Konkurrenz belebt das Geschäft

Politisch brisant waren heuer natürlich in erster Linie die Ergebnisse der Kommunalwahlen. Nicht nur der quasi Verzicht von Jakob Kreidl mischte die Wahl auf. Auch in den Tal-Gemeinden fieberten alle auf das Ergebnis hin. Und so manchem Favoriten machten die Wähler einen Strich durch die Rechnung.

Nach dem Auszählen geht es nun in den Hinterzimmern ans Taktieren.
An den Wahlabenden wurde es in diesem Jahr richtig spannend.

Noch wenige Wochen vor der Kommunalwahl sah es so aus, als ob es im Landkreis nicht zu großen Überraschungen kommen würde. Jakob Kreidl saß Anfang Januar mehr oder weniger fest im Sattel. Die vergangenen Affären hatten zwar ihre Spuren hinterlassen, doch eine Wiederwahl Kreidls schien das nicht ernsthaft zu gefährden.

Dazu passte es auch, dass sich die CSU demonstrativ hinter ihren Spitzenkandidaten stellte. Und auch die Favoriten im Tal wähnten sich ihrer Sache sicher.

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Kreidl manövriert sich ins Aus

Doch dann ging es Schlag auf Schlag. Nach dem Bekanntwerden immer neuer Details zu angeblichen Dienstfahrten, Ausflügen in die Schweiz sowie den horrenden Kosten für Kreidls eigene Geburtstagsfeier geriet die CSU in Miesbach ordentlich ins Wanken. Die Bevölkerung zeigte sich schockiert vom „System Miesbach“, von dem viele namhafte Politiker – parteienübergreifend – jahrelang profitiert hatten.

Für Kreidl selbst war die Wahl schon verloren, bevor sie überhaupt losging. Nach einem unwürdigen Gezerre und Gedruckse senkte Ministerpräsident Horst Seehofer höchstselbst aus der Staatskanzlei den Daumen. Kreidl entschwand nur wenig später in die gesundheitsbedingte Dienstunfähigkeit. Die CSU stand ohne eigenen Kandidaten bei der Landratswahl da, auch wenn Kreidl formal noch auf den Wahlzetteln stand.

Somit hatten die Bürger nur noch die Wahl zwischen FWG-Kandidat Norbert Kerkel, dem Sohn des verstorbenen Alt-Landrats Kerkel, sowie dem SPDler Robert Huber aus Bad Wiessee, dem FPD-Mann Martin Eberhard sowie dem Grünen Gemeinderat aus Gmund, Wolfgang Rzehak.

Konkurrenz belebt das Geschäft

Doch auch in den Talgemeinden versprach der Wahltag interessant zu werden. So zogen sich in Tegernsee mit Peter Janssen (altersbedingt) und in Rottach-Egern mit Franz Hafner (aus persönlichen Gründen) gleich zwei Amtsinhaber aus der Politik zurück. Somit war das Rennen um die Nachfolge eröffnet.

In Tegernsee einigten sich Bürgerliste und CSU auf Johannes Hagn als gemeinsamen Kandidaten. Der kommunalpolitisch noch völlig unbekannte Zollbeamte sollte nach Jahren der CSU wieder zu einem eigenen Kandidaten auf dem Chefsessel im Tegernseer Rathaus verhelfen. Sein Konkurrent aus den Reihen der SPD hieß Thomas Mandl. Er engagierte sich mit neuen Politikkonzepten und setzte sich für Transparenz ein.

In Rottach hingegen kam es zu einem Dreikampf. Christian Köck (CSU), Josef Bogner (Parteilos) und Hermann Ulbricht (Freie Wähler) kämpften um das höchste politische Amt im Ort. Für viele galt Bogner im Vorfeld als Außenseiter, hatte er sich doch erst bei den Freien Wählern als Kandidat angeboten, ehe er es als parteiloser versuchte. Daher erwarteten viele Bürger am Ende einen Zweikampf zwischen Köck und dem damaligen zweiten Bürgermeister Ulbricht.

Rolf Neresheimer und Peter Höß am Wahlabend. Derzeit ist die Stimmung zwischen den beiden eher frostig.
Rolf Neresheimer und Peter Höß am Wahlabend.

In Wiessee hingegen sah es lange nach einem Alleingang von Amtsinhaber Peter Höß (Wiesseer Block) aus. Doch wenige Monate vor der Wahl bekam Höß noch einmal Konkurrenz von dem politisch noch unbeschriebenen Blatt Rolf Neresheimer und seiner ranBW.

Innerhalb kürzester Zeit organisierte Neresheimer einen Wahlkampf und verschaffte den Wiesseern eine echte Alternative am Wahlabend. Als Streitthema kristallisierten sich insbesondere die Pläne um das Jodschwefelbad-Areal und den Badepark heraus.

Der Wahlabend

Am Wahlabend war dann zumindest auf Landkreis-Ebene eines klar: Die Affären um Kreidl hatten die CSU einiges an Stimmen gekostet. Sie stellen zwar nach wie vor die stärkste Fraktion im Landkreis, mussten jedoch einen Verlust von ganzen neun Prozent hinnehmen.

Großer Verlierer war auf Kreisebene neben der CSU aber auch die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Robert Huber. Während die Sozialdemokraten im Kreistag fast gar nicht von den Affären um Kreidl profitieren konnten, schaffte es Huber nicht einmal in die anstehende Stichwahl. Hier wollten die Wähler lieber Wolfgang Rzehak und Norbert Kerkel sehen.

In der Tegernseer Bürgermeisterwahl setzte sich der Favorit Johannes Hagn am Ende durch, auch wenn Mandl durchaus einen Achtungserfolg erringen konnte. In Rottach hingegen musste Mit-Favorit Hermann Ulbricht eine herbe Niederlage einstecken. Auch er schaffte es nicht mal in die Stichwahl. Selbst Konkurrent Christian Köck zeigte sich von dem Ergebnis überrascht. In Wiessee wiederum blieb Peter Höß zwar im Amt, doch Rolf Neresheimer stellte sich als harte Prüfung heraus.

Am Wahlabend: Wolfgang Rzehak (rechts), Georg von Preysing (mitte) und Norbert Kerkel (links).
Wolfgang Rzehak (rechts) mit Gratulant Georg von Preysing (mitte) und Norbert Kerkel (links).

In der abschließenden Stichwahl setzte dann vor allem Wolfgang Rzehak Akzente. Er konnte sich wiederum überraschend gegen Kerkel durchsetzen, der im ersten Wahlgang noch deutlich vorne gelegen hatte, und wurde somit zum ersten Grünen Landrat Deutschlands gewählt. In Rottach siegte Christian Köck am Ende deutlich gegen seinen Konkurrenten Josef Bogner.

Ausblick

Im Jahr 2015 ist die Schonfrist für alle Politiker vorbei. Spätestens dann müssen die Wahlversprechen eingelöst werden. Wie sehr kann Köck den Bauboom in Rottach-Egern eindämmen? Wie entwickelt sich das Schlüsselprojekt der Wiesseer am Jodschwefelbad und kann Bürgermeister Peter Höß tatsächlich Investoren präsentieren? Und wie sieht es mit den Bauprojekten in Tegernsee aus?

Dazu die nicht minder spannende Frage: Schafft es Wolfgang Rzehak, den Landkreis als Grüner mitzugestalten oder wird er, wie von einigen kritisiert, das Landratsamt eher verwalten?

Und damit dürfte jetzt schon eines klar sein: Auch das Jahr 2015 wird politisch spannend. Schließlich stehen in einigen Gemeinden wegweisende und potentiell umstrittene Entscheidungen an.

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