Bewusst gefälscht oder einfach nur „Schludrigkeit“? Egal, Vorbild geht anders. Ein Kommentar zur Doktortitel-Affäre.
Jetzt ist es raus. Die Universität der Bundeswehr hat Landrat Jakob Kreidl den Doktortitel aberkannt. Die Begründung ist eindeutig: „Die Arbeit von Herrn Kreidl stellt keine eigenständige wissenschaftliche Leistung dar und war damit nicht dissertationswürdig…“
In einem Interview mit der Tegernseer Stimme, das noch vor der Entscheidung der Universität geführt wurde, zeigt sich der Politiker nachgerade uneinsichtig. Er habe nicht bewusst gefälscht. Habe nur nicht die technischen Möglichkeiten damals gehabt. Klingt, als sei bei ihm die Tastatur oder schlicht die fehlende Ausstattung im Hause Kreidl schuld an diesem Doktor-Desaster. Als ob das nicht reichen würde, verweist er auch noch auf den politischen Gegner von der SPD, Frank Walter Steinmeier. Dumm nur, dass dessen Universität nichts Anrüchiges, Fehlerhaftes finden konnte.
Es ist jene Form der Ignoranz, des fehlenden Eingeständnisses eines schwerwiegenden Vergehens und eben die politische Kaltschnäuzigkeit, die sich hier in der Person Kreidl Bahn bricht und einen stumm vor Entsetzen werden lässt. Andere sind wegen weniger Vergehen zurückgetreten. Gut ‒ wohlmeinende Stimmen hätten ihm den Rest der Amtszeit gegönnt, ihn dann in die demütige Stille der Pension verabschiedet.
Chance auf Abschied vertan
Aber dieser Landrat sieht sich und das Amt nicht beschädigt. Nach wie vor durchschneidet er Bänder, ist Dienst- und Aufsichtsperson von Hunderten Menschen. Macht ja nix. Wer ohne Sünde ist. Also tritt er noch einmal an, wissend, dass die Konkurrenz auf Dackelhöhe erscheinen wird. So wird er im nächsten Jahr wieder munter in eine zweite Amtszeit gewählt. Es ist eben nicht entscheidend, WELCHES Vergehen man begeht. Sondern, WER es begeht.
All jene, die derzeit im Landkreis über ihrer Doktorarbeit sitzen, können sich bei Jakob Kreidl für die dämlichen Kommentare, die sie zukünftig von weniger Eifrigen erhalten, bedanken. Kreidl hat das wissenschaftliche Arbeiten mit seiner, nennen wir es gütig einmal Schludrigkeit, in den Dreck gezogen. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist ihm ein kurzes Zucken wert. Das war’s. Vorbild geht anders.
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