„Wir müssen uns der Verantwortung stellen“

Im November stand der Klimaschutz im Mittelpunkt einer gemeinsamen Sitzung aller Talgemeinden in Rottach-Egern. Deren Gemeinderat befasste sich bereits damit. Nun folgte Bad Wiessee, das auch einen Beauftragten für Klimaschutz und Energie benannte.

Das geplante Heizkraftwerk am Badepark als Teil des Wiesseer Klimaschutzkonzepts / Gemeinde Bad Wiessee

Auch Bad Wiessee möchte dazu beitragen, dass der Klimawandel im Tal gelingt. Es hat dafür auch schon ein Projekt angeschoben: das Hackschnitzel-Fernwärmekraftwerk, das am Badepark entstehen soll. Die europaweite Ausschreibung ist erfolgt, allein genügend Abnehmer fehlen noch. Doch im Rathaus gibt man sich optimistisch, das gesteckte Ziel zu erreichen.

Darüber hinaus waren weitere Beschlüsse zu fassen, die der Arbeitskreis Tegernseer Tal Energie und Klimaschutz (kurz: ATTEK) zur Sitzung im Seeforum vor zwei Monaten initiiert hatte. Die Kommunen sollen beim Klimaschutz Impulsgeber für die Bürger sein, eine Vorreiterrolle einnehmen. Nachdem Rottach-Egern bereits Mitte Dezember Beschlüsse gefasst hatte, lag nun als nächster Talgemeinde dem Wiesseer Gemeinderat das Konzept auf dem Ratstisch.

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Zunächst ging es um die Erhebung eines Solarpotenzial-Katasters für den gesamten Landkreis. Damit könne die mögliche Effizienz einer Fotovoltaik-Anlage für den jeweiligen Haushalt berechnet werden. Die Kosten eines solchen Katasters für den Landkreis werden mit 30.000 Euro beziffert. Obwohl dies auch ein Thema für den Kreistag sei, sollte auch in den Kommunen ein „Stimmungsbild“ erhoben werden, meinte Wiessees Geschäftsleiter Hilmar Danzinger bei der Vorlage des Klimakonzepts. In einem Katasterbild soll die Ausrichtung der Dächer festgehalten werden, welche für Fotovoltaik geeignet wären. „Eine solche Anlage würde sich rechnen“.

Neresheimer wird Klimaschutzbeauftragter

Als weitere Maßnahme des Konzepts soll in jeder Tal-Gemeinde ein Klimaschutz-Beauftragter benannt werden. Zunächst sei hier in der Gemeinde an Thomas Holzapfel vom technischen Bauamt gedacht worden, so Danzinger. Doch für ihn wäre es sinnvoller, wenn so etwas mit „einem kritisch motivierten Input“ außerhalb der Verwaltung stattfinden würde. Danzinger nannte als Kandidaten Rolf Neresheimer (ranBW), der sich beim „Klima sehr reinhänge“. Dieser sei auch bereit gewesen, das Amt schon mit Beginn des Jahres anzunehmen. Neresheimer will es „mit Leben erfüllen“. Bei der Erläuterung seines Programms setzte Neresheimer auf eine „Versorgungssicherheit aus eigener Kraft“. Die Gemeinde habe es in der Hand, „eine Infrastruktur der Energie-Effizienz zu schaffen“.

Bedenken äußerte Ingrid Versen (CSU): „Ich finde es nicht gut, wenn dies ein Gemeinderat macht. Denn für diesen laufe die Wahlperiode am 30. April nächsten Jahres ab. Versen verwies auf Rottach-Egern, dort sei nicht der Grüne Thomas Tomaschek Klimaschutzbeauftragter, sondern Daniel Merone vom Bauamt. „Sonst geht es nächstes Jahr wieder los“. Der amtierende Bürgermeister Robert Huber (SPD) hielt dagegen: „Wir sollten die Kompetenz am Ratstisch nutzen“.

Desweiteren, so Danzinger, gehöre zum  Klimaschutzbeauftragten auch ein Arbeitskreis Energie. Dieser fand jedoch im Gremium wenig Anklang, aus Sorge, dass wieder ein zusätzlicher Arbeitskreis kreiert werde, den man womöglich „nicht mit Leben erfüllen“ könne. Hier war man in Rottach-Egern anderer Meinung. Interessierte sollten sich in der Gemeinde melden, zumal in Kreuth ein solcher Arbeitskreis schon aktiv ist.

Gesucht: der „kleinste gemeinsamer Nenner“ für den Tag ohne Auto

Ein nächstes Anliegen zum Klimaschutz sei die Veröffentlichung des Stromverbrauchs einer Gemeinde durch das E-Werk. Dies geschehe bereits, so Danzinger. Im Gespräch sei auch die Erstellung eines Leitbildes für nachhaltigen Tourismus. Daran werde in Bad Wiessee bereits seit einiger Zeit durch den Projektentwickler Helmut Karg gearbeitet. Das Ergebnis soll in naher Zukunft den Talbürgermeistern präsentiert werden.

Als letzter Punkt im Maßnahmenkatalog steht das Mobilitätskonzept im Tegernseer Tal. Strittigster Punkt darin sei die Schaffung eines autofreien Tages, so Danzinger. „Da er auch schon in den Medien zu Kontroversen geführt hat“. Inzwischen habe man sich talweit gegen einen solchen Beschluss ausgesprochen, da hier alle fünf Gemeinden an einem Strang ziehen müssten. Hier sei erst der „kleinste gemeinsame Nenner“ zu finden.

So vereinbarte der Wiesseer Gemeinderat mit einer Gegenstimme die Klimaschutzkampagne: Das Solarkataster soll kommen, Neresheimer wird gedankt, die Gründung des  Arbeitskreises Energie unterbleibt, das Leitbild für nachhaltigen Tourismus soll durch TTT-Chef Christian Kausch vorgestellt werden und Wiessees Bürgermeister sei über das Mobilitätskonzept zu informieren. Fazit des Klimaschutzbeauftragten Neresheimer: „Wir müssen uns der Verantwortung stellen“.

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