Die gibt es auch noch

Die SPD im Tegernseer Tal hat am Sonntag ihre Kandidaten für die Räte und den Kreistag in Bad Wiessee vorgestellt. Alles dabei, jung und alt, Mann und Frau. Also nicht CSU. Prompt gab es zum Schluss dann auch den üblichen Sozi-Streit.

Unter Sozen in Bad Wiessee

Robert Kühn ist umtriebig. Keine Janker-Uniform, stattdessen als Markenzeichen ein rotes Einstecktuch. Der Bürgermeister-Kandidat der SPD in Bad Wiessee zeigt sich sympathisch offen, moderiert mit sonorer Stimme seine Genossen aus den anderen Orten an, mahnt zur Eintracht und zur talübergreifenden Zusammenarbeit. Auch die Landratskandidatin Christine Negele präsentiert sich engagiert, weist auf fehlende Pflegeplätze für Senioren hin und bleibt trotz wahrscheinlicher Niederlage gegen die, wie sie sagt, „zwei Platzhirsche“ kämpferisch.

Drama, erster Teil

Der Bürgermeisterkandidat Thomas Mandl aus Tegernsee. Ein Mann, der das S in SPD mit Sedativ zu besetzen scheint. Drei Mal sei er angetreten, erzählt er mit immer leiser werdender Stimme, beim letzten Mal seien es mehr als 49 Prozent gewesen. Da könne man doch jetzt erwarten… Nein, kann man nicht, wenn man einen späteren Hinweis auf eine Veranstaltung in München hört. Da geht es darum, ob die Talgemeinden den „Klimanotstand“ ausrufen sollen.

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Es gibt Themen, die schlagen ein. Und es gibt Themen, die lässt man besser in der aufgeregten Stadt. Klimanotstand gehört dazu. Da war Mandls Tochter Laura Mandl, die ebenfalls für den Tegernseer Stadtrat kandidiert, schon kräftiger, kommunaler und klarer in ihren Vorstellungen, forderte mehr Unterstützung für ein Hierbleiben von jungen Menschen.

Es folgten Auftritte der einzelnen Kandidaten. Echte Kommunalpolitik, kein PR-Lächeln, Charme-Mätzchen aus dem Marketing-Lehrbuch. Der Eindruck, der sich sofort einstellt: Es sind einfach Bürger mit lauteren Absichten. Martin Walch aus Kreuth brachte drei frische, authentische Personen mit: darunter Helena Groba und Florian Reich. Der Letztgenannte Nebenerwerbsbauer, der auch gleich eine klare Botschaft für alle Freunde des Bienen-Volksbegehrens hatte: „Wenn alle in ihren Gärten daheim auf Gift verzichten und Ordentliches pflanzen, wäre schon viel getan. Da muss man nicht nur auf die Bauern einhackeln.“

Drama, zweiter Teil

Der Badepark und die einsame, weil in einer nicht-öffentlichen Sitzung vollzogene, Entscheidung des Wiesseer Gemeinderats. Die Vorgehensweise stieß in allen Nachbargemeinden parteiübergreifend auf Unverständnis. Nun saßen ausgerechnet im Gasthof zur Post mit Klaudia Martini und Robert Huber zwei Mitverantwortliche des kommunalen Alleingangs.

Statt zu schweigen, erhob sich Martini und forderte überraschend für alle Beteiligten eine gemeinsame Erklärung zur Gründung eines talweiten Bäderbetriebs. Der Vorstoß lief so mittel, halt SPD-mäßig. Man solle doch jetzt einmal abstimmen, und damit eine gemeinsame Botschaft ins Tal bringen, forderte die Ex-Ministerin.

So sieht die SPD 2020 in Bad Wiessee aus. / Quelle: Robert Kühn

Das war der Moment, wo die Tegernseer um Thomas Mandl mal kurz vor die Tür gingen und der über 80-jährige Jakob Appoltshauser seine Stimme erhob und sich dagegen aussprach. Gleiches kam von Martin Walch. So ginge das nicht, man müsse nur den Haushalt in Kreuth betrachten. Es folgte betretenes Schweigen. Robert Kühn konnte nur mit Mühe die Situation retten und ließ eine Absichtserklärung mit Finanzierungsvorbehalt abstimmen. Kurz: Heiße Luft, irgendwie passend zu der in Wiessee stattfindenden Montgolfiade.

Zurück blieben Bürgerinnen und Bürger, die sich zum Teil über Jahre engagieren, in dieser Partei stets das Gute wollen, aber zuweilen von den Falschen Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommen. Gut nur, dass viele von ihnen in ihren Räten konstruktive und pragmatische Arbeit leisten, jenseits vom SPD-Syndrom der unnötigen Beschlüsse und Brechtstangen-Anträge.

Hier geht es zu unserer großen Übersicht der Kommunalwahl im Landkreis Miesbach 2020.

 


 

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