Klinik-Investoren bleibt nur Wiessee

Die rennsportbegeisterten SME-Geschäftsführer wurden in ihrer Heimat erneut ausgebremst: Im Frühjahr war es die Sportsclinic in Davos, im September eine kleinere Klinik in Rehetobel. Doch auch das Wiesseer Projekt stottert.

Nach einem weiteren gescheiterten Projekt bleibt den SME-Investoren Florian Kamelger und Andreas Bänziger derzeit nur noch Bad Wiessee.

Eine deutliche Abfuhr erlebten die Investoren der Sports Medicine Excellene Group (SME) Florian Kamelger und Andreas Bänziger in ihrer Schweizer Heimatgemeinde. Das „umstrittene“ Klinikprojekt in Rehetobel wird nach wie vor durch Einsprüche blockiert. Daher will die Gemeinde den bestehenden Baurechtsvertrag Ende des Jahres auslaufen lassen, berichtete die Appenzeller Zeitung Ende September.

Bürgermeister Peter Bischoff trat deshalb auf die Bremse, weil SME die Frist zur Eintragung ins Grundbuch verstreichen ließ, da es für die 20-Zimmer-Sportsclinic immer noch keine Baugenehmigung gibt. Geplant war eine Investition von 14 Millionen Franken. Die Klinik sollte auf gepachtetem Grund in einer Landwirtschaftszone entstehen. „In Rehetobel sehen wir uns tatsächlich mit einer schwierigen Situation konfrontiert“, räumt SME-Geschäftsführer Florian Kamelger nun auf Nachfrage ein.

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Die Ablehnung hat verschiedene Gründe. Einer der wesentlichsten ist, dass der Gemeinderat, anders als in Bad Wiessee, keine klaren Entwicklungsvorstellungen für den Ort hat.

Anders sieht dies wohl der dortige Bürgermeister. Er wird damit zitiert, dass er „gewisse Zweifel am Geschäftsmodell von SME hat“. Ob dieses angesichts der Entwicklungen in der Medizin „wirklich funktioniere, sei aus Behördensicht fraglich“.

Gründe des Scheiterns

Doch auch die hochfliegenden Pläne in Davos haben nicht funktioniert. Ähnlich wie in Bad Wiessee wollte SME dort auf einer Teilfläche von 23.000 Quadratmetern ein Gesundheitshotel mit 110 Zimmern und einem angegliederten medizinischen Zentrum errichten. In dieser Klinik sollten Patienten ambulant am Bewegungsapparat operiert und im Therapie- und Regenerationszentrum bereits ab 2019 wieder auf die Beine gestellt werden. In Aussicht gestellt wurden 60 bis 80 Arbeitsplätze.

Dass man diese Sportsclinic im Ortsteil Wolfgang nicht mehr verfolge, liege an unterschiedlichen Interessen von SME und den Eigentümern des restlichen Areals. „Sie lagen zu weit auseinander“, so Kamelgers Begründung. Außerdem seien vom Eigentümer falsche Versprechungen bezüglich der „Quartierplanung“ gemacht worden. Diese regelt Fragen der Verkehrs- und Infrastrukturanbindung. Inzwischen wurde die Teilfläche von SME verkauft.

SME fehlen „Sicherheiten“

Das Einzige, was Kamelger und Bänziger bisher vorweisen können, ist ihr Aston-Martin- Händlerstützpunkt in St. Gallen für 13 Millionen Franken. Diesen konnten sie im April vergangenen Jahres einweihen. „Zwei Mediziner auf der Überholspur“, titelte damals das St. Galler Tagblatt. Doch mit ihren medizinischen Ambitionen kommen sie bislang nicht in Fahrt.

Denn auch in Bad Wiessee verstreicht viel Zeit, ohne dass etwas Erkennbares passiert. „Wir warten weiterhin auf die Baugenehmigung seitens des Landratsamts“, so Kamelger. Da es sich um ein komplexes Vorhaben handele, brauche es einfach etwas länger als ein Standardprojekt. Sobald die Baugenehmigung vorliege, könne man sich der „Terminierungsfragen annehmen“. Vorher sei dies nicht möglich, „da wir keine Sicherheiten haben“.

Luftnummer: Innsbrucker Sportmedizinzentrum

Möglicherweise kommen dann wieder die Fledermäuse ins Spiel. Denn ein Abriss des alten Jodbades war schon einmal geplant. Anfang dieses Jahres sollte bereits mit dem Rückbau begonnen werden. Doch Artenschutzgründe verhinderten dies. Dann sollte der Abriss Mitte Oktober erfolgen. Auch daraus wurde nichts. Es wird also laut Kamelger noch dauern, bis Bad Wiessee erneut als gehobener „Urlaubs- und Gesundheitsstandort“ wahrgenommen wird.

In dem „Aktivitätshotel“ von Architekt Matteo Thun mit 119 Zimmern soll auch eine gehobene Gastronomie entstehen. Insgesamt sollen so rund 140 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Bauherr ist die SME eigene „SCA Immo GmbH“ in Innsbruck. Über diese Firma wollten Kamelger und Bänziger bereits 2014 ein „Sportmedizin- und Therapiezentrum Olympia-West“ errichten. „Was lange währt, wird endlich gut“, hoffte damals noch Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer. Es wurde nichts daraus.

Wie auch die Sportsclinicen in der Schweiz, zunächst jedenfalls. Denn in Rehetobel hat sich inzwischen eine Bürgerinitiative gegründet. Mit 273 Unterschriften soll der Bürgermeister der 1.800-Seelen-Gemeinde von seinem Nein zur Sportsclinic umgestimmt werden. Kamelgers letzter Strohhalm an seinem Firmensitz.

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