CSU wendet sich von Kreuth ab

Aktualisierung vom 13. Juli 2015 / 15:32 Uhr
Nun steht es also fest: Wie der Vorstand der Hanns-Seidel-Stiftung soeben beschlossen hat, wird der Mietvertrag in Wildbad Kreuth nicht verlängert. Damit gibt es für die CSU künftig keine Tagungen mehr in dem Kurort. Das Ende einer Ära.

Ist das das Ende der CSU in Wildbad Kreuth?
Ist das das Ende der CSU in Wildbad Kreuth?

Seit vier Jahrzehnten residiert die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung nun schon in den ehrwürdigen Gemäuern in Wildbad Kreuth. In dieser Zeit hat es sich zu einem Zentrum für politische Diskussionen und Bildungsarbeit entwickelt. Zudem war es immer wieder Schauplatz für den innerparteilichen Schlagabtausch. Doch damit ist jetzt Schluss.

Wie der Vorstand der Hanns-Seidel-Stiftung heute bekanntgab, wird der bis März 2016 laufende Mietvertrag mit dem Haus Wittelsbach im gegenseitigen Einvernehmen nicht mehr verlängert. Aufgrund der höheren Mietforderungen seitens der Eigentümer muss sich die Stiftung nun einen neuen Tagungsort suchen. Denn eine Verlängerung zu den bisherigen Konditionen war laut Pressesprecher Hubertus Klingsbögl nicht möglich:

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Ein Mietvertrag zu neuen Konditionen wäre mit erheblich erhöhten finanziellen Belastungen verbunden. Dadurch müsste die im Zentrum stehende Bildungsarbeit der Hanns-Seidel-Stiftung eingeschränkt werden. Nach Abwägung aller Aspekte kommt der Vorstand zu dem Ergebnis, dass ein neuer Mietvertrag mit entsprechend höheren Konditionen nicht leistbar ist.

Kolportiert wurde eine Mieterhöhung von 68.000 auf 630.000 Euro. Eine Summe, die laut Informationen der Tegernseer Stimme aber nie von der Eigentümerin gefordert wurde.

Der Vorstand der HSS bedankt sich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit mit dem Haus Wittelsbach. Zudem sichert er allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Stiftung „alle nur möglichen Hilfestellungen bei den notwendigen Veränderungen“ zu.

Mit der Entscheidung endet ein langes Kapitel in der Geschichte der CSU. Nur noch eine Tagung wird im Januar 2016 in Wildbad Kreuth stattfinden können. Dafür hat sich aber schon hoher Besuch angekündigt: Bundeskanzlerin Angela Merkel will Wildbad Kreuth einen letzten Besuch abstatten.

Mehr zu der Entscheidung in Kürze auf der Tegernseer Stimme.

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Ursprünglicher Artikel vom 13. Juli 2015 mit der Überschrift: „Kommt heute das Aus für Kreuth?“

Ob es „gute und konstruktive Gespräche“ werden, wie Herzogin Helene in Bayern vor etwa drei Wochen gegenüber der Tegernseer Stimme sagte, wird sich heute zeigen. Es tagt der 14-köpfige Vorstand der Hanns-Seidel-Stiftung. Danach wird Klarheit herrschen, ob und wie es für die CSU am legendären Tagungsort in Kreuth weitergeht. Eine Entscheidung wird noch am Nachmittag erwartet.

Vor drei Wochen glaubte CSU-Chef Horst Seehofer noch, es müsse ein Wunder geschehen, wenn die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) das Bildungszentrum in Kreuth weiterführen könne. Aus seinem Umfeld war zu hören, dass es schwierig werden könnte, sich mit der Vermieterin, Herzogin Helene in Bayern, zu einigen.

Es geht um viel Geld. So soll die Jahresmiete von derzeit 84.000 Euro auf angeblich 630.000 Euro steigen. Dieser Betrag sei aber von der Herzogin zu keinem Zeitpunkt genannt worden, erklärte ihr Anwalt Christian Nunn. Wie zu hören ist, argumentieren die Wittelsbacher, dass die aktuelle Miete weniger als 1 Euro pro Quadratmeter betrage. Dies ergebe monatliche Mietkosten von „nur“ rund 7.000 Euro für das gesamte Anwesen, was nicht annähernd einer Ortsmiete entspreche.

Zu Mietbeginn sei das Objekt auf Kosten der Vermieter saniert worden. Doch sei die weitere Instandhaltung laut Mietvertrag noch nicht vollständig erfüllt worden, hieß es Mitte April. „Es gibt noch einen gewissen Rückstau, das ist nicht zu verhehlen. Aber dafür ist die HSS verantwortlich“, sagte damals der Anwalt der Herzogin.

Statt Kreuth Kloster Banz?

Heute entscheidet sich nun die Zukunft der HSS in Wildbad Kreuth. Es tagt der 14-köpfige Vorstand der Stiftung. Von der Entscheidung am Nachmittag wird abhängen, ob und wie die Zukunft der CSU in Wildbad Kreuth aussieht.

In Kreuth finden jährlich neben den Klausurtagungen, 529 thematisch breit gefächerte Fortbildungsseminare statt, zuletzt mit 20.500 Teilnehmern. Doch die CSU unterhält eine zweite Tagungsstätte: das oberfränkische Kloster Banz. Und dieses habe bei der Belegung durch die HSS noch Luft nach oben.

Was immer auch heute „auf dem Tisch“ liegt, Kloster Banz wäre für die CSU eine Alternative. Doch ist für die Partei eine Zukunft ohne Kreuth vorstellbar? Seit fast 40 Jahren genießen die CSU-Klausuren im winterlichen Kreuth einen legendären Ruf.

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