Landrat Kreidl und 17 Bürgermeister fordern: Heino Seeger soll wieder zurück

Ergänzung vom 13. Dezember / 7:52 Uhr
Die Unmutsbekundungen aus der lokalen Politik ob der vor einer Woche getroffenen Entscheidung der Veolia Verkehr GmbH den BOB-Geschäftsführer Heino Seeger absetzen zu lassen, reißen nicht ab.

Nachdem Landrat Jakob Kreidl gestern Vormittag seinen vom Landkreistag geforderten offenen Brief an die Konzernleitung geschickt hatte, sind am späten Nachmittag auch die 17 Bürgermeister des Landkreises unter der Federführung von Peter Janssen Kreidls Beispiel gefolgt.

Imageschaden für die BOB

Janssen erläutert in dem Schreiben an Stéphane Rambaud-Measson, Chef der BOB-Muttergesellschaft, warum die Ablösung des “langjährigen und in der ganzen Region hoch geschätzten Geschäftsführers” für die Bürgermeister nicht nachvollziehbar ist. Dabei verweist er auf den bereits jetzt eingetretenen Imageschaden für die BOB und die Veolia. Dieser dürfte noch deutlich größer ausfallen, falls die Entscheidung nicht zurückgenommen wird.

Darüberhinaus stehen die 17 Bürgermeister “in der Verantwortung” dafür, dass die Steuern der Bürger für den Eisenbahnverkehr optimal eingesetzt werden. “Wir leiden an überlasteten Straßen und sind dringend darauf angewiesen, dass die BOB wie bisher geschätzt und genutzt wird. Dies sei durch Seegers Mitwirken gewährleistet.

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Das gesamte Schreiben kann man sich hier herunterladen.

Ursprünglicher Artikel vom 12. Dezember
Nach der am 3. Dezember verkündeten Entscheidung den bisherigen Chef der Bayerischen Oberlandbahn Heino Seeger (58) durch einen neuen Geschäftsführer ersetzen zu lassen, sind die politischen Kreise im Landkreis weiter in heller Aufregung.

Obwohl die offiziellen Gründe für Seegers Rückzug aus der Führungsspitze der BOB gesundheitlicher und familiärer Natur sein sollen, empfindet nicht nur Tegernsee Bürgermeister Peter Janssen den “Rauswurf als äußerst unfair.“ Auch Landrat Jakob Kreidl hat sich nun in einem offenen Brief an die Konzernspitze gewandt.

Jakob Kreidl möchte Heino Seeger als BOB-Chef zurück haben

In seinem Schreiben, das Kreidl im Auftrag des Kreistages heute an die Veolia schicken lies, stellt er klar, dass der Landkreis äußerst unglücklich sei mit der Entscheidung, Seeger absetzen zu lassen. Unter anderem fordert der Landrat den Rauswurf des “58-jährigen Familienvaters drei Wochen vor Weihnachten” nochmal zu überdenken und Seeger an seiner “angestammten Stellen wieder einzusetzen”.

Hier der offene Brief von Landrat Jakob Kreidl an die Geschäftsleitung der Veolia Verkehr GmbH im Wortlaut.


Betreff: Entlassung des Geschäftsführers der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) Heino Seeger

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Bestürzung habe ich zunächst aus den Medien von der plötzlichen Entlassung des hoch geschätzten Geschäftsführers der BOB, Heino Seeger erfahren. Nachdem sich die bedauerliche Entscheidung bestätigt hatte, erfolgte am 5. Dezember im Kreistag des Landkreises Miesbach eine sehr deutliche Aussprache mit heftigen Unmutsbekundungen, die darin gipfelte, dass ich per einstimmigen Beschluss beauftragt wurde, mich mit einem offenen Brief an die Konzernspitze der Veolia Verkehr GmbH zu wenden.

Die BOB ist ohne Heino Seeger nur schwer vorstellbar – er ist in den Augen der Bevölkerung die personifizierte BOB! Er war es, der dem Unternehmen ein Gesicht gegeben hat. Er hat in den schwierigen Anfangsjahren Verantwortung übernommen und über die Jahre hinweg bei den Fahrgästen und den kommunalen Verantwortungsträgern das notwendige Vertrauen aufgebaut. Sowohl die Bürgermeister als auch ich als Landrat haben Heino Seeger als engagierten und überaus kompetenten Ansprechpartner hoch geschätzt. Er hat für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in unserer Region unglaublich viel geleistet und hat die BOB mit Herzblut tagtäglich gelebt. Er war immer serviceorientiert und ganz nah am Kunden. Daher ist es schwer nachvollziehbar und äußerst kontraproduktiv, dass dieser leidenschaftliche Eisenbahner das Unternehmen von heute auf morgen verlassen musste.

Der in der Pressemitteilung des Konzern angeführten Begründung, wonach die Entlassung „sowohl aus familiären als auch vor allem aus gesundheitlichen Gründen“ erfolgte, wird hier wenig Glauben geschenkt. Es drängt sich vielmehr der Eindruck auf, dass konzernstrategischen und betriebswirtschaftlichen Zielvorgaben der Vorzug gegeben wird. Erfolge auf regionaler Ebene sind – leider ganz im Trend der Zeit – wohl nicht mehr relevant für das Ergebnis eines global agierenden Konzerns. Mit dieser neuen Ausrichtung, dürfte vom Image eines sympathischen regionalen Bahnunternehmens bald nichts mehr übrig sein!

Einen besonders bitteren Beigeschmack erhält die vom Konzern praktizierte Vorgehensweise dadurch, dass es erst vor einigen Wochen unter der Führung von Heino Seeger im engen Zusammenwirken mit Bürgermeistern und Landräten gelungen ist, den Bahnverkehr auf den Strecken im Oberland für die BOB für weitere zehn Jahre zu sichern. Für diesen Erfolg, der nicht zuletzt dank seines vorbildlichen Einsatzes erzielt wurde, hätte Veolia seinem Top-Mitarbeiter Anerkennung und Dankbarkeit zollen müssen. Stattdessen wurde dem 58-jährigen Familienvater drei Wochen vor Weihnachten (!) der Stuhl vor die Tür gesetzt.

Sehr geehrte Damen und Herren, aus Betroffenheit, aber auch wegen der großen Verdienste, die sich Herr Seeger erworben hat, bitte ich Sie im Namen aller Mitglieder des Kreistags des Landkreises Miesbach eindringlich, Ihre Entscheidung zu überdenken und ihn an seiner angestammten Stelle wieder einzusetzen. Beweisen Sie, dass auch in einem Großkonzern der Mitarbeiter zählt!

Soll wieder zurück an seinen Platz als BOB-Chef. Heino Seeger bei einem Vortrag im Februar 2012.

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