Fast direkt an der Hauptstraße, aber trotzdem ruhig und idyllisch gelegen. Hinter dem Postamt sollte – so der Wunsch eines Bauwerbers – ein Mehrfamilienhaus entstehen. Wie berichtet, wollte der Eigentümer ein stattliches Haus mit mindestens sechs Wohnungen errichten. Alleine die Höhe des Gebäudes hätte neun Meter übersteigen sollen. Doch Rottachs Bürgermeister Christian Köck wehrte sich gegen die seiner Aussage nach “zu starken Verdichtung.”
Bereits Ende Juli hatte Köck im Ortsplanungsausschuss klar gemacht, was er von dem Vorhaben hält. „Wenn wir eine Verstädterung in zweiter oder dritter Reihe wollen, dann bin ich nicht dabei“, sagte der CSU-Rathauschef zu dem Bauvorhaben. Und auch bei der letzten Gemeinderatssitzung bekräftigte er seine Sicht noch mal, flankiert von Rottachs Bauamtsleiterin Christine Obermüller:
Ein riesiges Wohnhaus in zweiter Reihe passt an diese Stelle nicht. Da fürchten wir auch um den Bestand des Postamts.
Auf die Empfehlung Köcks hat daher der Gemeinderat eine Veränderungssperre verhängt. Diese solle solange gelten, bis ein gültiger Bebauungsplan für das Gebiet verabschiedet worden ist. So betonen die Verantwortlichen, dass zwar eine Bebauung in Frage kommt, nur eben kein Wohnhaus, und dann in diesem Dimensionen. Läden und Büros, so die Hoffnung der Rottacher Verwaltung, wären in Ordnung. Ob der Bauherr da mit macht, ist dagegen offen.
Ursprünglicher Artikel vom 01. August 2016:
Offensichtlich bestärkt durch die Auszeichnung mit dem „Lichtblick“ der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT), die Christian Köck für sein Ringen um die Ortsgestaltung ehrte, fand Köck am Mittwoch zu einem Bauvorhaben in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus deutliche Worte. „Wenn wir eine Verstädterung in zweiter oder dritter Reihe wollen, dann bin ich nicht dabei“, sagte der CSU-Bürgermeister unmissverständlich zu einem Bauvorhaben, das schon im Januar abgelehnt wurde.
Auf dem Grundstück hinter dem Postamt plant der Eigentümer ein Mehrfamilienhaus mit mindestens sechs Wohneinheiten. Die kritischen Punkte sind dabei Höhe des Gebäudes und die fehlenden Stellplätze. „Wir reden hier von einer Traufhöhe von 9,05 Metern, und dies in zweiter Reihe“, so Bauamtsleiterin Christine Obermüller:
Ich bin der Meinung, dass diese Höhe in zweiter Reihe nicht sein kann. Das Landratsamt hielt bei einem Ortstermin dagegen, dass das Grundstück etwa einen halben Meter tiefer als das Postamt liege, deshalb würde es dem Antrag zustimmen.
Über die Post aus Miesbach zeigte sich Köck daher wenig erfreut. Die Gemeinde sei „höflich aufgefordert“ worden, das Ganze zu verabschieden. „Sie würden sonst unser nicht gegebenes Einvernehmen ersetzen. Das schockt mich wenig, denn es geht um unsere Ortsplanung“, betonte Köck. Man sei sich im Januar schon einig gewesen, dass der Neubau kleiner ausfallen müsse.
Doch jetzt haben wir nach ein paar Monaten wieder eins zu eins dasselbe auf dem Tisch und sollen es verabschieden. Ich rate dringend davon ab, denn hinter dem Grundstück ist Einiges an Altbestand.
Wenn ein solches Projekt entstehen würde, könnte es für andere Bauvorhaben als Bezugsfall dienen. „Dann aber haben wir ganz schlechte Karten“. Wenn das Landratsamt gerne den Schwarzen Peter haben wolle, „dann sollen sie es machen. Aus unserer Sicht als Ortsplaner ist es nicht unterstützbar“. Köck: „Das Landratsamt nahm sogar Bezug aufs Rathaus. Da wird es dann abenteuerlich, wenn man ein Zweckgebäude heranzieht, das hier schon sehr lange steht. Dies ist schon an den Haaren herbeigezogen“.
„Unverschämtheit“
Köcks Vize Josef Lang (CSU) hakte bei den Stellplätzen nach: „Die Antragsteller sollen erst einmal die Stellplätze zugänglich machen, die sie für die alten Gebäude auf dem Grundstück haben. Dann erst sollte der Bauwerber über etwas Neues reden. So ist dies eine Unverschämtheit“.
Nach Auskunft von Obermüller versperrt bisher eine Kette des Antragstellers die Zufahrt zu Kundenparkplätzen seiner Geschäftsimmobilien an der Nördlichen Hauptstraße. Dem Bauvorhaben etwas Gutes abringen wollte noch Katharina Ecke-Schotte (FWG): „Vielleicht entstehen in diesem Mehrfamilienhaus bezahlbare Wohnungen“.
Dies sei reines Wunschdenken, so Köcks Meinung. „Wenn wir dies vorher wüssten, dann könnten wir mit einem solchen Vorhaben auch anders umgehen. Meistens aber kommt es anders, als man denkt. Dies habe ich schon in Gesprächen mit mehreren Bauträgern erörtert, dass der Bedarf dafür gegeben ist“. Doch da sei er immer auf taube Ohren gestoßen.
In seiner Erwiderung auf die Laudatio zur Überreichung des „Lichtblicks“, eine hölzerne Laterne, sagte Köck: „Die Mühe lohnt sich. Rottach-Egern hat als Touristenort den Anspruch, ein erträgliches Maß an Lebens- und Liebenswürdigkeit zu bieten und nicht wie ein Vorort von München auszusehen“. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, empfahl der Rathauschef dem Ortplanungsausschuss das Einvernehmen zu dem zu groß geratenen Wohnhaus nicht zu erteilen. Einstimmig folgten ihm seine Gemeinderäte.
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