Medikamenten-Notstand auch am Tegernsee
Krank und keine Medikamente?

In vielen Apotheken im Tegernseer Tal sind zahlreiche Regale leer. Wichtige Medikamente, teils zum Überleben, sind nicht mehr erhältlich. Das betrifft vor allem auch die Kinder. Die Lage ist dramatisch.

Viele Medikamente sind derzeit nicht mehr verfügbar. Die Lage ist dramatisch.

Auch das Tegernseer Tal ist derzeit von einer starken Erkältungs- und Grippewelle betroffen. Hinzu kommt noch die Infektion mit Corona, der RS-Virus bei Kleinkindern und laut einer Mitarbeiterin der Kristall-Apotheke in Rottach-Egern eine Scharlach-Welle. “Das Immunsystem der Menschen ist derartig geschwächt. Leider ist es Standard geworden, dass die Leute “dauerkrank” sind”, äußert sie. Entsprechend groß ist der Ansturm auf Arzneimittel – doch genau die werden Mangelware.

Viele Medikamente ausverkauft

Laut der Mitarbeiterin sei einiges knapp. Kinderantibiotika seien momentan absolute Mangelware. Hustensäfte und -löser seien derzeit nicht einmal mehr lieferbar. “Ich habe insgesamt sechzig Hustensäfte bestellt für drei Monate, aber hundert gebraucht. Die Lage ist dramatisch”, sagt sie. Man versuche, zu improvisieren und im Zweifel die Arzneimittel im Labor selber herzustellen. “Dies wird dann natürlich teurer als beispielsweise ein Medikament aus China”, betont die Mitarbeiterin der Kristall-Apotheke.

Gegen Atemwegserkrankungen seien Antibiotika allerdings sehr wichtig, betont Klaus Deutinger von der Leonhardi-Apotheke in Kreuth. “Selbst unsere Reserve-Antibiotika neigen sich dem Ende zu”. Keine Möglichkeit, diese zu bekommen, gebe es außerdem für Schmerz- und Fiebersäfte bei Kindern unter vier Jahren. Selbst die Behandlung mit Zäpfchen stelle sich als schwierig dar.

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Vielseitige Gründe für Medikamenten-Mangel

Viele Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol seien inzwischen ebenfalls vergriffen. Gleiches gelte für diverse Blutzucker und Diabetes-Medikamente sowie Cholesterin-Senker. Ein Teil der Bevölkerung sei jedoch darauf angewiesen. Die Apothekerin in Rottach-Egern rät eindringlich:

Wenn es um Leben und Tod geht, dann sollte man lieber eine Packung mehr zu Hause haben. Mitarbeiterin der Kristall-Apotheke in Rottach-Egern

Doch liegt der Medikamentenmangel tatsächlich nur an den aktuellen Krankheitswellen? Die Apothekerin erklärt auf Nachfrage, dass es zwei Gründe für den Notstand gebe. Zum einen natürlich die derzeit extreme Nachfrage. Zum anderen aber vor allem die Abhängigkeit von China. 80 bis 90 Prozent der Arzneimittel kommen aus China.

Geschäftsführer der Leonhardi-Apotheke Deutinger gibt zusätzlich der Preispolitik in Deutschland teilweise die Schuld. In Österreich zahle man für gewisse Präparate mehr, sodass diese einen höheren Vorrat bekommen. Die Problematik sei schon lange bekannt, doch jetzt falle es auf. Es sei laut Deutinger eine Art Kettenreaktion. “Wir versuchen, auf andere Stärken auszuweichen. Bei Kindern beispielsweise auf ihr Alter entsprechende Tabletten umzustellen. Im schlimmsten Fall jedoch bekommt der Patient momentan gar nichts.”

Rechtzeitig kommen

Vor Weihnachten und zwischen den Feiertagen herrschte ein enormer Ansturm, äußert Deutinger. Das sei nun abgeflacht. “Ich denke, die große Welle ist vorbei”. Bislang waren es die Bewohner des Tals so gewohnt, jederzeit alle Arzneimittel zu bekommen, aber das funktioniere jetzt nicht mehr. Er rät eindringlich, nicht allzu lange zu warten. “Nicht erst kommen, wenn die letzte Tablette genommen wurde”. Vor allem nicht, wenn es um lebensnotwendige Medikamente gehe.

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