Fast 100 Millionen Euro Steuergelder
Die Millionen-Projekte der Tal-Kommunen

Bau-Euphorie im Tegernseer Tal auch bei den Gemeinden. Vier der fünf Kommunen hauen Bauprojekten raus, als hätten sie Gelddruckmaschinen. Es geht um Millionenbeträge. Mitspielen will jeder, trotzt mancher Schulden im Rathauskeller.

So sah ein erster Entwurf der Pläne für das neue Feuerwehrhaus aus. Es handelt sich um Arbeitsproben, kein endgültiger Entwurf. / Quelle: Claudia Schreiber

Das Feuerwehrhaus in Tegernsee – geplant seit 2015

Erste Planungen starten 2015. Das Haus von 1927 gilt als veraltet, die Sicherheit der Freiwilligen nicht gewährleistet. Der damalige Stadtrat rechnet mit 6,5 Millionen Euro für das Haus. Umplanungen, Verzögerungen, Lieferkettenprobleme, Pandemie und andere Schwierigkeiten belasten das Budget. Acht Jahre später haben sich die Kosten verdreifacht. Es wird wohl auf 18 Millionen Euro hinauslaufen. In diesem Jahr soll in der 3.700 Einwohner zählenden Kleinstadt Einweihung gefeiert werden.

Alt und definitiv abrisswürdig-Rathaus Rottach-Egern Quelle: Archiv

Das Rathaus Rottach-Egern

2022 werden erste Planungen für einen Neubau bei einem Architektur-Büro in Auftrag gegeben. Im Februar 2023 stellt Bürgermeister Christian Köck die ersten Entwürfe und Planungen der Öffentlichkeit vor. Im Frühjahr 2024 soll das alte Rathaus abgerissen werden. 2026 dann das neue Haus fertig sein. Erste Schätzung für das Gesamtprojekt beziffert der Rathauschef auf 11,5 Millionen Euro. Widerstand inklusive – eine Bürgerinitiative formiert sich.

Der Badepark in Bad Wiessee

2022 wird das alte Schwimmbad am Westufer abgerissen. In einem Bürgerentscheid haben sich die Einwohner mit großer Mehrheit dafür entschieden. Anfangs will die Gemeinde das Bad noch aus eigener Tasche zahlen. Dann kommt die Pandemie, die hohen Energiekosten und ein Blick in leere Gemeindekassen entmutigt selbst größte Optimisten. Immer wieder ist von 30 Millionen Euro Gesamtkosten die Rede gewesen. Aber nachdem die Nachbargemeinden mit im Kostenboot sitzen, wird man bescheidener, nimmt sich andere Gemeinden wie Geretsried vielleicht zum Vorbild. Die haben nach langen Jahren der Planung im letzten Jahr ihr Schwimmbad eingeweiht: Kostenpunkt 19 Millionen Euro und ein jährliches Defizit von einer Million Euro. Klar ist, das Wiesseer Schwimmbad wird auf keinen Fall günstiger.

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Der Gasthof zur Post soll saniert werden. Das lässt sich die Gemeinde einiges kosten

Der Gasthof zur Post in Bad Wiessee

Das Gebäude in der Mitte des Ortes gehört der Gemeinde. Es muss saniert und an einigen Stellen neugebaut werden. Über die Kosten des Großprojekts hält sich Bürgermeister Robert Kühn bedeckt. Man müsse noch mit einem möglichen Pächter sprechen. Da sei noch nichts sicher. Aber dann kam letzte Woche die Gemeinderatssitzung, 23. März, und Kurt Sareiter (CSU) lässt die Bombe platzen: Ersten Schätzungen zufolge kostet die Rundumerneuerung rund 22 Millionen Euro.

Neues Kita-Zentrum mit Wohnungen in Bad Wiessee

Auf dem Gelände der Grundschule wurde im Sommer 2022 mit dem Neubau einer Kindertagesstätte begonnen. Im Erdgeschoss sind Krippenplätze für fünf Gruppen geplant. Im Obergeschoss Kindergartenplätze für vier Gruppen. Dazu kommen neun Wohnungen im Dachgeschoss. Fertigstellung ist für den Frühjahr 2024 geplant. Die Gesamtkosten betragen derzeit zwölf Millionen Euro.

Das Dürnbacher Feld in Gmund-Dürnbach. Hier sollen Wohnungen und Einrichtungen für Kinder und alte Menschen entstehen

Kita-und Pflegezentrum Gmund-Dürnbach

Auf zwei Hektar sollen Wohnungen und Einrichtungen für Kinder und alte Menschen geschaffen werden. Bislang ist ein Bebauungsplan verabschiedet worden. Über Kosten wurde nur vage gesprochen. Sie dürfen im Bereich zwischen 12 und 15 Millionen Euro Gesamtkosten liegen, so Insider, die mit dem Projekt vertraut sind.

Anmerkung

Natürlich lässt sich zu den Kosten vieles ergänzen: Einige Projekte werden erheblich von Landes- und Bundesebene gefördert. Hinzu kommt: Einige Kommunen wie Gmund (Papierfabrik), Rottach-Egern (Tourismus+Steuern) und Tegernsee (E-Werk) haben immer noch gut ausgestattete Haushalte. Auch Bad Wiessee hat gute Einnahmen aus der Spielbankabgabe und diversen Steuern. Aber die Westufer-Gemeinde drücken fast 24 Millionen Euro aktuell, geplant sind für 2023 42 Millionen Euro Schulden (Haushalt 2023). Die jüngsten Krisen und die gestiegenen Zinsen lassen Bauen zudem nicht günstiger werden. Eigentlich ist hier wenig Raum für Großzügigkeit.

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