Krach.Kies.Kundenschwund.

Die Dauerbaustelle am Wiesseer Lindenplatz ist sowohl für Gäste als auch für die ansässigen Geschäftsleute ein Desaster. Eine Baumaßnahme, die Lärm verursacht und Kunden verscheucht. Wir haben mit einigen Inhabern gesprochen.

Dauerbaustelle Lindenplatz - zur Zeit wird die Straße in der Mitte aufgerissen.
Dauerbaustelle Lindenplatz – zur Zeit wird die Straße in der Mitte aufgerissen.

Die Autos, die durch den Ortskern von Bad Wiessee wollen, stauen sich an einer Ampel. Währenddessen haben ihre Fahrer ausreichend Zeit, die Bagger zu beobachten, die die vor ihnen liegende Straße gerade in der Mitte aufreißen. Der Grund der Baumaßnahme: am Lindenplatz entsteht eine Verkehrsinsel samt Querungshilfe.

Seit 30. März dieses Jahres dauern die Bauarbeiten bereits an. Zuerst hatte die Gemeinde den durch Privatgrund fließenden unterirdischen Heissenbach umverlegt. Seit Mitte Juni wurde der Lindenplatz umgebaut, die alten Pflastersteine sind herausgerissen und durch neue Steine ersetzt worden. Das Ganze soll den Ortskern verschönern – zumindest wenn alles fertig ist.

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Weniger Kunden, mehr finanzielle Einbußen

„Furchtbar, der Lärm. Im Juni ging die Baggerei los. Wir Geschäftsleute sind von der Baustelle nicht begeistert.“ Lydia Günzberger, Chefin einer Bäckerei am Lindenplatz ist davon überzeugt, dass die umliegenden Geschäfte mindestens 60 Prozent Einbußen durch den Bau haben. Normalerweise sei in der Bäckerei immer mehr los, aber seit der Baustelle seien die Kunden deutlich weniger geworden.

Unsere Gäste haben auf der Terrasse vor dem Geschäft ihren Kaffee getrunken, während vor ihren Augen Steine geschnitten wurden.

Warum man die Arbeiten zur Hauptsaison begonnen habe, ist für Lydia Günzberger unverständlich. Auch Bettina Petrovic, Ehefrau von Darko Petrovic, dem Inhaber des Geschäfts Frank Lederer, kann das nicht nachvollziehen: „Es war ein Wahnsinnslärm. Unsere Kunden waren sauer.“ Finanzielle Einbußen spüre man nicht. Das läge aber auch daran, dass die Kunden durch die Absperrungen direkt an ihrem Geschäft vorbeigeführt worden seien, sagt sie.

Baeckerei-Chefin Lydia Günzinger ist nicht begeistert von der Baustelle.
Bäckerei-Chefin Lydia Günzinger ist nicht begeistert von der Baustelle.

Hans Estner vom gleichnamigen Sportgeschäft hingegen nimmt die Baustelle gelassen. „Ich bin keiner, der nörgelt. Wenn es hinterher gut ausschaut…“ Auch er habe weniger Kunden durch die Baustelle. Wie sich das allerdings auf seine Zahlen auswirkt, könne er noch nicht sagen. Dazu müsse er die Statistiken der letzten Jahre vergleichen. Die Baufirma sei sehr bemüht und fleißig gewesen, so Estner.

Stattdessen kritisiert er den „greiseligen“ Brunnen auf dem Platz: „Den hätte man lieber wegmachen sollen. Die Gäste schätzen den bayerischen Jodelstil. Sie wollen nichts Modernes. Das Tegernseer Tal neigt dazu, sich zu verkaufen.“

Wenn der Kies vor dem Eingang liegt

Für Erika Berkhaus von Emelys Kaufladen ist die Baustelle ein Dorn im Auge:

Es war wirklich schlimm. Ich habe unter der Baustelle am längsten gelitten. Als die ganze Maschinerie losging, sind die Kunden regelrecht geflüchtet vor dem Krach.

Ihre Einnahmen haben sich im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte reduziert, sagt sie. An zwei, drei Tagen habe sie ihr Geschäft überhaupt nicht aufmachen können, weil der aufgeschüttete Kies vor ihrem Eingang lag. Auch die vorwiegend älteren Kunden mit ihren Rollatoren hätten nicht gewusst, wie sie zu ihrem Geschäft kommen sollten. Vor ihrem Geschäftseingang habe man Blumenkübel und Pfosten für die neuen Steine entfernt. Jetzt sei aus dem Weg eine Rennstrecke geworden:

Die Autos fahren mir über die Fußmatte.

Berkhaus ist froh, wenn endlich Ruhe einkehrt. Was das Ganze gebracht haben soll, weiß sie nicht. Vorher hätte der Platz mit seinen Pflastersteinen und Bäumen urig ausgesehen. Jetzt sei der Platz nur „kahl und hässlich.“

Alles andere als "Jodelstil" - Der Brunnen am Lindenplatz.
Alles andere als “Jodelstil” – Der Brunnen am Lindenplatz.

In der „Handy-Insel“ von Niyazi Karasubasi habe während der Bauarbeiten alles vibriert, erzählt Tochter Irem. Sie wisse selbst nicht genau, was man mit der Umbaumaßnahme bezwecke.

Gabriele Geismann, Inhaberin von Tracht und mehr, hat auf jeden Fall „deutlich weniger Einnahmen“:

Der Lärm, der Dreck und der Staub waren wirklich schlimm.

Auch für sie ist nicht nachvollziehbar, warum man genau zu der Zeit mit der Maßnahme begonnen habe, als die Gäste kamen. Fraglich für sie auch der Sinn. Denn obwohl der bisherige Zebrastreifen den Fluss des Verkehrs beeinträchtigte, würden die Fußgänger mit einer Verkehrsinsel gefährlicher leben, davon ist Gabriele Geismann überzeugt. Denn dann müsse jeder selbst schauen, in welchem Augenblick er über die Straße husche.

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