Im Frühjahr 2014 war Jakob Kreidl als Miesbacher CSU-Landrat zurückgetreten, als er nach seiner Sponsoring-Affäre mittels der Kreissparkasse Miesbach politisch nicht mehr zu halten war. Kreidl hatte sich seine 118.000 Euro teure Geburtstagsfeier vom Geldinstitut, dessen Chef des Verwaltungsrates er war, fast zur Gänze bezahlen lassen.
Die pompöse Feier im Wasmeier-Freilichtmuseum war nur die Spitze eines Eisberges. Binnen weniger Wochen wurden immer mehr Verfehlungen bekannt. Bei Kreidl bezifferte das Innenministerium einst die Schäden auf 1,7 Millionen Euro, bei Ex-Sparkassenchef Georg Bromme auf 4,3 Millionen Euro. Etliche Ansprüche aber waren offenbar verjährt.
So hatte die Sparkasse für jeweils 1,5 Millionen Euro eine Alm bei Bayrischzell und den Psallierchor im früheren Tegernseer Kloster erworben, aber auch Jagdausflüge, Bürgermeisterfahrten und Ausstattungen von Büros und Sitzungssälen und anderes finanziert – alles Dinge, die nichts mit ihren Aufgaben zu tun hatten. Am Ende war die Liste der Verfehlungen so lang, dass Kreidl sein Amt auf Drängen von CSU-Chef Horst Seehofer als Landrat los war. Die juristische Aufarbeitung folgte.
Vorwürfe der „Untreue bis Bestechlichkeit“
Am 27. Januar 2015 kam es zu einer Razzia in den frühen Morgenstunden. 13 Staatsanwälte und 75 Ermittler des Bayerischen Landeskriminalamtes durchsuchten 27 Wohnungen und Geschäftsräume im Landkreis Miesbach. Die Ermittlungsverfahren richteten sich in der Sponsoring-Affäre auch gegen aktive Mitglieder und Verwaltungsräte der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, wie deren Chef Georg Bromme.
Es geht um mehrere Verdachtsfälle von Untreue in den Jahren 2008 bis 2013. Im Raum stehen auch Vorteilsgewährung, Vorteilsannahme, Bestechung und Bestechlichkeit. Die Ermittlungen umfassen zwölf Komplexe mit einem Volumen von zusammen mehr als einer Million Euro.
Nach fast drei Jahren Ermittlungen zeichnet sich nun deren Ende ab. Die Länge des Verfahrens sei nicht ungewöhnlich, schließlich hätte viel Material gesichtet werden müssen, hieß es noch vor einem Jahr aus der Staatsanwaltschaft München II. Jetzt wird deren Pressesprecherin Andrea Mayer gegenüber der Tegernseer Stimme konkreter:
Es ist davon auszugehen, dass das Verfahren noch vor Jahresende abgeschlossen wird.
Derzeit werde „Tatvorwurf für Tatvorwurf“ eingehend geprüft. Ob Anklage erhoben wird, werde davon abhängen, was von den „Vorwürfen übrigbleibt“. Entweder komme es in dem aufwändigen Ermittlungsverfahren zur „Anklage oder es wird mangels Tatvorwurf eingestellt“.
Während Kreidl und Bromme strafrechtlich also noch bangen müssen, wurden die Forderungen der Kreissparkasse durch die Haftpflichtversicherung bereits abgegolten. Diese hatte sich schon vor zwei Jahren in einem Vergleich bereiterklärt, den entstandenen Schaden mit zwei Millionen Euro auszugleichen.
„Seitens der Bank sind damit keine Forderungen mehr offen“, sagte im Oktober 2015 Vorstandsvorsitzender Martin Mihalovits, er sei mit dem Vergleich „äußerst zufrieden“. Ob dies Ende des Jahres auch die Beschuldigten von sich sagen können, wird sich bald zeigen.
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