pläne erstellt. „Wir warten auf den perfekten Vermessungsplan“, erklärte er. Aber zwei Ansätze gebe es bereits: Man könne die Anfangs- und Schlusszeiten des Schulunterrichts dynamischer gestalten, damit sich der übliche Stoßverkehr entzerrt. Darüber hinaus sei „Kiss & Ride“ möglicherweise eine Lösung.

Dieses Modell sieht die Einrichtung einer verkehrsverträglichen Anfahrtszone, eine „Elternspur“, vor, an der Autos kurz halten, damit die Schüler – nach einem Abschiedsbussi – aussteigen können. „Ich bin sehr guten Mutes, dass wir das Problem in den Griff kriegen“, erklärte Schuck.

Die Krankenhausstraße ist eine Katastrophe

Dennoch zweifelte Christoph Schmid (CSU) an einer tragfähigen Lösung. 39 Pkw-Stellplätze seien zu wenig, wenn die Schülerzahl auf bis zu 550 Schüler wachsen wird. Dazu komme die Wiedereinführung von G9. Dann gebe es ältere Schüler mit eigenen Fahrzeugen und mehr Lehrer. Irmi Ammer (SPD) bekräftigte Schmids Bedenken.

Ein Großteil der Schüler komme nicht aus Holzkirchen. Die Eltern warten oft mit ihrem Autor bei der Schule bis zum Unterrichtsende, um ihre Kinder abzuholen. Die Krankenhausstraße, so Ammer, ist in der früh und beim Abholen eine Katastrophe.

Dem hielt Schuck entgegen, dass 65 Prozent der Lehrer mit öffentlichen Verkehrsmittel anfahren ebenso wie 95 Prozent der Schüler. Aber: „Ich weiß, was da auf uns zukommt. Eine neue Schule im Innenraum ist nicht einfach. Aber Sie können sich darauf verlassen, dass wir uns da etwas einfallen lassen.“ 20 bis 24 Warteplätze hält Schuck für machbar.

Weniger Verkehr durch eine Bannmeile um die Schule

Birgit Eibl (FWG) ergänzte die Diskussion um den Vorschlag, eine Art Bannmeile um die Schule zu beschließen, so dass die Kinder schon etwa 500 Meter vor dem Gebäude aus den Autos aussteigen müssen. Prof. Schuck war auch ganz einverstanden damit, dies als Forderung in den Bebauungsplan eintragen. Aber bis zur nächsten Gemeinderatssitzung in der darauffolgenden Woche sei die Gesamtplanung nicht zu bewältigen.

Auch dem Vorschlag, eine Tiefgarage für die Lehrkräfte zu errichten, um die Parksituation besonders im Winter zu entzerren, erteilte er eine Absage. Die Auftraggeber, Dorothea und Heribert Zimmermann, hatten schon im Vorfeld deutlich gemacht, dass das Projekt mit Tiefgarage nicht finanzierbar sei.

Bürgermeister Olaf von Löwis verdeutlichte die Problematik. Im Sinne einer raschen Planung und Realisierung des Bauvorhabens sollte an diesem Abend eine Beschlussfassung erfolgen, ein Beschluss rein in Vertrauen auf eine Lösung sei aber nicht realistisch. „Ich bitte Sie aber trotzdem, es so zu machen“, entgegnete Schuck, den offenbar die Sorge vor bürokratischen Verzögerungen beunruhigte. Denn gelingt es nicht, den ersten Abschnitt bis September 2018 fertigzustellen, besteht die Gefahr, dass ein Schuljahr verloren geht.

Keine belastbaren Ansätze sichtbar

Doch Thomas Hünerfauth (SPD) bekräftigte seine Bedenken, ohne klare Planung zuzustimmen, weil der Bebauungsplan dann feststeht. „Außer Ideen sehe ich hier keine belastbaren Ansätze“, begründete er seine Ablehnung. „Prophezeiungen reichen nicht“, erklärte auch Wolfgang Buntz-Jennerwein (FWG). Robert Wiechmann (B‘90/Die Grünen) äußerte sich eher beruhigt über die Ausführung von Prof. Schuck. Die Einschränkung im Beschluss, dass noch etwas zu verbessern ist, hielt er für ausreichend. Wichtig sei es festzustellen, dass die Stellplatzordnung erfüllt ist. „Es genügt unsere Botschaft, dass Sie das verbessern müssen, dann wird das auch eine tolle Geschichte“.

Nachdem aber auch Irmi Ammer (SPD) ausgearbeitete Pläne sehen wollte und Christoph Schmid (CSU) nicht bereit war eine enorme Flächenversiegelung ohne Garantie durchzuwinken, stellte Buntz-Jennerwein den Antrag, den Beschluss des Marktgemeinderates zu verschieben.Die Ratsversammlung folgte mit 18 gegen 4 Stimmen diesem Vorschlag. Prof. Schuck versprach, seine Planung in vier Wochen vorzulegen, so dass Mitte August eine Sondersitzung stattfinden könne.

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