Klettern gegen den Abstieg

Bewegung hilft bei Depressionen oft besser als reden: In einer Pilotstudie wurde nun erstmals der positive Einfluss von Klettern auf Depressionspatienten nachgewiesen. Dank des Erfolgs wird die Studie jetzt ausgeweitet: In der extra für diese Zwecke gebauten Boulderhalle in Weyarn.

Beim Klettern können die Patienten ihre Depressionen vergessen. / Foto: Universität Erlangen

Gedrückte Stimmung, negative Gedanken und gehemmter Antrieb: Wer an Depressionen leidet verliert nicht selten die Selbstwertgefühl, Leistungsfähigkeit und die Freude am Leben. Um aus dieser Spirale wieder herauszufinden braucht es häufig einen externen Impuls oder professionelle Hilfe.

„Wir haben die Erfahrung gemacht, dass hier Bewegung oft besser hilft als reden“, weiß Dr. Katharina Luttenberger von der Universität Erlangen. Zusammen mit ihrem Team aus Bouldertherapeuten hat sie in einer Pilotstudie erstmals den positiven Effekt von Klettern auf Patienten mit Depressionen nachgewiesen.

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Das Projekt ist wirklich sehr gut verlaufen. Die Patienten haben sich um durchschnittlich einen Schweregrad verbessert.

Laut der Studienleiterin verfolgt die Therapie verschiedene Ziele: „Es kann Menschen zum einen spielerisch helfen, positive Erfahrungen zu sammeln. Zum anderen lernen die Patienten durch die sportliche Betätigung, ihre Grenzen wahrzunehmen, anzuerkennen, aber auch über sich selbst hinauszuwachsen und eigene Erfolge anzuerkennen.“ Viele Probanden der vorangegangenen Studie hätten sich in der Auswertung begeistert gezeigt vom wertschätzenden Umgang der Therapeuten sowie von der Kameradschaft und dem Vertrauen in der Gruppe.

Die Studienteilnehmer berichten außerdem davon, ihren Alltag besser bewältigen zu können und selbstbewusster zu werden. Einer meint: „Zunächst fühle ich mich körperlich besser und geistig aktiver und ausgeglichener. Außerdem hat mir die Teilnahme auch zu Erfolgserlebnissen verholfen und damit auch mein Selbstvertrauen wieder aufgerichtet. Aus eigenem Antrieb hätte ich mich nie an diese Sportart herangewagt.”

Weyarn bietet optimale Bedingungen

Aufgrund des positiven Verlaufs wollen Luttenberger und ihr Team nun die Studie ausweiten. Und dafür kommen sie in die neu gebaute Boulderhalle nach Weyarn. Hier sollen die Ergebnisse der ersten Studie weiter getestet werden. Die Boulderhalle bietet dafür optimale Bedingungen. Für die Studie werden die Teilnehmer zufällig in je eines von drei Therapieangeboten eingeteilt. Im Fokus: eine verhaltenstherapeutische Depressionsbewältigung, wie sie aktueller Standard ist, die Bouldertherapie und ein allgemeines sportliches Aktivierungsprogramm. Probanden aus der letztgenannten Gruppe erhalten nach zehn Wochen ebenfalls Zugang zur Bouldertherapie.

Alle Therapiegruppen können im Rahmen ihrer Studienteilnahme auch von klassischen Therapieelementen wie dem Achtsamkeitstraining und Entspannungsübungen profitieren, erklärt Luttenberger. Die Gruppentherapien starten am 15. Mai 2017 und finden immer montags von 17:00 bis 19:00 Uhr, entweder in der Boulderhalle „KletterZ“ in Weyarn oder im Bürgergewölbe Weyarn statt. Die Therapie dauert insgesamt zehn Wochen.

Nun braucht die Studie aber noch geeignete Teilnehmer. „Es sind noch Plätze frei“, weiß Luttenberger. Wer sich für die Teilnahme interessiert, kann sich am kommenden Montag um 17:00 Uhr im Bürgergewölbe, J.-B.-Zimmermann-Str. 5 in Weyarn, über die neue Studie informieren, das Studienteam kennenlernen und sich auf Wunsch gleich für die Teilnahme registrieren lassen. Die Teilnahme ist für die Patienten kostenlos, finanziert wird die Studie von der OH-DO-KWAN Stiftung Ludmilla Pankofer und Carl Wiedmeier.

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